Immerhin war es bis zum Freitagabend überhaupt erst einer Gästemannschaft in dieser Saison gelungen, an der Hafenstraße Zählbares zu erbeuten. Und geschätzte 6000 der 6380 Zuschauer hätten wohl schon kräftig flunkern müssen, um zu behaupten, dass die Erwartungshaltung vor dem Spiel nicht irgendwo zwischen Heimsieg und der nächsten Galavorstellung lag. Doch das Pokalspiel gegen den Wuppertaler SV ist Geschichte und selbst beim NRW-Liga-Tabellenführer nicht jeder Spiel- gleich ein Feiertag. „Wir haben nicht gut gespielt“, gab RWE-Trainer Waldemar Wrobel unumwunden zu. „Wir hatten kaum Staffetten, wir hatten wenig Aktionen, die wir final vorgetragen haben, wir hatten wenig gelungenes Passspiel, daher müssen wir mit dem Punkt leben.“
Trotz klarer Feldüberlegenheit stellten sich die Essener oft zu umständlich an und hatten offenbar auch mit den schwierigen Platzverhältnissen so ihre Probleme. Daher war es irgendwie bezeichnend, dass Cedric Vennemann erst durch eine grobe Kommunikationspanne in der Westalia-Defensive mit Glück an das Spielgerät gelangte und zum 1:0 einschob (31.). Fortan taten die Hausherren zu wenig, um den Vorsprung auszubauen. Beinahe folgerichtig also, dass Dennis Buschening (78.) einen Konter zum 1:1-Endstand abschloss.
Angesichts der Tabellenstands ist es für den Spitzenreiter sicherlich verschmerzbar, nur einen Punkt geholt zu haben. Aufzuarbeiten sind da schon eher die spielerischen Defizite, die der Coach höchstselbst ansprach. Doch auch diese seien nichts anderes als normal. Dass die junge Mannschaft kaum über eine komplette Saison auf konstant hohem Niveau spielen könne – selbstverständlich. Oder? „Wir haben 41 Punkte auf dem Konto. Wir haben gegen Rhynern und auch gegen Velbert in dieser Saison schon unentschieden gespielt und doch am Ende eine ganz gute Hinrunde gespielt“, findet der 41-Jährige. „Von daher wäre es vermessen, jetzt irgendwie nervös zu werden. Wir haben immer gesagt, dass wir solche Spiele haben werden. Das haben andere auch, das wird immer wieder mal passieren und ist ganz normal. Wir sind völlig entspannt.“