Aber da hatten alle Beteiligten die Rechnung ohne die Formularversessenheit der zuständigen Ämter gemacht. „Wir haben drei Tage lang mit dem niederländischen und dem deutschen Finanzamt zugebracht, um die Sache unter Dach und Fach zu bekommen“, erzählt der Uerdinger Trainer, der mit seinem Team noch am Dienstag über ein 5:1 gegen den Holzheimer SV in die nächste Runde des Niederrheinpokals eingezogen ist.
In dieser Zeit, die im Tagesgeschäft Fußball wie eine Ewigkeit erscheinen kann, sei er durchaus auch ins Grübeln gekommen. „Da habe ich mir das mit der Arbeit im Ausland schon noch mal überlegt.“ Sein deprimierendes Fazit: „Ein einiges Europa mit fließenden Grenzen und so weiter, das ist im Moment noch eine reine Illusion.“ Dafür, warum ihm für seine Arbeit bei Alemannia Aachen die großen Umstände erspart blieben, hat van der Luer eine simple Erklärung: „Da verdient jeder ungefähr das Sechsfache und bei den Beträgen ist es dann auf einmal auch gar nicht mehr so schwierig, die Arbeitserlaubnis zu erhalten.“
Wenn viel Geld im Spiel ist, wird es einfacher
Nachdem die Formalitäten endlich abgehakt wurden, kann sich der Niederländer jetzt voll und ganz auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren. Sein Fazit der ersten Wochen fällt nach der Maximalausbeute von neun Punkten aus drei Spielen erwartet positiv aus: „In meinen Augen hat sich hier etwas grundlegend verändert. Die Mannschaft strahlt jetzt auch aus, dass sie eine solche ist. Damit, das so beizubehalten, sind wir jeden Tag beschäftigt.“ Zu sehr sei in der Vergangenheit in Individuen gedacht worden, zu wenig mannschaftlich. „Bei den Relegationsspielen gegen den FC Kray ist das offen zutage getreten. Die Essener haben mit einer aufopferungsvollen Mannschaftsleistung vermeintliche qualitative Defizite ausgeglichen.“
Letztlich sei er auch nicht der Meister des Erfolgs oder der Verursacher des Misserfolgs, wie er betont. „Das ist doch Scheisse. Bei mir verhält es sich nicht anders als bei dem Orchester-Dirigent Andre Rieu. Wenn sein Trompeter Mist baut, dann kann er dirigieren bis er tot umfällt und das Konzert bleibt trotzdem schlecht.“