Ein ehemaliger Nationalspieler in der Kreisliga C? Wo gibt’s denn so was? Bei der SG Hibernia Alstaden in Oberhausen! Abdou-Nassirou Ouro-Akpo, früher noch mit Emmanuel Adebayor (u.a. FC Arsenal, Real Madrid, Manchester City) für die Auswahl Togos am Ball, ist inzwischen in der untersten Spielklasse angekommen. Dem 36-Jährige macht das nichts aus, hat er doch schon in den vergangenen Jahren für kleine Vereine gekickt.
2006, in Deutschland läuft ein „Sommermärchen“. Togo, das kleine Land in Westafrika, hat sich mit dem deutschen Trainer Otto Pfister überraschend für die Weltmeisterschaft qualifiziert. Emmanuel Adebayor ist der absolute Star im Team. Von der WM in Deutschland träumt auch ein bulliger Stürmer – sein Name lautet Abdou-Nassirou Ouro-Akpo, geboren in Bafilo und zu der Zeit gerade für Rot-Weiß Oberhausen in der 2. Liga auf Torejagd. Am 16. November 2003 feiert er sein Debüt für Togo. Im WM-Qualifikationsmatch gegen Äquatorialguinea wird er in der 56. Minute für Kouadji Dogbe eingewechselt, nachdem kurz zuvor Emmanuel Adebayor und Moustapha Salifou ihr Team mit 2:0 in Führung gebracht hatten. Fast ein Dreivierteljahr später wird Nassirou Ouro-Akpo von Nationalcoach Stephen Keshi noch einmal in sein Team berufen.
„Ich habe immer Schmerzen“
Beim 0:0 am 4. Juli 2004 in Monrovia gegen Liberia kommt der Oberhausener in der 65. Minute sogar für den großen Adebayor aufs Feld. Eine Riesenehre für den Ersatzmann aus Oberhausen, doch letztlich bleibt es bei zwei Kurzeinsätzen für sein Heimatland. Als sich Togo später überraschend für die WM 2006 in Deutschland qualifiziert, ist Ouro-Akpo für den deutschen Trainer Otto Pfister kein Thema mehr.
Lang ist’s her. Heute ist Nassirou froh, überhaupt noch Fußball spielen zu können. „Ich habe immer Schmerzen“, sagt er. Seit seiner Geburt hat er einen Wirbelsäulen-Schaden. Dank viel Sport und einer starken Muskulatur kann Nassirou Ouro-Akpo die Fehlstellung als junger Mann kompensieren.
Doch mit zunehmenden Alter werden die Probleme größer, deshalb ist der Torjäger in den vergangenen Jahren eher auf den kleinen Plätzen zu Hause: Germania Gladbeck, Schwarz-Weiß Essen, Westfalia Herne, Fortuna Köln, SV Schermbeck und DSC Wanne-Eickel heißen die Stationen nach RWO – immerhin Oberliga oder Verbandsliga, meist für ein paar hundert Euro im Monat.
Ein Jahr bei Blau-Weiß Oberhausen
Vor zwei Jahren macht der Bezirksligist Blau-Weiß Oberhausen-Lirich mit der Verpflichtung des Ex-Nationalspielers auf sich aufmerksam. Was in der Amateurfußball-Szene im Ruhrpott als Sensation registriert wird, ist für den Betroffenen nur ein notwendiger Schritt zurück. „Es ging einfach nicht mehr, nach jedem Training und jedem Spiel tat mir alles weh“, berichtete Nassirou Ouro-Akpo.
Die Schmerzen ziehen vom Rücken in die Beine, sein wichtigstes Kapital. Nach einem Jahr bei BWO geht der geplagte Kicker noch zwei Etagen tiefer, heuert beim Duisburger Klub SV Laar 21 in der Kreisliga B an. „Ich habe da gar nicht mehr trainiert, sondern bin immer nur zu den Spielen gekommen“, schildert Nassirou Ouro-Akpo seine Situation. Nun ist er im Fußball also ganz unten angekommen, in der Kreisliga C. „Ein Arbeitskollege hat mich gefragt, ob ich nicht bei Hibernia spielen will. Das ist bei mir in der Nähe und ich habe gerne zugesagt“, erklärt der Familienvater.
Auch Anfragen von anderen Klubs
Auf dem Platz ist nicht mehr so wichtig. Fußball, das läuft nach 15 Jahren in Deutschland jetzt so nebenbei. Der Job ist wichtiger, Nassirou Ouro-Akpo arbeitet als Lkw-Fahrer bei einem Oberhausener Entsorgungsbetrieb. Dafür braucht er seine Kraft, denn manchmal, wenn er morgens aufsteht, braucht er eine gewisse Zeit, bis er laufen kann.
Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz, aber operieren lassen will er sich noch nicht, dafür ist er zu jung.
Nun also Kreisliga-C-Fußball in Oberhausen. Wie so häufig auf den Plätzen im Ruhrpott liegt rote Asche. Nicht gut für Nassirou Ouro-Akpos Körper. „Ich hatte auch Anfragen von anderen Klubs, die gesagt haben: ‚Spiel bei uns, wir haben Kunstrasen oder Naturrasen!’ Aber ich wollte nicht“, verrät Nassirou Ouro-Akpo und lacht.
Info: Zum Auftakt kommt die neue „Zweite“ von RWO
Abdou-Nassirou Ouro-Akpo und sein neuer Club SF Hibernia Alstaden starten am Mittwoch um 19.30 Uhr mit einem Heimspiel in die neue Kreisliga-C-Saison. Gegner wird das „RWO-Team 12“, die Nachfolgemannschaft der vor zwei Jahren abgemeldeten U 23. Der gewählte Name kommt nicht von ungefähr, wie der sportliche Leiter Thorsten Binder berichtet: „Wir reden hier von einer ambitionierten Fanmannschaft.“
Damit der Spiel- und Trainingsbetrieb über die Saison gewährleistet wird, sind neben Fans auch einige Kicker aus dem Kreis mit dabei. Prominentester Spieler ist Marcel Landers, der für RWO über 70 Zweitligapartien absolvierte.
Autor: HB