Ex-Bundesliga-Coach Christoph Daum hat einigen deutschen Nationalspielern Realitätsverlust nach der WM 2006 im eigenen Lande diagnostiziert. "Die Profis müssen aufpassen, dass sie sich nicht in die Tasche lügen. Viele Nationalspieler denken, dass sie nach der euphorischen WM besser geworden sind und haben ihre Ansprüche nach oben geschraubt. Tatsache ist, dass ihre Qualität im Alltag gleich geblieben oder sogar schlechter geworden ist. Einige Spieler haben nach den vielen WM-Partys den Sinn für die Realität verloren", sagte der frühere Meistertrainer angesichts des durchwachsenen Saisonstarts vieler vermeintlicher Favoritenteams in einem Interview mit dem Kölner Express.
Erschöpfung als Entschuldigung für schwache Auftritte will Daum, vor seiner Kokain-Affäre 2000 heißer Kandidat auf den Posten des Nationaltrainers, nicht gelten lassen. "An der WM liegt es nicht. Das zeigt doch ein Bernd Schneider, der bislang überragend gespielt hat."
Löw will WM nicht als Alibi gelten lassen
Dieses Alibi ebenfalls nicht anerkennen will Nationaltrainer Joachim Löw, der seine Nationalspieler zweieinhalb Monate nach der WM aber auf einem guten Weg sieht. "Alle sind inzwischen über einen längerem Zeitraum im Training. Der Großteil präsentiert sich in sehr guter Form", erklärte Löw.
Einen Freibrief stellte Löw erneut Stürmer Lukas Podolski aus, der bei Bayern München bisher noch nicht so recht zum Zuge kommt. Seine Leistung sei noch etwas schwankend, "aber bei uns in der Nationalelf hat er sich stark präsentiert. Er muss sich auch keine Sorgen machen. Wir wissen, was Spieler wie Lukas Podolski in den vergangenen zwei Jahren in der Nationalelf geleistet haben".
Eine generelle Beurteilung der Bundesliga wollte Löw nicht vornehmen. Der Bundestrainer ist sich aber sicher, "dass sich die Liga einpendeln wird." Von Hamburg und Bremen erwarte er jetzt auch in der Champions League "einiges".