Eine bewegte Karriere liegt hinter dem ehemaligen Nationalspieler, der alleine für Borussia Mönchengladbach weit über 300 Bundesligaspiele absolvierte, dabei mehr als 60 Tore schoss. Zu seiner aktiven Zeit schnürte er auch für Fortuna Düsseldorf, den FC Schalke und Wattenscheid 09 seine Stiefel.
Als Trainer durchlief er dann so ziemlich alle Klassen, die es nur gibt. Aktuell trainiert er den ambitionierten Landesligisten Arminia Klosterhardt. Wir sprachen kurz vor seinem Ehrentag mit dem Kulttrainer von RWO über seine bewegte Vergangenheit und über die Auswüchse des modernen Fußballs, die Bruns oftmals ein Dorn im Auge sind.
Hans-Günter Bruns, wird am Samstag groß gefeiert? Nein, das wird ein kleinerer Kreis sein. Familie, ein paar Freunde und Sonntag haben wir mit Klosterhardt das Lokalderby gegen Sterkrade-Nord, da steh ich wieder auf dem Platz.
Sie haben über 40 Jahre auf dem Buckel. Was hat Sie in der ganzen Zeit am meisten geprägt? Geprägt hat mich so ziemlich alles. Man nimmt bei jeder Geschichte was mit. Im Idealfall lernt man aus jeder Situation etwas. Wichtig war mir, dass ich einer bleibe, der völlig klar in der Birne ist und ich nicht in eine andere Richtung abdrifte.
Es gab Kollegen, die haben Bücher geschrieben. Könnten Sie das auch anhand der Geschichten, die Sie erlebt haben? Eins? Ein Wahnsinn, was ich erlebt habe. Ich war niemals rundgelutscht, daher hätte ich Stoff für drei Bücher. Ich wüsste gar nicht, wo ich anfangen soll.
Sind Sie froh, dass Sie zur damaligen Zeit aktiv waren, als die Verdienstmöglichkeiten noch etwas geringer waren? Wenn ich das heute sehe, bin ich super froh, dass ich zu der Zeit gespielt habe, wo ich aktiv war. Klar, heute kann man ein zigfaches verdienen. Aber wir haben auch ordentlich verdient und wir hatten mit Sicherheit viel mehr Spaß dabei. Wir mussten keine Rhetorikkurse abhalten oder sonst etwas. Wir haben trainiert, wir haben gespielt, das alles vor etwas weniger Zuschauern. Auch die Fans waren nicht so ein Partypublikum wie heute. Das waren wirkliche Fußballfans, heute ist das nur ein Event.
Macht es das für Sie als Trainer heute schwieriger, weil die Generation ganz anders daherkommt als zu Ihrer aktiven Zeit? Ich bin schon fast 35 Jahre auch als Trainer aktiv. Da kann ich das wunderbar vergleichen. Heute ist das ein völlig anderer Schlag an Spielern als vor zehn, 20 oder 30 Jahren. Das ist schon verrückt, wie sich das verändert hat.
Hat sich auch der Zusammenhalt in einer Mannschaft im Schnitt verändert? Auf jeden Fall. Dieses Zusammensein nach einem Spiel, was zusammen trinken, das gibt es heute kaum noch.
Als Aktiver waren Sie die längste Zeit in Gladbach, als Trainer war RW Oberhausen die erfolgreichste Station. Sind das die beiden Vereine, die Sie noch am meisten verfolgen? Ich verfolge viele meiner alten Klubs. Adler Osterfeld zum Beispiel, das war eine tolle Zeit. Da hatten wir eine Mannschaft, die war einfach nur klasse. Der Spaßfaktor war dort enorm hoch, das gilt auch für Sardegna Oberhausen, da hatte ich jedes Mal Freude zum Training zu kommen. RWO war die erfolgreichste Zeit, weil wir im hohen Bereich zwei Mal aufgestiegen sind.
