SönderjyskE, so heißt der dänische Erstligist, den Michael Boris seit dem Sommer 2021 trainiert. "Sonder, wie Sonderzug, und Jüske, mit einem "ü" ausgesprochen. Das "E" steht für Elitesport. Also eigentlich ganz einfach: "Sonderjüske", so wird die Region hier genannt", erklärt uns der Fußballlehrer zu Beginn des Gesprächs, wie denn sein neuer Arbeitgeber überhaupt ausgesprochen wird.
Der Start für den 46-jährigen in Bottrop-Kirchhellen geborenen Boris verlief in Dänemark nicht so gut. Nach neun Spielen blickt SönderjyskeE auf gerade einmal acht Punkte - zwei Siege, zwei Remis, fünf Niederlagen - zurück. Am vergangenen Wochenende konnte aber immerhin Bröndby Kopenhagen mit 1:0 in der 90. Minute vor 7500 Zuschauern besiegt werden. "Das war natürlich ein sehr wichtiger Dreier. Wir haben ein gutes Spiel gemacht und uns die Punkte verdient. Auch vorher, wie zum Beispiel in Odense, waren wir schon nah dran, haben aber unsere Torchancen nicht verwertet. Wir haben erst vor wenigen Tagen fünf neue Spieler dazubekommen und legen jetzt erst richtig los. Jetzt haben wir die Mannschaft, die wir uns vorgestellt haben, beisammen", relativiert Boris den schlechten Saisonstart.
Ungarn und Budapest habe ich kennen und lieben gelernt. Die Mentalität der Menschen, die Stadt Budapest, da habe ich mich richtig wohl gefühlt und werde immer gerne dorthin zurückkehren.
Michael Boris
Fünf Jahre arbeitete der ehemalige Torwart des VfB Homberg zuletzt in Ungarn. Er war sowohl mit der U21 Ungarns als auch mit MTK Budapest äußerst erfolgreich. Mit MTK stieg er auf und spielte eine gute Rolle in Ungarns erster Liga - trotzdem wurde sein Vertrag nicht verlängert. Sein Herz hat er aber an Magyaren verloren. "Ungarn und Budapest habe ich kennen und lieben gelernt. Die Mentalität der Menschen, die Stadt Budapest, da habe ich mich richtig wohl gefühlt und werde immer gerne dorthin zurückkehren", erklärt Boris.
Man merkt jeden Tag, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind. Da wird nicht gemeckert, wie zum Beispiel in Deutschland.
Michael Boris
Nun ist er im hohen Norden beruflich zuhause. Unterschiede zu Ungarn, Deutschland? "Die gibt es", antwortet Boris lachend und erzählt: "Kleine Beispiele: Den Menschen in Dänemark geht es überwiegend gut. Die Lebensqualität ist hoch. Man merkt jeden Tag, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind. Da wird nicht gemeckert, wie zum Beispiel in Deutschland. Hier sprechen auch alles sehr gutes Englisch. Denn alle amerikanischen Filme werden im Original ausgestrahlt. Die dänische Sprache läuft als Untertitel mit. Ähnlich ist es ja auch in den Niederlanden. Die älteren Menschen sprechen aber auch deutsch. Die Verständigung klappt reibungslos. Ich fühle mich hier aus sehr wohl. Und sollte ich mal Deutschland vermissen, dann sind es zum nächsten Flughafen nur eine Stunde Fahrzeit und nach Flensburg lediglich 45 Kilometer."
Mit SönderjyskeE peilt Boris in der Superligaen, die aus zwölf Mannschaften besteht, schon einen Rang in der ersten Hälfte an. Aktuell liegt er mit seinem Team zwar auf Rang elf, ist aber nur drei Zähler von Platz sechs entfernt.
Michael Boris fiebert mit Rot-Weiss Essen und FC Schalke 04
In Deutschland verfolgt der ehemalige Siegen-, KFC-, Lotte-, und Schalke-II-Trainer vor allem zwei Klubs sehr interessiert. Rot-Weiss Essen und den FC Schalke 04. Boris ist ein bekennender RWE-Fan und zu Schalke verspürt er auch eine besondere Bindung.
"Ich freue mich, dass RWE wieder gut in die Saison gestartet ist. Der Kader ist stark und die ersten Spiele machen große Hoffnung. Ich hoffe, dass die Fans endlich und schon bald die 3. Liga erleben werden", sagt er.
Und Schalke? Boris: "Schalke macht es auch nicht schlecht. Sie haben natürlich Simon Terodde, der eine eingebaute Tor-Garantie besitzt. Aber Schalke hat auch schnell gemerkt, dass die 2. Bundesliga schwer einzuschätzen ist. Plötzlich ist Paderborn Tabellenführer, Regensburg mischt oben mit. Es wird eine spannende Saison. Mal schauen, was für Schalke am Ende drin ist."