Eiswasser soll ja gesund sein. Aber nicht alle stehen darauf, kalt duschen zu müssen, schon gar nicht im Winter. Dass am Sonntag kein Tropfen warmes Wasser zu haben war auf der Sportanlage an der Dickebank, wäre allein höchstens eine Randbemerkung wert.
Wenn sich nicht die komplette Anlage mittlerweile in einem beklagenswerten Zustand befände - und mit der Anlage allmählich der ganze dort ansässige Verein inklusive Landesliga-Mannschaft, inklusive der Bedingungen wegen schwindender Jugendabteilung.
Im Winter gehen die Kicker von SW Wattenscheid 08 regelmäßig auf Tournee, sozusagen. Trainiert werden kann weder auf dem Rasenplatz, der dann einem Feuchtbiotop ähnelt, noch auf dem matschigen und viel zu kleinen Ascheplatz. Die Spieler von 08-Trainer Jürgen Meier dürften inzwischen alle Winkel dieser Stadt, in denen der Ball rollt und nicht steckenbleibt, kennengelernt haben.
Lustig ist das schon längst nicht mehr. Schwarz-Weiß geht bald die Puste aus. Verbandsabgaben sind zu bezahlen, Stromrechnungen und Platzbenutzungsgebühren. Nachdem sich der Schiedsrichter am vergangenen Sonntag geweigert hatte, die Partie gegen Obersprockhövel anzupfeifen, musste man den Besuchern sogar das Eintrittsgeld zurückzahlen.
„Seit Oktober haben wir fast keine Einnahmen mehr“, sagt der SW-Vorsitzende Willi Peters, der vor Jahren noch an eine lichte Zukunft geglaubt hatte.
Zunächst wollte die Stadt den Ascheplatz sanieren, von 220000 Euro war damals die Rede. Dann wurden sogar Pläne für einen Kunstrasenplatz nicht nur geschmiedet, sondern, wie es sich gehört, auf Papier gezeichnet. Als dieses Projekt im Sommer 2015 platzte, weil die benachbarte Brotfabrik Bereket sich nicht erweitern durfte und deshalb kein Geld für einen Teilkauf des Grundstückes floss, hoffte man bei den Schwarz-Weißen darauf, wenigstens den ursprünglichen Plan realisieren zu können: die Sanierung des Ascheplatzes.
Es hatte zuvor Gespräche gegeben mit Vertretern des Sport- und Bäderamtes, auch mit Amtsleiter Klaus Retsch. Ebenfalls dabei gewesen sein soll damals der SPD-Landtagsabgeordnete Serdar Yüksel, der sich, so Peters, für die Sanierung stark machen und „den Kopf für das Projekt hinhalten wollte“. Doch nach all’ dem Hickhack um Bereket und den dann nicht realisierten Kunstrasen habe sich, so Retsch, die „Priorisierung“ geändert: „Es gab andere Entwicklungen auf anderen Anlagen.“
Das Projekt Dickebank wurde auf die lange Bank geschoben, wo es heute noch liegt. In der aktuellen Prioritätenliste, hieß es im Dezember 2017, befänden sich die Wattenscheider mit ihrem Sanierungswunsch auf Rang drei - hinter den Sportanlagen am Hessenteich und an der Wohlfahrtstraße. Zudem wurde vor verfrühtem Jubel gewarnt: „Hier nun ein Zeitziel zu setzen, wäre unseriös“, weil Maßnahmen aus Sonderprogrammen zu berücksichtigen seien und „wir hier an unsere personellen Kapazitätsgrenzen kommen“.
Willi Peters Kommentar am Sonntag nach der Spielabsage war pure Resignation: „Die Kabinen sehen aus wie im Krieg. Es macht alles keinen Sinn mehr.“