Die "Galaktischen" von Real Madrid wollen sich im "Krieg der Sterne" gegen den FC Barcelona am Sonntag (19 Uhr/live bei Premiere) aus der Krise schießen. Erstmals seit Jahren sind die stargespickten "Königlichen" diesmal jedoch nur Außenseiter im Duell mit dem Erzrivalen. Neun Punkte beträgt der Rückstand vor der 149. Auflage des ewigen jungen Duells im seit Wochen ausverkauften Bernabeu-Stadion, doch zumindest Real-Trainer Vanderlei Luxemburgo sieht noch ein Fünkchen Hoffnung für sein Team.
"Wir wissen, dass wir noch Meister werden können", betont der Ende des vergangenen Jahres verpflichtete Luxemburgo vor seinem ersten Vergleich mit den Katalanen, relativiert aber gleichzeitig: "Selbst wenn wir noch alle acht Saisonspiele gewinnen sollten, sind wir auf Schützenhilfe angewiesen. Das ist der Fakt, der mich nicht sehr glücklich macht."
Zidane sinnt auf Revanche
Auch seine Profis scheinen sich insgeheim schon damit abgefunden zu haben, dass der Titel erstmals seit sechs Jahren und zum insgesamt 17. Mal in die reichlich bestückten Klubvitrinen des derzeitigen Tabellenführers "Barca" wandert. "Die Meisterschaft liegt für uns in weiter Ferne", gibt Real-Mittelfeldstar Zinedine Zidane unumwunden zu, sinnt aber nach der bitteren Schlappe (0:3) im Hinspiel im November 2004 in Nou Camp auf Rache: "Allein unseren Fans sind wir einen Sieg schuldig." Dass ausgerechnet Real, das auf die gesperrten Guti und Walter Samuel verzichten muss, zum "Fast-Meistermacher" werden könnte, ist aber auch für Keeper Iker Casillas "ein Alptraum".
Selbst ein "Dreier" wäre für das entzauberte Starensemble von Real kein angemessener Trost für eine insgesamt enttäuschende Saison, nach der der Rekordmeister zum zweiten Mal in Folge ohne Titel dastehen könnte. "Unser Ziel sind Pokale, nicht Derbysiege. Auch ein Erfolg gegen Barca könnte die Saison nicht mehr retten", bestätigt Abwehrspieler Michel Salgado die Unzufriedenheit im Real-Umfeld - wohl wissend, dass das "Duell der Giganten" seine eigenen Gesetze hat: "Es ist ein Spiel auf Leben und Tod", beteuert Salgado martialisch. Und wie immer ein Spiel der Extreme.
Schwarzmarktpreise bei 1100 Euro
Der "Krieg der Sterne", wie die spanischen Gazetten vor dem Vergleich obligatorisch titelten, wird in rund 180 Länder live oder zeitversetzt übertragen - sogar der arabische Nachrichtensender al-Dschasira berichtet vom Klassiker. Knapp 700 Medienvertreter sind akkreditiert. Zudem hätte Real trotz der vermeintlich eindeutigen Kräfteverhältnisse 400.000 Karten verkaufen können. Auf dem Schwarzmarkt werden für ein Billet 1100 Euro verlangt. Die beiden Tageszeitungen Marca und AS geben am Sonntag mehrseitige Sonderausgaben zum "Derby" heraus.
Eto´o erwartet Pfeifkonzert
Mit einem heftigen Pfeifkonzert der knapp 80.000 Zuschauer muss indes Barcelonas Stürmerstar Samuel Eto´o rechnen. Der Kameruner, einst bei Madrid unter Vertrag, machte nie einen Hehl daraus, dass er sich in seiner Zeit bei den "Königlichen" nie richtig wohl gefühlt hat. Die Rache von Eto´o ("Siege gegen Madrid sind schön") bekam Real bereits zu spüren: Insgesamt fünfmal traf der 24-Jährige gegen seinen Ex-Klub - zuletzt beim 3:0 von "Barca" im Hinspiel.
Trotz aller Rivalität dokumentiert der souveräne Spitzenreiter, der Spielmacher Deco (Sperre) ersetzen muss, vor dem Treffen der Erzrivalen eher Gelassenheit statt Schadenfreude. "Wenn wir gewinnen, könnte die Titelfrage entschieden sein. Aber daran wollen wir erst nach dem Spiel denken", sagt Mittelfeldspieler Rafael Marquez.