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Früherer BVB-Coach
Hoffmann kann mit Mainz U19-Geschichte schreiben - jetzt wartet Schalke

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Früherer BVB-Coach Hoffmann kann mit Mainz U19-Geschichte schreiben - jetzt wartet Schalke
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Als Trainer von Mainz 05 trifft Benjamin Hoffmann am Sonntag im Halbfinale des DFB-Pokal der Junioren auf den FC Schalke 04. Wir haben mit dem früheren BVB-U19-Coach gesprochen.

Wenn die U19 des FC Schalke 04 am Sonntag Mainz 05 zum Halbfinale im DFB-Pokal empfängt, wird ein alter Bekannter beim Gegner an der Seitenlinie stehen.

Seit dreieinhalb Jahren werden die Mainzer von Benjamin Hoffmann trainiert, der vorher als Chefcoach der A-Junioren von Borussia Dortmund tätig war und Schalke in einigen Derbys gegenüberstand. Nach zwei Meistertiteln verabschiedete sich Hoffmann 2019 vom BVB und wechselte nach Mainz.

Beim FSV setzte der 43-Jährige seine erfolgreiche Arbeit fort. Als Meister der Süd/Südwest-Staffel der Bundesliga kann ihm gar Historisches gelingen: Denn eine Woche nach dem DFB-Pokalhalbfinale in Gelsenkirchen kämpfen die Rheinland-Pfälzer gegen den 1. FC Köln um die Teilnahme am Finale um die Deutsche Meisterschaft. Und das Double - das konnte im U19-Bereich noch nie eine Mannschaft gewinnen.

Warum sich Mainz Chancen ausrechnen kann, wo die Unterschiede zwischen der West- und Südwest-Staffel der Bundesliga liegen und was sich junge Trainer von S04-Coach Norbert Elgert abschauen können, erklärt Hoffmann im Interview.

Benjamin Hoffmann, nach einer starken regulären Saison haben Sie mit Mainz die Chance auf zwei Titel, jetzt geht es in die entscheidende Phase. Spüren Sie eine Anspannung bei sich und Ihren Spielern?

In der täglichen Arbeit hat sich nichts geändert. Wir sind genauso konzentriert und mit einer Menge Spaß dabei wie zuletzt auch. Wir haben immer gesagt, dass wir den DFB-Pokal und die Meisterschaftsspiele als Bonus sehen. So eine Möglichkeit bekommen viele Jungs aus der Mannschaft nur einmal in Ihrer Juniorenzeit. Das sind schöne Erlebnisse für den ganzen Verein und die Region.

Wie wichtig wäre es trotzdem für den Verein, einen der beiden Pokale zu gewinnen? Das hätte ja auch Signalwirkung nach außen, zum Beispiel bei der Akquise von Talenten.

Das wäre eine tolle Geschichte. 2009 hat Mainz die deutsche Meisterschaft ja unter Thomas Tuchel gewonnen. Das Plakat von damals hängt heute noch im NLZ. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir die Chance dazu haben. Die Freude im Verein ist groß, viele Leute haben schon angekündigt, uns bei den Auswärtsspielen in Gelsenkirchen und Köln zu unterstützen.

Steht schon fest, ob Sie gegen Schalke auf Ihren Top-Stürmer Nelson Weiper setzen können oder ob er mit den Profis zum Bundesliga-Spiel nach Leipzig fährt?

Die Frage wird mir zurzeit oft gestellt - und ich kann sie noch nicht beantworten, weil das kurzfristig entschieden wird. Die Profiabteilung hat Vorrang, dafür bilden wir ja aus. Als Nelson Weiper uns zuletzt gefehlt hat, dafür aber sein erstes Bundesliga-Tor erzielen konnte, haben auch wir uns bei der U19 riesig gefreut. Trotzdem wollen wir natürlich die bestmögliche Mannschaft gegen Schalke auf dem Platz schicken.

Gegen Schalke muss Mainz auf einige Spieler verzichten. Dominik Pestic, Stepan Pasevic und Tim Müller fallen verletzt aus, Justus Götze sitzt eine Rotsperre ab. "Es wird nicht unsere gewohnte erste Elf. Wir müssen vor allem in der Abwehrkette viel umstellen. Aber vielleicht ist genau das ja unser Vorteil, zumal sich die Jungs, die reinkommen, mit guten Leistungen gegen Schalke für das Meisterschaftshalbfinale gegen Köln und gegebenenfalls fürs DFB-Pokalfinale empfehlen wollen."

Profitrainer Bo Svensson ist Ihr Vorgänger als U19-Trainer. Vereinfacht das die Zusammenarbeit mit ihm?

Natürlich, aber es geht nicht nur um Bo Svensson. Denn was viele nicht sehen: Auch sein Co-Trainer Babak Keyhanfar war schon mein Co-Trainer in der U19, so dass der größte Teil des Austauschs über ihn läuft - er klärt zum Beispiel, welche Spieler wann wo mittrainieren. Aber auch der zweite Co-Trainer, Patrick Kaniuth, und die Videoanalysten waren früher im NLZ. Daher sind wir sehr eng.

Noch nie hat eine U19-Mannschaft das Double geholt. Warum kann Mainz das in diesem Jahr schaffen?

