Wie schon in den vergangenen Jahren hat Roman Abramowitsch vor Saisonbeginn tief in die Tasche gegriffen. Der russische Öl-Milliardär will nur das Beste vom Besten für den Titelkampf in der Premier League an der Stamford Bridge spielen sehen und gab dafür rund 70 Millionen Euro aus. Somit fiel die Einkaufstour von "Big Spender" zwar im Vergleich zu den vergangenen Jahren bescheidener aus, doch Transfers wie der von Andrej Schewtschenko (45 Millionen Euro) und der "Billiglösung" Michael Ballack (ablösefrei) sorgten wie immer für Aufsehen.
Während der ukrainische Superstar Schewtschenko am Sonntag gegen Manchester City mit dem deutschen Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann für die Blues auf jeden Fall spielen wird, ist der erste Auftritt des deutschen Nationalmannschafts-Kapitäns Ballack unwahrscheinlich: "Ich glaube nicht, dass er spielen kann. Seit vergangenen Sonntag gab es kaum eine Verbesserung, und er hat kein Mannschaftstraining absolviert", sagte Chelseas Coach Jose Mourinho, der Ballack im Sommer vom deutschen Meister Bayern München an die Stamford Bridge geholt hatte, am Freitag.
Mit seiner Pflichtspiel-Premiere vor heimischem Publikum ginge für Ballack ein Traum in Erfüllung. "Ich wollte immer hier spielen, mit diesen tollen Fans im Rücken. Aber es ist schon ein anderer Stil in England, an das Tempo werde ich mich gewöhnen müssen. Aber das wird kein großes Problem. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, aber der Meistertitel hat absolute Priorität", sagte der Mittelfeld-Star.
Bei Chelsea spielte Ballack in der Vorbereitung zumeist auf der rechten Seite mit Englands Nationalspieler Frank Lampard und Ghanas Michael Essien. "Wir sind sehr flexibel und können uns aufeinander einstellen", erklärte Ballack. Der Deutsche deutete bereits an, die gewünschte Verstärkung für Star-Coach Jose Mourinho zu sein.
Chelsea will als fünftes Team in die 119-Jährige Liga-Geschichte eingehen, das den Titel dreimal in Folge holt. Das gelang zuvor nur Huddersfield Town (1924-1926), dem FC Arsenal (1933-1935), FC Liverpool (1982-1984) und Manchester United (1999-2001). Doch die Konkurrenz wird es dem Meister der letzten zwei Jahre so schwer wie möglich machen.
"Ich kenne die Zielsetzung von Arsenal noch nicht genau, also kann ich nur für mich sprechen. Ich will zum Auftakt natürlich gleich gewinnen, so wie ich am liebsten jedes Spiel gewinnen will. Denn dann werden wir mit Sicherheit Meister, und das ist mein Ziel", sagte der deutsche Nationaltorhüter Jens Lehmann nach dem 3:0 der DFB-Elf gegen Schweden zu seinen Ambitionen.
Größter Transfer des Champions-League-Finalisten war der des tschechischen Mittelfeldstar Tomas Rosicky (rund 10 Millionen Euro). Lehmann ließ aber auch einen Zweifel an der Schwere der Aufgabe: "Chelsea ist natürlich Favorit. Sie sind in den vergangenen beiden Jahren Meister geworden und haben sich erneut verstärkt."
Auch Liverpool schlug zwei Tage vor dem Saisonauftakt bei Aufsteiger Sheffield United noch einmal zu. Der Rekordmeister, der den letzten von bislang 18 Titeln 1990 holte, verpflichtete für eine geschätzte Ablösesumme von 15 bis 18 Millionen Euro den niederländischen Nationalstürmer Dirk Kuyt von Feyenoord Rotterdam. Zuvor hatte Teammanager Rafa Benitez bereits den walisischen Stürmer Craig Bellamy von den Blackburn Rovers (9 Millionen Euro) und das Talent Jermaine Pennant von Birmingham City (10) geholt.
Und nicht zuletzt Manchester United will nach 2003 endlich wieder den Titel nach Old Trafford holen. Der Verpflichtung von Nationalspieler Michael Carrick für 27 Millionen Euro soll noch der Transfer von Bayern Münchens Owen Hargreaves folgen. Bislang gab es noch keine Einigung zwischen den Vereinen.
Für Dietmar Hamann und Manchester City geht es voraussichtlich bestenfalls um die UEFA-Cup-Teilnahme, für Moritz Volz mit dem FC Fulham ums Überleben in der Liga. Und der deutsche WM-Dritte Robert Huth (FC Chelsea) hat noch keine Klarheit über seine Zukunft. Der mögliche Transfer zum FC Middlesbrough oder einem anderen Klub hängt weiter in der Schwebe.