Bundestrainer Joachim Löw will das Länderspiel in Rostock gegen Georgien am Samstag (20.00 Uhr/live im ZDF) für personelle Experimente nutzen. Im Fokus hat der 46-Jährige längst die nächste Aufgabe in der Qualifikation für die EM 2008. Am 11. Oktober tritt die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Bratislava gegen die Slowakei an. Das vorherige Freundschaftsspiel ist lediglich eine willkommene Zwischenstation, um einige neue Akteure ins kalte Wasser zu werfen.
"Priorität liegt klar auf dem Spiel in der Slowakei"
"Unsere Priorität liegt klar auf dem Spiel in der Slowakei, wo wir die Chance haben, einen direkten Konkurrenten auf sechs Punkte zu distanzieren. Das ist unser klares Ziel", betonte Bundestrainer Joachim Löw, der von seinem Team gegen die Georgier dennoch eine "geschlossene Mannschaftsleistung" erwartet.
Dass der Tabellenführer der Gruppe D seine Vorbereitung auf das dritte Qualifikationsspiel auf dem Weg zur EURO 2008 in Österreich und der Schweiz am Dienstagabend mit der glanzvollen Premiere der WM-Dokumentation "Deutschland. Ein Sommermärchen" startete, war für den Bundestrainer eine schöne Abwechslung. Zugleich sah Löw den Film auch als Motivationshilfe für die Neulinge Jan Schlaudraff, Clemens Fritz und Piotr Trochowski, die dadurch einen ersten Einblick in das Innenleben der Nationalmannschaft bekamen.
"Dass noch mal etwas von dem WM-Rummel zu spüren war, ist für uns keine Belastung. Das Thema ist für uns zwar beendet, aber die Euphorie wollen wir natürlich auch in die weiteren Spiele transportieren. Das ist uns ja auch schon gegen Schweden, Irland und San Marino gelungen", meinte der Klinsmann-Nachfolger, der aufgrund der Personalsituation für das Match im Ostseestadion einige Experimente ankündigte.
Neuville fällt gegen Georgien aus
Wie viele der fünf Kandidaten, die im 21-köpfigen Kader noch ohne Länderspielerfahrung sind - Alexander Madlung und Torwart Robert Enke gehören ebenfalls dazu - gegen Georgien auflaufen, wollte der Bundestrainer aber noch nicht verraten. Dafür machte der 46-Jährige klar, dass er gegen das Team von Trainer Klaus Toppmöller auf Oliver Neuville verzichten wird. Der Stürmer von Borussia Mönchengladbach, der von einer Reizung an der Achillessehne geplagt wird, soll systematisch auf das Slowakei-Spiel vorbereitet werden. Aus diesem Grund wird Neuville auch bis einschließlich Freitag nicht am Mannschaftstraining der DFB-Auswahl teilnehmen. "Er wird im Fitnessbereich arbeiten und eventuell am Samstag oder Sonntag wieder ins normale Training einsteigen", so der Bundestrainer.
Löw erklärte zudem, dass das Trainingsprogramm am Mittwoch und Donnerstag individuell auf die einzelnen Spieler zugeschnitten werde, da die Akteure aufgrund ihrer unterschiedlichen Belastungen in den vergangenen Wochen derzeit nicht auf einem Level lägen. Gegen die Slowakei Mitte nächster Woche sollen nach dem Wunsch des Bundestrainers alle Spieler vom Fitnesszustand her wieder auf einer Stufe stehen.
Am Mittwochvormittag machte der Trainerstab deshalb gemeinsam mit der medizinischen Abteilung eine Bestandsaufnahme über die körperliche Verfassung jedes einzelnen Spielers. "Einige werden die nächsten Tage regenerieren, andere werden zusätzlich belastet", berichtete Löw, der gegen Georgien einigen seiner Stammkräfte nur ein Kurzprogramm verordnet. "Es ist durchaus möglich, dass Philipp Lahm oder Miroslav Klose nur 45 Minuten spielen oder der ein oder andere Leistungsträger erst im Verlauf der Partie eingesetzt wird", erläuterte der DFB-Coach, der zudem Torwart Timo Hildebrand eine neue Chance zwischen den Pfosten gibt.
Der Bundestrainer stellte aber noch einmal klar, dass es bis zur EM einen harten Konkurrenzkampf um die Nummer zwei hinter WM-Held Jens Lehmann geben wird. Robert Enke, aufgrund seiner stabilen Leistungen in Rostock zweiter Torwart auf der Bank, Roman Weidenfeller oder auch Tim Wiese stehen weiter im Blickpunkt, zumal Hildebrand derzeit bei seinem Klub VfB Stuttgart alles andere als souverän ist.
Löw bedauert Asamoahs Verletzung
Neben Hildebrand stehen gegen Georgien aber die Spieler im Fokus, die bislang noch gar nicht ran durften oder überwiegend nur in der zweiten Reihe standen. "Sie können sich empfehlen. Wichtig ist aber, dass sie mal reinschnuppern, sich ein Bild von der Nationalmannschaft machen und sich langsam in den Kreis der Elite reinfinden", bemerkte Löw, der gerade in Rostock gerne auf den schwer verletzten Gerald Asamoah (Schien- und Wadenbeinbruch) zurückgegriffen hätte. "Er ist nicht nur sportlich, sondern auch menschlich ein Verlust. Aber Asamoah ist eine Kämpfernatur, der in sechs oder sieben Monaten wieder bei uns sein wird", sagte der Bundestrainer, der den Schalker zuletzt in zwei Telefonaten aufgemuntert hatte.