Das zentrale Thema beim Dialog mit den 30 Fans, die der Einladung des 09-Vorstands gefolgt waren, war natürlich der Info-Brief des Vereins und die damit verbundene einmalige Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. Damit haben sich Jacob und Co. ganz offensichtlich keine Freunde gemacht. "Mit diesem Unmut haben wir ehrlich nicht gerechnet", gibt Jacob zu, "wir haben das in der Kommunikation wohl falsch angefasst." Zumindest darüber war man sich einig.
Dabei ging es gar nicht um die Höhe der Zahlung, sondern vielmehr um mangelnde Transparenz. Als "Fass ohne Boden" bezeichneten die Anhänger die aktuelle Situation und hinterfragten dementsprechend den Sinn und Zweck dieser mehr oder weniger "freiwilligen" Spende. Zu groß sei die Gefahr, dass man Probleme einfach nur wieder aufschieben würde. "Im Januar werden wir Gespräche mit großen Unternehmen führen, die uns Unterstützung zugesagt haben", führte Jacob aus. Worte, die man nicht zum ersten Mal an der Lohrheide vernimmt.
"Die Trauben hängen ziemlich hoch. Vielleicht habe ich zu oft die eine oder andere unüberlegte Aussage getätigt", räumte Jacob ein. "Diese Sprüche bekomme ich jetzt regelmäßig aufs Brot geschmiert." In der Tat sind Aussagen wie "Mittelmaß ist uns nicht gut genug" allgegenwärtig - und wirken angesichts der aktuellen Situation wie eine Farce. "Da stimmte es mit der Außendarstellung einfach nicht", fand der Ex-Profi ein Einsehen.
Natürlich wurden auch knallharte Fakten gefordert, und Jacob lieferte diese. "Wir haben unseren Etat um 40% auf 575.000 Euro gesenkt. Das ist unerlässlich, wenn man den Verein entschulden möchte. Durch Belastungen, die plötzlich auftraten, wird unser Budget jedoch stark belastet." Im Detail spricht Jacob von 8.000 Euro, die die Ex-Spielerin Kerstin Stegemann einklagte. Darüber hinaus zahlreiche Rechnungen aus der Bundesligazeit der 09-Ladies, außerdem Nachforderungen der Berufsgenossenschaften und der Sozialversicherungsträger, über die seine Vorgänger nicht ordentlich Zeugnis abgelegt haben sollen. Da kommt schnell eine sechsstellige Summe zusammen.
Zu allem Überfluss ist die regelmäßige Zuwendung von Klaus Steilmann, der vor rund zwei Wochen verstarb, schon seit mehreren Monaten nicht mehr geflossen. "Wir wissen, was die Familie in letzter Zeit durchgemacht hat und nun noch auf sie zu kommt.", erklärte Jacob. "Ohne die Hilfe unserer Mitglieder befinden wir uns auf ganz dünnem Eis."
Darauf wandelt auch die Frauen-Abteilung aktuell. RevierSport berichtete exklusiv über den Antrag auf Ausgliederung aus dem Hauptverein, Jacob konnte den Vorgang bestätigen. "Ich weiß, dass eine Sitzung in dieser Abteilung stattfand und dass man sich wohl für eine Ausgliederung ausgesprochen hat. Wir sind die letzten, die das forcieren würden, aber Reisende soll man bekanntlich nicht aufhalten." Klare Bekenntnisse zu den Zweitliga-Damen hören sich wohl anders an.
Die Stimmung beim Fan-Treffen war sicherlich gereizt, dennoch gab man dem Vorsitzenden die faire Chance, sich zur aktuellen Entwicklung zu äußern. Jacob versicherte glaubhaft, dass man die aktuellen Probleme in den Griff kriegen würde. Man signalisierte zwar Hilfsbereitschaft, stellte aber auch klar: Sollte es in Kürze wieder zu "Liquiditätsproblemen" kommen, ist der Kredit des 1. Vorsitzenden wohl endgültig verbraucht.