Drei Siege, sechs Remis und drei Niederlagen: Eigentlich keine so schlechte Bilanz für einen Trainer, oder? Zumindest nicht, um diesen zu entlassen. Das könnte man meinen. Doch in der Türkei ticken die Uhren ein bisschen anders.
Da werden die Vereinsbosse schon etwas schneller nervös als vielleicht in Deutschland. Trotz ordentlicher Arbeit musste Ersan Parlatan beim türkischen Zweitligisten Ankara Keciörengücü seinen Hut nehmen. In dieser Woche wurde der 47-jährige ehemalige Trainer des Wuppertaler SV von seinen Aufgaben entbunden.
Der gebürtige Berliner war seit dem 1. Juli in Ankara tätig. Zuvor arbeitete er ein halbes Jahr sehr erfolgreich beim WSV und führte diesen auf Platz drei der Regionalliga-West-Abschlusstabelle 2023/2024. Doch aufgrund der Etat-Kürzung in Wuppertal entschied sich Parlatan, den der WSV unbedingt halten wollte, für den Weg in die Türkei. Nun folgte nach gut viereinhalb Monaten das Aus.
Parlatan hat eine interessante Vita vorzuweisen. Vor seinen Stationen in Wuppertal und Ankara war er auch beim türkischen Zweitligisten Bandirmaspor, wo auch der ehemalige Rot-Weiss-Essen-Profi Cebio Soukou unter Vertrag stand, tätig. Während er in Ankara nach zwölf Spielen vor die Tür gesetzt wurde, dauerte das Parlatan-Intermezzo in Bandirma nur acht Partien. Aber auch hier war die kurze Zeit aus Trainer-Sicht mit einem Punkteschnitt von 1,88 Zählern pro Partie erfolgreich.
Einen ähnlich starken Punkteschnitt hatte der Deutsch-Türke, der als Typ Menschenfänger und sehr kommunikativ gilt, auch als Cheftrainer von Kickers Offenbach - 19 Spiele, 1,95 Zähler pro Begegnung. Und auch beim TSV Steinbach leistete er hervorragende Arbeit - 23 Begegnungen, 2,09 Zähler pro Match. Hinzu kommen Cheftrainer-Posten beim Berliner AK (45 Spiele, 2,02 Punkte pro Spiel) und Viktoria Berlin (67/1,63).
Parlatan arbeitete neben diesen sieben Cheftrainer-Stationen auch schon dreimal als Co-Trainer im Profibereich. Nämlich in der türkischen Süper Lig bei Göztepe Izmir und Konyaspor sowie zuletzt - 5. September bis 9. Oktober 2022 - beim Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Bleibt abzuwarten, wohin es Parlatan und in welcher Rolle demnächst verschlagen wird.