Wie berichtet, wurde der Schiedsrichter, ein 78-Jähriger, laut Polizei von einem 25-Jährigen attackiert, bis in die Kabine verfolgt, bedroht und geschubst. Angeblich soll der Spieler dem Schiedsrichter bereits auf dem Platz den Arm verdreht haben. Fakt ist: Der Schiedsrichter wurde leicht verletzt.
Was war passiert? Bis zur 63. Minute, so schildert es der Gründer und Vorsitzende des FC Italia, Cosimo Salis, sah man ein normales Fußballspiel, es stand 2:2. Nach einem Zweikampf lagen zwei Spieler am Boden, wurden versorgt. Salis: „Es gab dabei keine Tumulte.“ Sowohl die Kollegen des FC Italia als auch des FC Azadi blieben ruhig - bis auf einen Spieler vom FC Azadi. Der forderte den Schiedsrichter permanent auf, so Salis, das Spiel schnell wieder anzupfeifen, provozierte ihn, erhielt die Gelbe Karte. Und dann „ist er ausgerastet“, so hat es auch Bernhard Böning, Vorsitzender des Kreisfußballausschusses, geschildert bekommen. Der Schiedsrichter zeigte ihm Gelb-Rot. Azadi-Teamkollegen des 25-Jährigen mühten sich laut Polizei und laut Salis, ihren Kollegen zu besänftigen; vergeblich. Der Schiedsrichter flüchtete in die Kabine, die Partie wurde abgebrochen. Italia-Boss Salis betont: „Zwischen den Vereinen Azadi und Italia gibt es überhaupt keine Probleme, im Gegenteil. Wir pflegen einen guten Kontakt.“
Dass ein Spieler auf einen 78-Jährigen losging, sorgte dabei auch in sozialen Medien für einen besonders großen Aufschrei. Tatsächlich wollte der Schiedsrichter vom FSV Sevinghausen am Sonntag seine letzte Partie pfeifen. Der Kreis - und seine Vereine - seien froh, auch Routiniers über 60 zu haben, erklärt Böning. Die große Mehrheit ist aber jünger. In den Kreisligen B und C gibt es keine Altersbeschränkung, nur Fitness zählt.
Die Polizei ermittelt gegen den Spieler wegen Körperverletzung, und auch der Kreis wird aktiv: Wohl in rund zwei Wochen wird der Fall vor der Kreisspruchkammer verhandelt. Dem Spieler droht eine Sperre von sechs Monaten bis lebenslang. Sollte der Klub seine Ordnungspflicht vernachlässigt haben, droht auch dem FC Azadi eine Strafe. Weder der FC Azadi, von dem die WAZ gestern niemanden erreichte, noch der FC Italia sind als problematisch bekannt, bestätigt der Fußballkreis. In dieser Saison zum Beispiel kassierten sie erst jeweils eine Gelb-Rote Karte und keine Rote Karte. Bei beiden Klubs wird „Multi-Kulti“ groß geschrieben. Der FC Azadi war mal ein reiner Studentenklub, und beim FC Italia spielen auch viele Flüchtlinge: Der Klub engagiert sich bei „Willkommen im Fußball“.