Allerdings nicht im herkömmlichen Sinne.
140 Grounds besucht
Wir wollen keinen Fußballspielen in Island, Kasachstan oder Ägypten beiwohnen und uns „Länderpunkte“ notieren. Unser Motto lautet: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Sprich: Ein ganz eigenes, besonderes und unverwechselbar-liebenswertes Milieu – der Amateurfußball direkt vor unserer Haustür.
Und so tingeln wir seit dem besagten Sonntag im August 2014 (seinerzeit Arminia Lirich II – Sportfreunde Königshardt II) über die Fußballplätze im Revier. Satte 140 Grounds (Meisterschaft, Pokal, Relegationen) sind seither zusammen gekommen. Was wir zu sehen bekamen, waren alte, vor Tradition triefende Bruchbuden und marode Aschenplätze. Aber auch moderne Kunstrasen-Anlagen mit ebenso zeitgemäßen Klub- und Vereinshäusern. Jede erzählt ihre ureigene Geschichte.
Aber nicht nur die Plätze oder die Spiele an sich, sondern auch das ganze Drumherum hat uns fasziniert. Ein Bierchen mit Marco Reus nach dem Spiel? Unmöglich! Ein Bierchen mit dem Spielmacher und entscheidenden Torschützen vom TSV Broich aus Mülheim? Klar, warum auch nicht? Ein kleiner Plausch mit alt eingesessenen Schlachtenbummlern, Vorstandsmitgliedern oder einfach nur deren Kommentare auflesen? Aber sicher! Immerhin besser und volksnaher, als in den
Multifunktionsarenen der Bundesliga anonym rumzusitzen und als zahlender Kunde angesehen zu werden. Wie immer mehr echten Fußballfans, die wirklich die Liebe zum Spiel auf die Ränge treibt, ist uns vieles am heutigen Profifußball unerträglich geworden: Horrende, immer weiter steigende Eintrittspreise, sattes Eventpublikum, die unstillbare Gier der Spieler und ihrer Berater. Die ständigen Diskussionen über die Abschaffung der Stehplätze. Plastikklubs, die nur existieren, weil sie von Konzernen zu Marketing-Zwecken benutzt werden. Und von den zynischen, teilweise offen korrupten Funktionären bei DFB, DFL, UEFA und/oder FIFA will man gar nicht erst sprechen. Sie sehen den Fußballsport ausschließlich als Mittel zum Zweck für ihre Machenschaften.
Doch der wahre Fußball lebt. In den vielen kleinen Vereinen vor Ort, wo die Vorsitzenden und ihre Helfer das Klub-Leben trotz aller Mühen und finanziellen Probleme aufrecht erhalten. Und die Kicker den alltäglichen Spagat eines Amateurfußballers zwischen Beruf und Sport vollbringen.
Mit dieser Serie wollen wir ein Jahr lang in zwei typische Klubs aus unserer Fußball-Region eintauchen. Wir begeben uns auf eine einjährige Reise durch die Kreisliga A in Essen und die Landesliga Niederrhein, Gruppe 2. Begleiten dort intensiv und hautnah zwei Vereine auf ihrer Jagd nach Punkten und Toren.
Da wären der neue Fusionsverein und Aufstiegsaspirant DJK Sportfreunde Katernberg 13/19. Und aus der Landesliga Niederrhein TuS 06 Viktoria Buchholz. Beide haben uns ihre Türen weit geöffnet und wir sind sicher, dass in den nächsten zwölf Monaten das ultimative Buch zum heutigen Amateurfußball entsteht. Denn Buchholz und Katernberg stehen, bei aller Eigenart, für Tausende kleine Vereine und Hunderttausende Kicker, die noch aus Leidenschaft und Begeisterung dem Leder hinterher jagen.
Wir freuen uns auf viele Eindrücke und Erlebnisse. Für uns kann die Saison beginnen.