Marcel Schmelzer tat sich schwer - wie zuvor auf dem Platz. Die blonden Haare struppig, mit Schweißperlen auf der Stirn, versuchte der Dortmunder zu erklären, was eigentlich nicht zu erklären war: seinen rabenschwarzen Abend in Wien. "Es hat nicht ganz geklappt, aber ich gebe deswegen nicht auf", sagte er irgendwann mit trotzigem Blick. Doch Schmelzers Auftritt beim schmeichelhaften 2:1 (1:0) in Österreich belegte vor allem, dass die linke Abwehrseite der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine Großbaustelle bleibt.
"Wir haben links nicht allzu viele Alternativen", musste Joachim Löw zum wiederholten Male eingestehen. Daher werde er mit Schmelzer weiterarbeiten "und hoffen, dass er sich auf diesem internationalen Niveau weiterentwickelt". Dass das nötig ist, um Löws Ansprüchen zu genügen, war in Wien offensichtlich. Ein ums andere Mal ließ Schmelzer den Bremer Marko Arnautovic auf seiner Seite entwischen, so etwa vor dem Treffer von Zlatko Junuzovic (57.).
"Er hat kein so gutes Spiel wie gegen Argentinien gemacht. Beim 1:2 darf er den Fehler nicht begehen. Da gibt es normalerweise kein Durchkommen", sagte Löw und fügte an: "Außerdem wurde ihm einige Male der Ball in den Rücken gespielt." Schmelzer gab zu, dass es "gegen schnelle und technisch starke Spieler" wie Arnautovic eben schwierig sei im direkten Duell. Das habe er beim Bundesliga-Start gegen Bremen bereits - ebenfalls gegen Arnautovic - erleben müssen.
Ansonsten überzeugt der 24-Jährige beim BVB Woche für Woche in der Liga. Im DFB-Team, das betonte er am Dienstagabend selbst, fehle ihm mitunter das Selbstvertrauen, das er im Dress der Borussia spüre. Insgesamt, das gab Schmelzer nach einigen Fußballerfloskeln zu, habe es in Wien bei ihm "in einigen Situationen gefehlt". Das Problem für Löw jedoch ist: Zu Schmelzer gibt es kaum eine Alternative. Löw hat sich darauf festgelegt, dass (der in Wien ebenfalls unsichere) Kapitän Philipp Lahm auf seiner Lieblingsposition auf der rechten Seite bleibt.
"Ich werd's wieder spielen, da muss ich durch." Und Holger Badstuber, der beim 3:0 gegen die Färöer für den noch angeschlagenen Schmelzer links verteidigte, betonte am Dienstagabend erneut, dass das "die falsche Position" für ihn sei. "Ich sehe mich als Innenverteidiger. Wenn man mich links braucht, mache ich das für die Mannschaft." Badstuber, gegen Österreich wieder im Abwehrzentrum eingesetzt, sah dabei aus, als hätte er in eine ganze Kiste saurer Äpfel gebissen. "Ich werd's wieder spielen, da muss ich durch."
Kollege Schmelzer, merkte Badstuber (23) an, müsse sich nach dem schwachen Auftritt im Ernst-Happel-Stadion "überhaupt nicht schlecht fühlen. Marcel ist ein eifriger und willensstarker Spieler. Er gibt immer 100 Prozent, ist wichtig für die Mannschaft." Allerdings müsse das Zusammenspiel zwischen ihm und Schmelzer noch besser werden, und die Abstimmung mit Nebenmann Mats Hummels "verfeinert".
Letzterer konnte dem rastlosen Abend sogar Gutes abgewinnen. "Es macht doch auch irgendwie Spaß, wenn man viel zu tun hat", sagte Hummels. Die Mimik seines Vereinskollegen Marcel Schmelzer sagte jedoch etwas ganz anderes.