In der Wintervorbereitung bei RWO soll es mal ein zünftiges Ritteressen gegeben haben. Was können Sie darüber berichten? Das stimmt, das war mit einer Mannschaft, die anders war als normale Zweitligisten. Mit der Truppe konnte man auch richtig feiern. Ich wage es zu bezweifeln, dass das heute noch so geht. Wir waren damals in der Sportschule Hennef und haben uns dort abseits vom Schuss vorbereitet. Nach dem vierten Tag gab es das Ritteressen, das ging schon in die Geschichte ein. Das war ein toller Abend, sehr lustig, zudem mit sehr viel Alkohol, speziell Met, wie es bei den Rittern üblich war. Wir haben dann am nächsten Tag erst am Nachmittag trainiert, damit die Jungs auch etwas regenerieren konnten.
Gibt es heute noch Kontakte nach Oberhausen? Oder gehen Sie regelmäßig ins Stadion? Ich war nach meiner Zeit dort nur ein Mal im Stadion, aber auch nur, weil ich einen kommenden Gegner beobachtet habe. Das ist zu viel negatives am Ende abgelaufen, da ziehe ich das dann auch durch, dass ich mich zurückziehe. Zu Hajo Sommers habe ich noch Kontakt, wir treffen uns eigentlich regelmäßig auf einen Kaffee.
Haben Sie auch noch Leute aus der Anfangszeit Ihrer Karriere, mit denen Sie in Kontakt stehen? Ja, ich bin öfter mal in Gladbach im Stadion, da sieht man immer Jungs von früher. Ob es Aki Wimmer ist oder Herbert Laumen, die waren sogar vor meiner Zeit aktiv. Es ist immer sehr angenehm in Gladbach, weil man dort immer mit ehemaligen Jungs konfrontiert wird. Denn Gladbach war damals ein sehr spezieller Verein, es war total familiär.
Was Sie auch berühmt gemacht hat, war der Sololauf in der Saison 83/84 gegen Bayern München, als Sie über den ganzen Platz stürmten, um am Ende beide (!) Pfosten zu treffen. Werden Sie auf diese Szene noch häufig angesprochen? Viele Leute haben dieses Nichttor des Jahres im Kopf. Das war eine Situation für mich, die total außergewöhnlich war. Klar, dass man dort immer mal wieder angesprochen wird.
Wer war als aktiver Spieler Ihr Lieblingstrainer?
Erst einmal muss ich sagen, dass ich das Glück hatte, viele tolle Trainer zu haben. Ich habe versucht, von jedem etwas mitzunehmen. Aber eindeutig am meisten geprägt wurde ich von Jupp Heynckes. Für mich der beste Trainer, den ich bisher kennengelernt habe.
Kommen wir zu den neuen Medien. Kommen Sie mit social media zurecht? Haben Sie sogar einen eigenen Facebook-Account? Da mache ich gar nichts. Die ganze Nummer im Internet ist im Bereich des Fußballs für mich das Allerletzte. So etwas kotzt mich richtig an. Wenn ich da lese, wird mir schlecht.
Zum Abschluss noch eine Frage bezüglich Ihrer Zukunft. Sie haben fast alle Klassen kennengelernt und sind aktuell beim Landesligisten Arminia Klosterhardt. Sehen Sie dort auch Ihre Zukunft? Das ist auch ein familiär geführter Verein. Dort gibt es eine super willige Mannschaft, es macht riesig Spaß dort zu trainieren. Ich habe es der Truppe noch in der letzten Woche gesagt: Ich habe das in der Form noch nicht erlebt. Wahnsinn, wie die in den Spielen und im Training agieren. Früher musste man die Teams immer mal etwas anschieben oder Druck machen. Bei der Mannschaft überhaupt nicht, die muss ich eher bremsen. Die sind dermaßen gallig darauf Fußball zu spielen, da habe ich es gut getroffen. Es macht mir viel Spaß, ich glaube, alle Beteiligten sind an einer längerfristigen Zusammenarbeit interessiert. Wie lange das ist, wird man sehen. Zum einen, was meine Gesundheit angeht, zum anderen muss ich diesen Spaßfaktor haben, ohne den geht es nicht mehr.