In 75 Jahren hat ETuS Gelsenkirchen jede Menge Höhen und Tiefen erlebt. Die „Eisenbahner“ aus dem Gelsenkirchener Süden machen dem „E“ im Vereinsnamen noch immer alle Ehre und halten Tradition und Familiensinn hoch. Und wer hatte sonst schon einen ausrangierten Bahnwaggon als Umkleidekabine auf dem Vereinsgelände stehen? RevierSport sprach mit drei "Aushängeschildern" des A-Kreisligisten.
Peter Schreiner (1. Vorsitzender):
"Der 1934 gegründete „Eisenbahner Turn- und Sportverein“ wurde seinerzeit von Mitarbeitern des Bahnbetriebswerkes Gelsenkirchen Hauptbahnhof ins Leben gerufen. Wir legen großen Wert auf unsere Geschichte – ich denke, dass wird auch an der Festwoche zu 75. Bestehen, die am Samstag beginnt, deutlich. Im Jubiläumsjahr haben wir rund 165 Mitglieder, das ist in dieser Saisonphase ja nie so genau zu sagen. Die Sportanlage an der Dessauer Straße ist damals auf Bahngelände entstanden, für das wir keine Pacht entrichten mussten. Und noch immer ist der Verein Mitglied im Verband Deutscher Eisenbahner-Sportvereine (VDES). Voraussetzung dafür ist aber, dass mindestens die Hälfte aller Mitglieder bei der Deutschen Bahn oder einer ihrer Töchter- beziehungsweise Beteiligungsgesellschaften tätig ist. Aber da es dem Unternehmen auch nicht mehr so gut geht, sind die Zuschüsse auch zurückgegangen. Die aktuellen Herausforderungen sind aber die, mit denen viele Vereine im Moment zu kämpfen hat. Es geht darum, jüngere Leute für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Denn irgendwann müssen die, die schon seit 20 Jahren dabei sind auch einmal kürzer treten. Aber Nachwuchs zu finden ist nicht immer so einfach. Wir sehen uns als Klub, bei dem Leistung nicht alles ist, sondern der Spaß im Vordergund steht. Denn es sollte doch darum gehen, dass das Vereinsleben und die Kameradschaft Spaß machen – nicht um das Geld."
Sebastian Strick (Trainer 1. Mannschaft):
"In der Rückrunde der zurückliegenden Spielzeit habe ich in der ersten Mannschaft schon ein paar Mal als Spieler ausgeholfen. Und dann auch das Training übernommen, wenn es sein musste. Da habe ich schon gespürt, dass mir das Spaß macht. Als dann vom Vorstand die Frage aufkam, wer in der neuen Saison Trainer werden könnte, habe ich mich gefreut, dass auch mein Name genannt wurde und deshalb habe ich sofort zugesagt. Ist doch eine tolle Sache für mich, hier mein Debüt sofort in der 1. Mannschaft geben zu dürfen, vor allem da ich mit 30 Jahren noch sehr jung für diesen Posten bin. Schließlich habe ich als Jugendlicher noch unter Gerd Eschenröder, dem jetzigen Geschäftsführer von ETuS Gelsenkirchen, trainiert, die Verbindung ist also da. Was mir an dem Verein so gut gefällt, ist, dass es sehr familiär zugeht. Man merkt ständig, dass hier jeder mit anpacken muss. Egal, ob es der Würstchenverkäufer oder der Platzwart ist, auch der 1. Vorsitzende ist sich nicht zu schade, sich hinter den Zapfhahn zu stellen. Generell sind viele im Verein gut befreundet oder sogar miteinander verwandt. So etwas färbt auch auf die Mannschaft ab, die Stimmung hier ist einfach gut. Trotzdem muss ich jetzt natürlich den Konkurrenzkampf in der Mannschaft schüren, in dieser Saison kann sich keiner ausruhen. Wir wollen im Jubiläumsjahr nichts mit dem Abstieg zu tun haben und so unseren Teil dazu beitragen, dass ein bisschen frischer Wind beim ETuS weht."
Franz Rösling („Urgestein“)
"Eintracht Gelsenkirchen war 1953 sehr erfolgreich und hatte einen unheimlichen Zulauf. „ETuS sucht auch“, hieß es, deshalb wechselte ich nach einem Jahr. Dann bin ich den ganzen Weg durch die Schülermannschaften gegangen und habe auch die erfolgreichste Zeit Anfang der 60er Jahre mitgemacht, als ETuS für fünf Jahre in der Landesliga, der damals zweithöchsten Amateurklasse, spielte. Nach einer Sportverletzung musste ich meine aktive Karriere zwar beenden, wollte aber dem Fußball erhalten bleiben und bin deshalb Schiedsrichter geworden. Und wenn ich heute nicht gerade woanders pfeife, dann gehe ich natürlich am Sonntag zu meinem Verein. Da hat man viel Kontakt zu jungen Menschen, das tut gut und hält jung, die Vereins-Familie ist wirklich wie eine Familie für mich. Wenn ich an die Vergangenheit denke, kommt mir zuerst der ausrangierte Personenwaggon in den Sinn, der zur Umkleide umfunktioniert wurde. Oder wie wir uns nach Auswärtsspielen in der Badewanne einer nach dem anderen gewaschen haben. Vieles, wie die Verlegung des Platzes 1965, lief früher in Eigenregie. Die „glorreichen“ Zeiten sind vorbei, damals war die Einstellung eine andere. Wenn es nach dem Spiel eine Erbsensuppe und drei Biermarken gab, dann waren wir zufrieden. Auch wenn wohl keiner mit einem Lottogewinn bei uns vorbeikommt, würde ich mir zum Jubiläum wünschen, dass ETuS noch einmal überkreislich spielt."
Alle Infos zum Verein und zum Jubiläumsprogramm unter: etus-gelsenkirchen34.de