Superstar Zinedine Zidane hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt und besiegelt damit das Ende der erfolgreichsten Ära im französischen Fußball. Der dreimalige Weltfußballer des Jahres zog am Mittwoch einen Schlussstrich unter seine grandiose Karriere in der "Equipe tricolore". "Es ist Zeit, es ist meine Zeit. Großartige Fußballer sind gegangen, nun bin ich dran", schrieb der Mittelfeldregisseur von Real Madrid auf seiner Internetseite (www.zidane.fr).
Rücktrittswelle erreicht Höhepunkt
Nach dem kläglichen Viertelfinal-Aus bei der Europameisterschaft in Portugal (0:1 gegen Griechenland) geht damit auch der "capitaine" von Bord, womit die Rücktrittswelle im französischen Fußball ihren Höhepunkt erreichte. Vor Zidane hatten sich schon Ex-Bayern-Profi Bixente Lizarazu, Lilian Thuram und Marc Desailly verabschiedet.
"Etwas war zerbrochen. Mit den Rücktritten von Bixente Lizarazu, Marcel Desailly und Lilian Thuram haben sich die Dinge verändert", sagte Zidane am Donnerstagabend dem französischen TV-Sender Canal plus. Eine der größten Mannschaften, die 1998 vor eigenem Publikum den WM-Titel und zwei Jahre später dann in Belgien und den Niederlanden die Europameisterschaft gewann, verliert damit ihr Gesicht. Wenn die Nationalmannschaft am 18. August ihr erstes Länderspiel nach dem EM-Aus gegen Bosnien-Herzegowina in Rennes bestreitet, muss der Neuaufbau wohl oder übel eingeleitet werden.
"Ich habe bereits vor der Europameisterschaft über meinen Rücktritt nachgedacht, unabhängig vom Abschneiden. Es ist einfacher zu gehen, wenn man verliert. Aber diese Entscheidung hatte damit nichts zu tun. Ich habe sehr lange und intensiv darüber nachgedacht. Ich denke, dies ist der richtige Moment", begründete der 32-jährige "Zizou" seine Entscheidung. Mit Zidane verlässt der wohl erfolgreichste Fußballer neben Michel Platini und Raymond Copa die französische Nationalelf. Zidane, 1998 Europas Fußballer des Jahres, absolvierte 93 Länderspiele für die "Equipe tricolore" und erzielte dabei 26 Treffer.
Domenech: "Das ist sehr schade"
"Das ist sehr schade. Ich hatte gehofft, er macht weiter. Aber Zinedine wollte Platz machen für junge Spieler", sagte der neue Nationalcoach Raymond Domenech, der nach dem EM-Aus die Nachfolge von Jacques Santini antrat. Dem neuen "entraineur" kommt damit die schwere Aufgabe zu, eine neue Mannschaft zu formen. Und die Zeit ist knapp. Bereits am 4. September steht das erste WM-Qualifikationsspiel für die WM 2006 im Stade de France gegen Israel auf dem Programm.
Als Frankreich bei der EM nach kläglichen Leistungen scheiterte, war die Enttäuschung in der "Grande Nation" groß. Doch Zidane kreidete kaum einer das Scheitern an, ähnlich wie zwei Jahre zuvor beim peinlichen WM-Vorrundenaus des Mitfavoriten ohne eigenen Treffer in Südkorea und Japan. Rund zwei Drittel der Franzosen sprachen sich kürzlich für eine Fortführung seiner Karriere aus. Ohne Erfolg, der Mittelfeldchef hatte sich anders entschieden.
Damit endete die Ära fast genau zehn Jahre, nachdem sie begann. Am 17. August 1994 streifte sich Zidane beim 2:2 gegen Tschechien erstmals das Trikot der Blauen über. Was folgte, war eine grandiose Erfolgsgeschichte. Als der Ballkünstler am 12. Juli zwei Treffer zum 3:0-Erfolg der Franzosen im WM-Finale gegen Brasilien beisteuerte, lag ihm ganz Frankreich zu Füßen. Zidane ist weder überheblich noch ein Mann der großen Worte. Und so verkündete er seine Entscheidung auch still und leise auf seiner Homepage und nicht wie angekündigt publikumswirksam im Fernsehen.
Zidane gewann im internationalen Fußball alles, was es zu gewinnen gab. Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger und Meister mit Real Madrid, Meister und Supercupsieger mit Juventus Turin, und, und, und ...
Noch drei Jahre Vertrag in Madrid
Dem Fußball wird Zidane aber noch mindestens drei Jahre erhalten bleiben. Solange läuft sein Vertrag bei den "Königlichen" aus Madrid. Für 76 Millionen Euro - damals noch Weltrekord - war der in Marseille geborene Zidane 2001 von Turin in die spanische Hauptstadt gewechselt. Zuvor spielte er in der ersten französischen Liga für den AS Cannes und Girondins Bordeaux.