An der Erstausgabe dürfen die 32 Vereine teilnehmen, deren Profiteams für die Königsklasse qualifiziert sind – also auch Schalke 04 und Borussia Dortmund. Obwohl sich die Verantwortlichen der beiden Vereine im Vorfeld nicht gerade begeistert von der Idee der UEFA gezeigt haben und den hohen Aufwand kritisierten, sind zumindest die Trainer beider Klubs sicher, dass das Turnier auch seine guten Seiten hat.
RevierSport sprach vor dem Start mit Norbert Elgert (Schalke) und Marc-Patrick Meister (Dortmund) über den Stellenwert des Wettbewerbs, den Nutzen für die jungen Spieler und etwaige Bedenken am Konzept.
Norbert Elgert, bei den Profis ist die Champions League das Maß aller Dinge. Welchen Stellenwert aber hat die UEFA Youth League im Vergleich zur U19-Bundesliga im Nachwuchsfußball? Elgert: Ich möchte das nicht prozentual hochrechnen. Wenn ich sage, die Youth League ist das Nonplusultra, würde ich die Bundesliga abwerten, aber dafür ist sie viel zu stark. Und wenn ich behaupte, die Bundesliga ist das Kerngeschäft, darauf konzentrieren wir uns, könnte man daraus schließen, dass wir die Spiele in der Youth League so nebenher mitnehmen. Nein, wir nehmen alle Wettbewerbe, in denen wir vertreten sind, wichtig, dazu gehören auch der DFB- und der Verbandspokal.
Marc-Patrick Meister, welche Bedeutung messen Sie diesem Wettbewerb bei? Meister: Die Bundesliga hat bei uns ganz klar höchste Priorität. Was darüber hinaus kommt, ist die Zugabe. Es ist ja keine Frage, dass wir die Spiele in der Youth League gewinnen wollen, aber es geht in erster Linie darum, Erfahrungswerte zu sammeln. Wir haben nicht den Druck, dort ein bestimmtes Ziel erreichen zu müssen. Wir wollen uns gut präsentieren und viel lernen.
Sind Ihre Spieler nicht mehr angefixt, wenn die Gegner Chelsea oder Arsenal statt Theesen oder Oberhausen heißen? Elgert: Ich habe bei den Jungs bisher noch keinen erhöhten Puls deswegen festgestellt, aber natürlich ist bei allen Beteiligten – Spielern, Trainern, Organisation – die Vorfreude auf diese Spiele groß. Für uns ist die Youth League insgesamt eine Riesenherausforderung, die wir positiv annehmen. Da wir bei den Auswärtsspielen gemeinsam mit den Profis reisen, können die Jungs so in diese besondere Atmosphäre hineinschnuppern und die Abläufe kennenlernen – eine wichtige Erfahrung in ihrer Ausbildung. Meister: Meine Spieler freuen sich brutal auf diese Partien, vor allem die Auswärtsspiele. Die damit verbundenen Reisen sind ein Event für die jungen Spieler, das viele noch nicht erlebt haben. Dementsprechend ist der Lerneffekt, besonders was das ganze Drumherum angeht, unheimlich groß. Darüber hinaus ist der sportliche Reiz riesig. Der italienische, englische und französische Fußball wird uns sicherlich vor die eine oder andere knifflige Aufgabe stellen, denn ich glaube schon, dass es große Unterschiede in der Ausbildung gibt.
Für die Auslandsreisen müssen die Spieler allerdings in der Regel drei Tage von der Schule freigestellt werden. Ist das von den Einrichtungen bereits abgesegnet? Meister: Das Gesuch auf Schulbefreiung haben wir den Spielern mitgegeben und hoffen auf die Kooperation der Schulen. Wir nehmen die Jungs ohnehin schon relativ häufig aus der Schule, etwa für Termine bei den DFB-Mannschaften, der Landesauswahl oder auch beim BVB. Wir dürfen das nicht überstrapazieren, aber meine persönliche Erfahrung ist die, dass gute Fußballer, die wirklich etwas erreichen wollen in diesem Sport, aufgrund des Fußballs nicht schlechter werden in der Schule. Vielmehr lernen sie sehr schnell, ihre Zeit gut einzuteilen und sich so zu organisieren, dass keine Seite darunter leidet. Elgert: Generell ist das für die Schüler eine schwierige Situation. Ich verstehe, dass sie am liebsten rund um die Uhr Fußball spielen möchten, aber wir fördern und fordern ja die duale Ausbildung, sprich Schule und Fußball im Einklang.
Funktioniert das denn immer? Elgert: Mit unserer Partnereinrichtung, der Gesamtschule Berger Feld, klappt das seit Jahren hervorragend. Das bedeutet aber nicht, dass die Jungs grundsätzlich frei haben, wenn ein Spiel ansteht. Als wir zum Beispiel im letzten Jahr mit den Profis zusammen in Istanbul waren, konnten zwei Spieler aufgrund schulischer Verpflichtungen nicht mitreisen.
Machen Sie sich Sorgen, dass die Spieler mit der Doppelbelastung nicht zurechtkommen? Meister: Diese Bedenken habe ich nicht. Da liegt es an uns Trainern, dass wir die Trainingssteuerung und die Wettkampfbelastung so organisieren, dass die höhere Belastung gut kompensiert wird. Ich sehe nicht die Gefahr, dass sich die Jungs überspielen.
Wie bereiten Sie sich eigentlich auf Bukarest und Neapel, ihre ersten Gegner in der Youth League, vor? Die Mannschaften aus der U-19-Bundesliga West kennen Sie ja meistens sehr gut, aber haben Sie auch Scouts ins Ausland geschickt? Elgert: Nein. Es ist nicht einfach, an Videomaterial zu kommen, daher kenne ich den Gegner nicht so gut. Ich versuche natürlich, an so viele Informationen wie möglich zu kommen, möchte meine Spieler aber damit nicht überfrachten. Wir werden sie auch nicht mit dem Ziel unter Druck setzen, dass wir auf jeden Fall weiter kommen müssen, denn die Jungs sind schließlich in der Ausbildung. Sie sollen diese Spiele genießen, und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt. Meister: Wir schicken keine Scouts raus, um die Gegner zu beobachten, sondern setzen uns in der Vorbereitung auf diese Begegnungen ausschließlich mit unserem Spiel auseinander. Das gibt uns auch die Möglichkeit zu sehen, wie die Mannschaft auf eine unbekannte Größe reagiert und die Dinge, die wir ihnen mitgegeben haben, umsetzt.