Jetzt kommen die Hammertage: Anderlecht, Leverkusen, Anderlecht, Schalke - in vier Partien innerhalb von nur elf Tagen kann sich für den Hamburger SV das Schicksal einer ganzen Saison entscheiden. Mit der Partie gegen den belgischen Vizemeister RSC Anderlecht beginnt am Donnerstag (19.00 Uhr/live bei Sat.1 und Sky) die Reihe der Spitzenspiele, und Trainer Bruno Labbadia lehnt sich trotz des dürftigen 1:0-Sieges zuletzt gegen Hertha BSC weit aus dem Fenster: "Wir haben unsere Serie in der Bundesliga gestartet, jetzt wollen wir gegen Anderlecht vorlegen, um den Druck vor dem Rückspiel zu verringern."
Den Anschluss an die Spitze in der Bundesliga nicht verlieren und den Traum vom Europa-League-Finale in der eigenen Arena am 12. Mai am Leben zu erhalten, lautet die schwere Aufgabe für die Hanseaten. Da ist es nur zu verständlich, dass die Spieler Glückssiege wie gegen Hertha schnell abhaken. "Das Beste daran waren die drei Punkte", sagte Torwart Frank Rost, "gegen Anderlecht werden es brisante und enge Partien. Wir müssen wieder versuchen, Tore für das Rückspiel vorzulegen." Trainer Bruno Labbadia appelliert auch an die Geduld der eigenen Fans, die gegen Hertha teilweise schon murrten. "Anderlecht wird sehr tief und kompakt stehen und versuchen, mit schnellen Kontern zum Erfolg zu kommen", sagt Labbadia, "wenn wir da ungeduldig werden, wird es sehr schwierig für uns." Auch Kapitän David Jarolim warnt vor dem belgischen Rekordmeister: "Das ist ein Topteam in Belgien, wichtig ist, das wir zu Hause kein Gegentor kassieren."
Der Respekt vor dem belgischen Rekordmeister ist auf jeden Fall groß. Dabei steht insbesondere Wunderknabe Romelu Lukaku im Fokus. Der Junge ist gerade einmal 16 Jahre alt und sorgt seit seinem Erstliga-Debüt im Mai 2009 für Aufsehen. Mit 13 Treffern führt der Sohn eines kongolesischen Ex-Nationalspielers die Torschützenliste in Belgien an und hat auch schon ein A-Länderspiel für Belgien bestritten. "Mit ihm haben sie eines der größten Talente Belgiens oder sogar der Welt in ihren Reihen", weiß Ruud van Nistelrooy. Der Hamburger Stürmerstar gilt als eines der großen Vorbilder für den jungen Belgier, den der ehemalige HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer schon vor zwei Jahren mit 14 an die Elbe lotsen wollte. Nach überstandenen Oberschenkelproblemen brennt van Nistelrooy auf sein Startelf-Debüt für den HSV. "Dafür arbeite ich und ich bin fit", sagt der 33-Jährige, der allerdings auch einräumt: "Alle drei Tage 90 Minuten schaffe ich noch nicht."
Trotzdem, die Hoffnung auf eine Entspannung der Personalsituation vor den Tagen der Wahrheit ist groß. Ze Roberto gewinnt mit jedem Spiel nach seinem Comeback mehr Sicherheit, Eljero Elia ist wieder voll im Training, Markus Berg hat seine Grippe überwunden. Allerdings gibt es um Verteidiger Jerome Boateng noch ein Fragezeichen. Der Nationalspieler berlitt einen Muskelfaserriss im Oberschenkel und wird voraussichtlich auch gegen Anderlecht noch pausieren müssen. Guy Demel fällt sicher aus.