Die mit einem Schmunzeln formulierte Hoffnung, dass „wenigstens das Fußball-Museum nach Gelsenkirchen vergeben wird“ soll sich für Reiner Grundmann nicht erfüllen. Der 1. Vorsitzende des SC Schaffrath kommt ganz aus der Nähe des beim FC Schalke für die Ausstellung vorgesehenen Geländes. Deshalb ist er aber heute nicht in Düsseldorf - obwohl: Strenggenommen hat seine Fahrt in die Landeshauptstadt am Freitagmorgen sehr viel mit der oben genannten Tatsache zu tun.
Denn der 56-Jährige ist seit einigen Monaten der Anführer der Protest-Bewegung, die von Gelsenkirchen ausgehend mittlerweile bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Der A-Ligist, dem Grundmann vorsteht, hat im Schatten der „Königsblauen“ mit Zuschauerschwund zu kämpfen - zumindest dann, wenn in der Nachbarschaft am Sonntagnachmittag die Scharen in die Arena strömen. Nun soll beim außerordentlichen Bundestag endgültig beschlossen werden, dass in der Bundesliga auch sonntags schon um 15.30 Uhr der Ball rollt.
Damit ist nicht nur Grundmann nicht einverstanden. Neben der von ihm eingestielten Aktion „Unser Sonntag“ gibt es landauf, landab mittlerweile zahlreiche ähnliche Initiativen, die auf Namen wie „Vom DFB verkauft“ oder „Sonntag den Amateuren“ hören.
Sie alle legen immer wieder Wert darauf, dass der Amateurbereich zwar keine Lobby hat, dass sie aber viele sind, abertausende, sogar Millionen, die am Wochenende auf Rasen oder Asche gegen den Ball treten. Doch davon ist vor dem Congress Center wenig zu sehen. Im Vergleich zu den Funktionären, die den DFB – und damit für die meisten Demonstranten den „Gegner“ - repräsentieren, sind die Protestler bei der für heute angekündigten „Großdemo“, bei der sie einmal mehr auf ihre Situation aufmerksam machen wollen, heute klar in der Unterzahl. Sogar die Pressevertreter dürften etwa genauso zahlreich vertreten sein. Aber die Rebellen fallen auf, das muss man ihnen lassen. Sie sind uniformiert, auf ihren knallroten T-Shirts sind Slogans wie „Bundesliga 15.30 Uhr – NEIN“ zu lesen. „Wo ist die Flexibiltät der Profis?“, fragen die Aufmüpfigen auf ihren Plakaten, von denen heute jeder eines in der Hand hält.
Kein Wunder, bei gerade einmal gut 20 Teilnehmern, passen locker alle hinter die mitgebrachten Spruchbänder. „Vielleicht müssen wir unsere Aktivitäten besser bündeln“, runzelt Grundmann die Stirn: „Erfreut bin ich über die Resonanz nicht.“ Norbert Bauer, als Vorsitzender der SSV Buer ebenfalls ein „Mann der ersten Stunde“ in Sachen Barrikaden-Gang schiebt dem DFB den Schwarzen Peter zu. „Aus unserem Kreis wären gerne mehr Leute mitgekommen, aber am Freitagvormittag ging das für die wenigsten, die arbeiten müssen.“ Der Gelsenkirchener glaubt, dass der Verband den Termin nicht ohne Hintergedanken auf eine „unmögliche Uhrzeit“ gelegt hat.
Während Bauer sich echauffiert, gibt sein Bruder im Geiste der Journaille bereitwillig Auskunft. Mit Sonnenbrille im Gesicht und Handy-Kopfhörer im Ohr - um immer für etwaige Anrufe parat zu sein - kommt Grundmann nicht gerade bodenständig rüber. Doch trotz der ernüchternden Teilnahme will er weitermachen: „Wir wissen noch nicht, in welcher Form, aber wir werden weiter auf uns aufmerksam machen.“
Obwohl am Nachmittag die dritte Enttäschung für Grundmann Realität ist: Der Bundestag hat Grünes Licht für das Bundesliga-Spiel am Sonntagnachmittag gegeben.