Mit seinem aktuellen Verein Feyenoord Rotterdam steht Timon Wellenreuter im Achtelfinale der Königsklasse. Dieser Wettbewerb löst beim ehemaligen Knappenschmiede-Talent sofort Erinnerungen aus. Obwohl nur zehn Profi-Einsätze für den FC Schalke 04 in seiner Vita stehen, hat Wellenreuter bei den Königsblauen eine fußballerische Sternstunde erlebt, von der die S04-Fans heute nur noch träumen können.
Wellenreuther stand 2015 beim Schalker 4:3-Jahrhundertsieg über Real Madrid im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League zwischen den Pfosten, weil die etatmäßigen Profi-Keeper Ralf Fährmann sowie Fabian Giefer ausfielen. Da Schalke das Hinspiel gegen die Königlichen 0:2 verloren hatte, war aber trotz der Gala im Estadio Santiago Bernabéu Endstation.
„Das war sicher mein größtes Spiel“, sagt Wellenreuther im Interview mit SportBild, „Real ist der größte Klub Europas. Leider reichte der Sieg damals nicht zum Weiterkommen.“ Warum dem Schlussmann trotz der internationalen Auftritte auf der großen europäischen Bühne nicht zum Durchbruch beim S04 gelang, beantwortet er so: „Ich war mit 19 Jahren zu jung, kam gerade aus der Jugend. Als ich gegen Real spielen durfte, war ich etwas länger als ein halbes Jahr bei den Profis dabei. Aus meiner Sicht fehlte mir die Erfahrung.“
Für den mittlerweile 29-jährigen hätte sich die Situation auf Schalke anders dargestellt, „wenn man schon zwei Jahre bei den Profis gewesen wäre.“ Wellenreuther: „Dann wäre das Selbstvertrauen ein anderes gewesen.“ Er schiebt nach: „Hinzu kommt, dass mir ab und zu die Unterstützung des Vereins gefehlt hat, wenn man als junger Torwart ins kalte Wasser geworfen wird und Fehler passieren.“ Seine Erfahrungen im Profibereich bei Schalke möchte er trotzdem nicht missen. Wellenreuther „ist stolz“, für den Ruhrpott-Traditionsklub gespielt zu haben.
Obwohl der Schlussmann die Königsblauen 2017 Richtung Willem II Tilburg verließ und anschließend über die Station RSC Anderlecht 2022 bei Feyenoord Rotterdam landete, ist das Interesse am S04 nicht abgekühlt. „Ich bin immer noch ein bisschen Schalker“, verrät Wellenreuther. Spiele seines ehemaligen Klubs sieht er sich nach wie vor im TV an. Dass der Kult-Klub inzwischen im unteren Mittelfeld der 2. Liga angekommen ist, findet der Keeper „traurig“. Wellenreuther: „Vor allem, wenn man weiß, wo Schalke mal war, wie groß der Klub ist. Ich hoffe sehr, dass der Bock schnell umgestoßen wird. Dass man sich diese Saison weiter stabilisiert und nächste Saison dann angreift.“
In Rotterdam fühlt sich Timon Wellenreuter mittlerweile angekommen. „Was ich hier habe, ist einzigartig. Ich bin unglaublich glücklich“, sagt er - und vergleich Feyenoord mit Schalke. Wellenreuther: „Rotterdam und Gelsenkirchen sind typische Arbeiterstädte, das merkt man bei der Unterstützung der Fans. Sie lieben und leben ihren Verein. Das ist hier in Rotterdam vielleicht noch ein Stück intensiver als auf Schalke. Das pusht enorm. Mit solchen Anhängern im Rücken geht vieles leichter.“