Es war der mit Abstand höchste Sieg im Ruhrgebiet: Kreisligafußball – der Sport, in dem keine Unsummen an Geld fließen, der Platz bei Regen gesperrt und der Teamgeist noch groß geschrieben wird. Und die Abteilung des Fußballs, wo Klassenunterschiede auch mal innerhalb derselben Liga bestehen. So geschehen am letzten Wochenende, als die DJK Wacker Bergeborbeck zum Auswärtsspiel gegen den Tabellenersten nach Essen-Schönebeck fuhr – und sich eine historische Abreibung abholte.
Halbzeitstand: 8:0. Schon dieses Ergebnis hätte für Aufsehen gesorgt, acht Tore schießt man schließlich nicht alle Tage. Klar – zu diesem Zeitpunkt war das Spiel bereits entschieden. Aber nach Wiederbeginn legten die Gastgeber erst richtig los, die Ergebnis-Anzeigetafel war auf einmal zweistellig, etwas später schlug der Ball zum 20:0 im Netz ein. Trotzdem besserte Schönebeck die eigene Tordifferenz nochmal ordentlich auf, am Ende hieß es dann sogar 26:0 für die Hausherren. Die eigentlich mäßige Trefferbilanz von Bergeborbeck war ruiniert. Die Schönebecker Spielertrainer Dennis Siegel, Andre Lange und Philipp Everbeck waren zufrieden. Siegel erklärt: „Nach ein paar Gegentoren waren sie überhaupt nicht mehr motiviert, uns gefährlich zu werden.“ Verständlich.
Das war für unsere Stürmer natürlich ein gefundenes Fressen.
Dennis Siegel
Dass solch ein deutlicher Leistungsunterschied innerhalb einer Liga überhaupt möglich ist, versteht man bei einem Blick auf das Personal der vierten Mannschaft aus Schönebeck. Es ist ein Team, dass sich aus Heimatverbundenheit komplett neu aus Spielern formiert hat, die bereits alle höherklassig unterwegs waren – und als neu angemeldete Mannschaft muss man sich aus der untersten Liga erst einmal hocharbeiten.
Spielertrainer Siegel betont: „Wir waren alle schon einmal hier im Verein und wollten unbedingt nochmal alle zusammen spielen. Dann haben Andre Lange und ich das organisiert.“ Er lobt trotz allem den Gegner: „Es ist toll, dass sie überhaupt angetreten sind. Sie waren nur zu neunt und haben in den letzten Spielen schon nicht gut ausgesehen. Aber alles in allem war das für unsere Stürmer natürlich ein gefundenes Fressen.“
Vor allem für Marco Dräger – er allein netzte acht Mal ein und steht nun nach 20 Spieltagen bei unfassbaren 45 Treffern. „Marco war vor dem Spiel sauer, weil Mahmoud Al Abbadi von Juspo Altenessen ihm mit 38 Treffern ein Tor voraus war. Das ist der einzige, der ihm die Torjägerkanone noch streitig machen kann“, lacht der 30-Jährige. Auf Platz eins rangierend, mit einem Torverhältnis von 137:13, muss sich die Essener Truppe wohl um den Aufstieg keine Gedanken mehr machen. „Der ist eigentlich gebongt, da müsste schon einiges passieren“, resümiert Siegel gelassen.