Als er im Winter von Bayer Leverkusen zum BVB gewechselt war, entstand ein kleiner Hype um ihn. Seine Geschichte ist ja auch zu spannend: Für die Werkself spielte der A-Junioren-Jungjahrgang bereits Seniorenfußball im Regionalligateam und galt als großes Juwel. Bei den Schwarz-Gelben lässt er sich gerne in die U19 zurückbeordern.
Dafür gibt es gute Gründe. Zum einen sieht er in Dortmund eine Perspektive fürs Profiteam, zum anderen ist er endlich wieder zu Hause. Während Sarr in Leverkusen gemeinsam mit Dominik Kohr in einer Gastfamilie wohnte, kann er nun wieder bei seiner Mutter in Essen leben. „Ich wollte wieder ins Ruhrgebiet. Und da kam nur Dortmund in Frage“, bemerkt der 18-Jährige.
Doch was nach seinem Wechsel zunächst folgte, glich einer Achterbahnfahrt. Zunächst durfte der Innenverteidiger mit den Profis ein Testspiel beim 1. FC Köln bestreiten, kam 90 Minuten zum Einsatz und hinterließ einen guten Eindruck. Dass er darüber hinaus auch noch eine Halbzeit lang an der Seite seines großen Idols Mats Hummels spielen durfte, machte die Sache nur noch besser. „Es hat riesig Spaß gemacht. Aber ich habe mich in dem Moment nur auf mich konzentriert“, gibt Sarr zu.
Doch kurze Zeit später zog sich der Shootingstar einen Innenbandteilabriss im Sprunggelenk zu. Nun, nach sechswöchiger Pause, ist er wieder zurück. Zurück im Mannschafstraining bei der U19. Zurück im neuen Alltag, den die Reha unnötig verkompliziert hat. Denn Zeit ist ein seltenes Gut im Tagesablauf des angehenden Sport- und Fitnesskaufmanns. Er befindet sich bei Orthomed im zweiten Lehrjahr, nachdem er seine Ausbildung zunächst bei Bayer 04 begonnen hatte. Morgens um 5.45 Uhr muss Sarr aufstehen, um 8 Uhr beginnt die Arbeit in Dortmund. Um 16 Uhr ist Schluss, dann geht es weiter zum Training, das um 18 Uhr anfängt. Zu Hause ist er erst wieder gegen 21 Uhr. „Am Anfang war es eine Umstellung, weil ich noch früher aufstehen musste. Aber man gewöhnt sich daran“, lächelt der gebürtige Essener.
Er nimmt das straffe Programm in Kauf, weil er weiß, dass es eine Absicherung für den Fall ist, dass der Traum vom Profifußball platzt. Schließlich gehört auch eine gewisse Portion Glück dazu, um ganz oben zu landen. Die Voraussetzungen dafür bringt er offensichtlich mit, wie sein Trainer Sascha Eickel betont: „Marian hat ein großes Potenzial. Er ist sehr gut im Spielaufbau und sehr ruhig in seinen Aktionen. Nur im Defensivverhalten kann man das ein oder andere noch verbessern.“ Proficoach Jürgen Klopp geht sogar noch weiter: „Ich war in seinem Alter deutlich schlechter.“
Doch Sarr bleibt trotz der guten Prognosen auf dem Boden und überrascht mit einer angenehm ehrlichen Selbsteinschätzung: „Mit den Profis sehe ich das gar nicht so eilig. Da lasse ich mir Zeit. Ich möchte mich erst mal einleben und gehe davon aus, dass ich nächstes Jahr in der 3. Liga spielen werde.“ Es sollte ihm gelingen, vorausgesetzt, dass die Dortmunder Zweitvertretung den Klassenerhalt schafft. Und eines Tages wird er vielleicht wieder neben Hummels spielen, länger als nur 45 Minuten.