Weil wir uns bisher als absolute Einheit präsentiert haben, wenn es darauf ankam. Die Mannschaft ist selbstlos und hat wiederholt bewiesen, dass sie auf den Punkt da sein kann. Die Jungs wissen, wann sie mal Späße machen können - aber auch, wann hundertprozentiger Fokus erforderlich ist. Und genau darum geht es ja in solchen Finalspielen: man benötigt eine gewisse Reife. Und wir sind auf allen Positionen sehr gut aufgestellt, auch wenn wir jetzt einige Ausfälle zu beklagen haben.

In der Süd/Südwest-Staffel steht Mainz in der Abschlusstabelle ganz oben, und auch Teams wie Karlsruhe oder Nürnberg haben weit vor Topklubs wie dem FC Bayern oder Eintracht Frankfurt abgeschlossen. Wie lässt sich diese Konstellation erklären?

Die Frage möchte ich nicht aus Sicht der anderen Vereine beantworten. Was ich aber merke: dass es in unserer Liga weniger ergebnisorientiert zugeht. Natürlich wollen alle möglichst viele Spiele gewinnen, aber Bayern zum Beispiel bindet sehr viele U19-Spieler in ihrem Drittliga-Team ein. Das gilt auch für Teams wie Hoffenheim, Freiburg oder Frankfurt. Wir hingegen haben die Mannschaft nahezu komplett bei uns behalten - und nicht zum Teil schon in die zweite Mannschaft geschickt.

Vor Ihrem Wechsel nach Mainz haben Sie drei Jahre lang im Westen bei Borussia Dortmund trainiert. Gibt es nennenswerte Unterschiede zwischen beiden Staffeln?

Das lässt sich nicht wirklich vergleichen. U19-Teams verändern sich ja ständig, dadurch, dass die Altjahrgänge gehen und jüngere Jahrgänge nachrücken. Was aber auffällt, sind die längeren Fahrtzeiten. Die meisten Auswärtsfahrten sind mit langen Busreisen und Hotelübernachtungen verbunden. Das kannte ich aus meiner Zeit beim BVB noch nicht. Von daher ist es für uns auch überhaupt kein Nachteil, wenn wir schon einen Tag früher zum Schalke-Spiel anreisen.

DFB-Pokalgegner Schalke hat die Teilnahme an der Endrunde haarscharf verpasst. Wie schätzen Sie S04 in dieser Saison ein?

Schon sehr stark. Ich verfolge den Westen natürlich noch, habe dort viele Bekannte. Ich hätte gedacht, dass sie es schaffen würden. Unsere Vorbereitung auf das DFB-Pokalspiel hat nochmal gezeigt, dass Schalke auf allen Positionen über Top-Spieler verfügt. Mit Keke Topp haben sie einen richtig starken Neuner, sie haben schnelle, dribbelstarke Außen, sind im Zentrum robust und handlungsschnell. Die Defensive ist zweikampfstark. Es ist eine sehr komplette Mannschaft.

Weil Norbert Elgert einfach ein sehr guter Trainer ist. Er kann jeden Spieler auf ein höheres Leistungsniveau führen - aufgrund seiner Erfahrung und seiner fachlichen Kompetenz.

Benjamin Hoffmann über Schalkes langjährigen U19-Trainer

Bei Schalke steht Trainer Norbert Elgert schon seit 20 Jahren an der Seitenlinie. Was glauben Sie, warum er sich nicht abnutzt und die junge Generation immer noch so gut erreicht?

Weil Norbert Elgert einfach ein sehr guter Trainer ist. Er kann jeden Spieler auf ein höheres Leistungsniveau führen - aufgrund seiner Erfahrung und seiner fachlichen Kompetenz.

Gibt es Dinge, die Sie in Ihrer Zeit als BVB-Coach von ihm abgekupfert haben?

Natürlich blickt man als junger Trainer über den Tellerrand hinaus. Da geht es gar nicht so sehr darum, sich konkret etwas abzugucken, sondern grundsätzlich zu schauen: Wie ist seine Ansprache? Wie verhält er sich im Spiel? Wie verhält er sich gegenüber der Presse? Es wäre unklug, wenn ich davon nichts mitzunehmen gelernt hätte.

Sie persönlich haben Ihren ursprünglich im Sommer auslaufenden Vertrag jetzt bis 2026 verlängert. Haben Sie sich konkrete Ziele für diesen Zeitraum gesteckt?

Das kann ich mit einem kurzen "Nein" beantworten. Mir geht es vor allem darum, konstant weiterzuarbeiten, die Jungs besser zu machen und ihnen Spaß am Fußball zu vermitteln. Die Voraussetzungen dafür sind hier gegeben. Ich fühle mich sehr wohl, Mainz ist ein geiler Verein. Darauf habe ich in den nächsten Jahren Bock.

Eine neue Herausforderung oder ein Wechsel in den Seniorenbereich stand für Sie also nicht zur Debatte?

Tatsächlich nicht. Ich sehe und verstehe mich weiterhin als Ausbilder. Das bedeutet in erster Linie, dass ich die Spieler auf ein höheres Niveau bringen möchte, so dass sie mir bei Ihrem Abschied sagen: "Danke, Trainer, das war eine geile Zeit." Das gelingt natürlich nicht bei jedem, aber wenn, dann macht es extrem viel Spaß. Wenn andere Leute das dann beurteilen und irgendwann sagen, dass sie sich das auch im Profibereich vorstellen können, werde ich mich nicht davor verschließen.

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