In Anlehnung an den viermaligen Weltfußballer aus Argentinien sucht RevierSport in einer Serie den „Messi der Kreisliga.“ Wir stellen die besten und talentiertesten Kicker der aus Dortmund, Duisburg, Bochum, Gelsenkirchen und Essen vor.
Den Anfang machen wir im Essener Nord-Westen. In der Kreisliga B fristet der ESC Preußen Essen ein tristes Dasein. Seit zweieinhalb Jahren spielt der Klub von der Seumannstraße um den Aufstieg in die A-Liga. Zweimal scheiterten die Preußen erst in einem Entscheidungsspiel am anvisierten Klassensprung. Im dritten Anlauf ruhen die Hoffnungen des Klubs erneut auf Damian Liedtke.
Rentenvertrag als Belohnung für 48 Tore Der Offensivspieler ist der herausragende Mann auf Seiten des ESC. In der vergangenen Spielzeit trug er sich satte 48 Mal in die Torschützenliste ein. Ein beeindruckender Wert, der ohne Frage Messi-like ist. Zur Belohnung wurde dem Ausnahmekönner ein Rentenvertrag vom Vorstand der Essener angeboten. Von einem Vertrauensvotum dieser Art träumen viele Akteure, wenngleich es sich im Fall von Liedtke um eine Vereinbarung mit einem B-Ligisten handelt. Für seinen Trainer Manfred „Manni“ Schröder ist er eine unverzichtbare Stütze. Seinen Torjäger vom Dienst lobt er demnach in den höchsten Tönen. „Damian ist ein überragender Fußballer mit ganz besonderen Fähigkeiten. Ich bin schon sehr lange in diesem Geschäft tätig, aber ein solches Talent habe ich in der Kreisliga noch nie erlebt“, berichtet Schröder. Der Linienchef der „Falken“ hebt zudem nicht nur die fußballerischen Qualitäten seines Schützlings hervor. „Er ist auch ein ganz feiner Kerl, der seinen Pflichten vorbildlich nachkommt. Ein solcher Mann ist für unsern kleinen Verein eine echte Bereicherung.“
Wie bei vielen berühmten Profifußballern üblich, hat auch Liedtke ein ganz persönliches Ritual, um den Fußballgott gnädig zu stimmen. Der Stürmer wechselt nämlich bei jedem Spiel zur Pause die Treter. Dabei kommen die 48-Tore-Schuhe stets in Durchgang zwei zum Einsatz. „Ich kann statistisch noch nicht belegen, ob die alten Treter erfolgreicher sind. Das muss ich noch genau ausrechnen“, lacht Liedtke.
Einst bei Borussia Dortmund
Einst wurde dem gebürtigen Polen freilich ein deutlich ambitionierterer Werdegang prophezeit. In der Jugend trug der 27-Jährige unter anderem das Trikot von Borussia Dortmund und der SG Wattenscheid 09, im Seniorenbereich ging er für den SC Hassel in der Verbandsliga auf Torejagd. Die Hoffnung auf eine Profikarriere hatte er früh aufgegeben: „Dafür hätte es einfach nicht gereicht. Deshalb habe ich mich auf meinen Beruf konzentriert und dem Fußball geringere Bedeutung beigemessen“, erklärt Liedtke. Aus diesem Grund sei er offen für ein Engagement beim ESC Preußen gewesen, dem Heimatverein seines Vaters. Immerhin genießt er dort als absoluter Leistungsträger sämtliche Freiheiten. „Ich fühle mich beim ESC pudelwohl. Der Verein steht komplett hinter mir und die Stimmung im Team ist klasse. Natürlich gefällt es mir auch sehr gut, dass ich hier einen gewissen Star-Status genieße. Die Hoffnungen meiner Kollegen liegen häufig auf meinen Schultern. Es gefällt mir einfach, wenn ich geliebt werde“, betont der Edeltechniker, der mit seiner Frau eine zwei Monate alte Tochter hat.
Nur bei einem "Knallerangebot" ist Liedtke zu haben
Kennengelernt hat er seine Lebensgefährtin, wie sollte es anders sein, auf der Sportanlage des ESC Preußen. „Sie war bei den Spielen immer dabei und irgendwann sind wir uns nähergekommen. Offenbar habe ich mich mit meinen Toren in ihr Herz geschossen“, schmunzelt Liedtke. Aufgrund dessen schließt er einen Vereinswechsel aus, auch wenn die Interessenten im Essener Amateurbereich Schlange stehen. In letzten Jahr machte Liedtke bei den Essener Hallenstadtmeisterschaften auf sich aufmerksam, als er den Kreisligisten fast im Alleingang bis in die Runde der letzten acht Mannschaften führte. Klar, dass er sich daraufhin mit zahlreichen Anfragen konfrontiert sah. Doch er wisse schließlich, welche Umstände mit dem Wechsel zu einem höherklassigen Klub verbunden wären. „Ich arbeite als Bodenverleger, was meinen Knien natürlich nicht sehr gut tut. Wenn ich abends nach Hause komme, spüre ich den Arbeitstag in den Knochen“, sagt Liedtke und fügt hinzu: „Das Trainieren fällt unter diesen Umständen oftmals schwer. Bei den Preußen ist mir aber auch niemand böse, falls ich es aus diesen Gründen mal nicht zu den Einheiten schaffe.“
Nichtsdestotrotz hat er seinen sportlichen Ehrgeiz noch lange nicht verloren. Bis zum Ende seiner Laufbahn wolle er demnach „nicht in der Kreisliga B versauern“. Realisieren möchte er den Klassensprung freilich am liebsten mit seinem Stammverein. Sollte das nicht gelingen, bestünde immer noch die Möglichkeit eines Tapetenwechsels. Jedoch käme er einzig bei einer Anfrage ab „Landesliga aufwärts“ nochmals ins Grübeln: „Das müsste aber schon ein richtiges Knallerangebot sein. Sonst bekommt man mich von der Seumannstraße nicht weg.“