Doch Homberg hat bereits Ersatz gefunden. Der bisherige Reserve-Coach Frank Hildebrandt ist der neue Manager der Schwarz-Gelben. Der 42-Jährige, der die gesamte Juniorenabteilung der Linksrheinischen durchlaufen hat, kennt den Klub aus dem Eff-Eff. Der ehemalige Regional- und Oberliga-Kicker nimmt im RS-Interview kein Blatt vor den Mund und spricht nicht nur über seine Aufgaben, sondern auch über die Aufstiegschancen der Homberger, ohne dabei aber die Gefahren aus dem Auge zu verlieren.
Herr Hildebrandt, vor knapp 15 Monaten hatten Sie beim VfB die Bezirksliga-Mannschaft übernommen. Jetzt sind Sie schon bei der Ersten. Wie ist es zu diesem rasanten Aufstieg gekommen?
Es stand schon zum Ende der vergangenen Rückserie fest, dass ich oben etwas machen werde. Schließlich kenne ich den Klub seit einer Ewigkeit und bin mit Präsident Thomas Bungart wie auch Abteilungsleiter Wolfgang Graf befreundet. Als ich gemerkt habe, dass es mit dem Trainerjob nicht so funktionieren kann, weil ich beruflich stark eingeschränkt bin und nicht regelmäßig da sein kann, war uns allen klar, dass ich andere Aufgaben übernehmen werde.
Welche?
Wolfgang und ich teilen uns momentan noch alle Arbeitsbereiche. Wenn die Saison dann erst einmal angelaufen ist, wird der sportliche Part eher mir gehören und Wolfgang wird sich vermehrt um den kaufmännischen Bereich kümmern.
Obwohl der VfB lange um den Klassenerhalt zittern musste, hatten Sie den Kader für die neue Saison als erster Verein stehen. Wie haben Sie das gemacht?
Homberg verfügt über ein gewachsenes Umfeld. Das ist unser Plus, denn bei uns gehen nicht immer 14 Mann weg und 15 Neue müssen integriert werden. Auch wirtschaftlich sind wir gesund, sodass wir unseren Verpflichtungen immer nachkommen. Das wissen auch die Spieler zu schätzen und mussten nicht lange überlegen.
Ist der Kader mit 21 Mann komplett?
Eine Position ist noch offen. Die müssen wir nicht unbedingt besetzten, aber wir suchen noch jemanden für die linke Seite.
Was ist in der kommenden Serie mit der neuen Truppe des VfB möglich?
Die Qualität ist sicherlich nicht schlechter als in der Vorsaison, denn wir haben nur zwei Stammspieler verloren und gute neue Jungs geholt. Weil die Klasse nicht so stark wie zuletzt sein wird, können wir durchaus auch Chancen haben, uns im Dunstkreis von Platz sieben zu bewegen. [ b]Augenblick: Die Liga ist nicht so stark wie im Vorjahr?[/b]
Ja, denn es steigt niemand ab. Es gibt sicherlich einige Klubs, die aufsteigen wollen und müssen. Dazu zähle ich Viktoria Köln, die Sportfreunde Siegen, den KFC Uerdingen und die Zweitvertretungen der Bundesligisten. Der Rest nimmt diese Saison allerdings zum Anlass, sich zu konsolidieren. Und das sind dann die Teams, mit denen wir uns auf Augenhöhe befinden. Deshalb denke ich, dass es zwar eine Zweiklassengesellschaft sein wird, in der man sich aber behaupten kann.
Und der VfB will die Relegation für die Regionalliga erreichen?
Warum nicht? Zuletzt sind wir Elfter geworden und man muss sich doch immer steigern. Was will man den Jungs auch sonst für ein Ziel geben? Den Nicht-Abstieg auszurufen ist ja kein Ziel. Es wäre sicherlich eine große Überraschung, wenn wir das schaffen würden, aber auch eine tolle Herausforderung. Unsere Infrastruktur stimmt und wirtschaftlich sind wir gesund.
Dennoch ist die Regionalliga ein finanzielles Wagnis. Könnten Sie ihren Etat dafür verdreifachen?
Mit unseren Mitteln wird die Regionalliga nicht funktionieren. Dann wäre das gesamte Umfeld gefordert. Dennoch wäre es reizvoll, sich in der vierten Klasse zu beweisen. Ob der Sprung wirtschaftlich aber auch wünschenswert ist, muss man abwarten.
Das Standing der unteren Ligen hat durch die ständigen Reformen gelitten. Ist es nicht lukrativer, viele Derbys in der Oberliga Niederrhein zu haben?
Sicherlich ist der lokale Aspekt nicht zu verachten. Aber wenn man mal die Chance haben sollte, hoch zu kommen, könnte man sie auch nutzen. Es stimmt, dass die ewigen Strukturreformen dem Amateurfußball geschadet haben. Doch ich bin mir auch sicher, dass die Verantwortlichen der Fußballverbände aus ihren Fehlern gelernt haben. Man fragt jetzt auch mal die Vereine, was sie wollen und entscheidet nicht über unsere Köpfe hinweg.
Welchen Lösungsvorschlag haben Sie, den Amateurfußball wieder attraktiver zu machen?
Die Ausgliederung der U23-Mannschaften. Ich bin mir sicher, dass allen Vereinen damit schon extrem geholfen wäre. Denn die Reserveteams bringen keine Zuschauer und sind unattraktiv. Das wäre der richtige Schritt.