Als der VfL Schwerte im Sommer 2010 nach zehn Jahren seine Zelte in der Westfalenliga abbrechen musste, war die Enttäuschung rund um den Schützenhof spürbar. Immerhin hatte der Verein den kleinen Vorteil, dass der Abstieg relativ früh klar war. Dadurch hatte Trainer Rüdiger Kürschners ein wenig Zeit, den Umbruch vorzubereiten. Nach dem ersten halben Jahr in der Landesliga, zieht er ein weitestgehend positives Fazit. „Wir haben uns anfangs etwas schwer getan, weil wir die neuen Spieler integrieren mussten und das Spielsystem von Libero auf Viererkette umgestellt haben. Die Mannschaft hat sich dann aber gefangen und wir haben ganz hervorragend zusammenarbeiten können.“
Direkter Wiederaufstieg vorerst kein Thema
Welches Potenzial in dem aus Nachwuchskräften aus der eigenen Jugend und dem näheren Umfeld zusammengesetzten Team schlummert, konnte man bei den Erfolgen gegen den FSV Werdohl (2:0) und die SG Hemer (3:1), immerhin das Führungsduo der Liga, sehen. Rund um diese Erfolge hatte der VfL seine stärkste Phase in der Hinrunde, als 16 Punkte aus sechs Spielen geholten wurden. Kürschners freut jedoch noch mehr, dass sich seine Schützlinge nach dem bitteren 0:5 gegen die SF Siegen II wieder fangen konnten. „Das haben sie gut verkraftet. Wir haben sofort wieder an unsere Leistungsstärke angeknüpft.“
Der Lohn nach der Hinrunde ist ein guter siebter Platz und das Wissen, dass Rang zwei, der zur Teilnahme an der Relegationsrunde berechtigt, nur zwei Zähler entfernt ist. Daran, dass sogar der direkte Wiederaufstieg möglich ist, will Kürschners aber vorerst keinen Gedanken verschwenden. Für ihn ist die Entwicklung der jungen Spieler entscheidend. „Wenn man ganz oben mitspielen will, muss man enorm konzentriert arbeiten und darf nicht überheblich werden. Das müssen die Jungs erkennen.“
Personell bleibt Kürschners seiner Linie treu
Fußballerisch ist der Coach mit seinen Schützlingen zwar zufrieden, dass sich beim VfL nun ausgeruht wird, ist allerdings ausgeschlossen. „Stillstand ist Rückschritt“, betont Kürschners und spricht die Dinge, die besser werden müssen, offen an. „Wir schalten zu langsam von Abwehr auf Angriff um und rücken nach abgewehrten Standardsituationen zu spät raus. Unser Konterspiel muss besser werden. Außerdem müssen wir an unseren eigenen Ecken und Freistößen arbeiten. Wir haben kopfballstarke Leute, sind da aber nicht effektiv genug.“
Personell bleibt Kürschners seiner eingeschlagenen Linie treu. Die Zeiten, in denen zahlreiche erfahrene – teilweise teure – Spieler im Winter nachverpflichtet wurden, sind vorbei. Dem einzigen Abgang – Julian Wemmer zieht es zum SC Hennen – steht nur die Verpflichtung von Torhüter Sebastian Rost gegenüber, weil Ersatztorhüter Kai Knies mit einem gebrochenen Fuß aus dem Skiurlaub heimkehrte. Außerdem kehren die Langzeitverletzten Welf Wemmer (Augenverletzung) und Fabian Raulf (Mittelfußbruch) ins Team zurück.
Kaum Veränderungen im Kader, eine junge, erfolgshungrige Mannschaft und ein Trainer, der seiner Linie treu bleibt und unaufgeregt arbeitet: Wer weiß, vielleicht jubelt der VfL Schwerte im Mai doch über das Erreichen der Aufstiegsrelegation.