Doch zwei Spieltage vor Schluss müssen die Domstädter um ihren sicher geglaubten ersten Platz bangen.
Denn die Sportfreunde aus Siegen haben eine unglaubliche Aufholjagd hingelegt und sind mittlerweile mit dem Finanzkrösus punktgleich. „Natürlich wäre es schön, als Meister aufzusteigen“, gibt Siegens Coach Michael Boris zu. „Aber viel wichtiger ist, dass wir die frühzeitige Rückkehr in die Regionalliga geschafft haben.“
Doch jeder, der Michael Boris kennt, weiß, dass der Trainer der Sportfreunde fußballverrückt ist. Emotionsgeladen, ehrgeizig und zielstrebig. Für ihn gibt es nur eine Richtung: nach oben.
Boris drückt im Aufzug nicht den Knopf nach unten
Dem Erfolg ordnet Boris auch alles unter, richtet sein ganzes Leben danach aus. Beispielsweise fährt er auf der Siegener Geschäftsstelle nicht mit dem Aufzug runter. Grund: Auf den Knöpfen im Lift steht: „Ich will nach oben“ und „Ich will nach unten“. Boris lacht: „Ich laufe immer die Treppen nach unten, denn ich würde niemals sagen, dass ich nach unten will. Das ist ein Unding.“
Diese Leidenschaft zeichnet den ehemaligen Windecker aus und hat ihn im Leimbachstadion zu einer Kultfigur gemacht. Gefühle, mit denen der A-Lizenzinhaber gewohnt locker umgeht. Doch nach dem Sieg gegen Homberg wurde der 36-Jährige von seinen Gefühlen übermannt. Nicht weil seine Mannschaft so gut spielte, sondern weil die Verantwortlichen des VfB ihm zum Aufstieg ein Trikot mit allen Unterschriften der Mannschaft überreichten. „Mir sind unzählige Schauer den Rücken herunter gelaufen“, berichtet Boris.
Seine Rührung ist verständlich, schließlich gab ihm Homberg am 1. Juli 2007 die Chance, sich als Trainer zu beweisen. Die nutzte Boris, machte sich einen Namen, wechselte nach Windeck, bevor es ihn zum FC Schalke verschlug. „Als wir in Köln gespielt haben, hatten wir für die Viktoria Blumen zu deren Aufstieg mitgebracht. Nach unserem Aufstieg haben wir aber weder in Schermbeck noch in Ahlen etwas bekommen. Deshalb ist die Geste des VfB einfach klasse. Das haben wir noch nie erlebt“, strahlt Boris, der auch nach fünf Jahren noch einen freundschaftlichen Kontakt zu den Klub-Bossen Thomas Bungart und Wolfgang Graf pflegt. „Das Trikot kommt bei mir zu Hause an die Wand, direkt neben das Euro-League-Trikot von Christian Pander.“
Und vielleicht ist daneben ja noch Platz für das Meistertrikot der Sportfreunde...