Seit acht Jahren ist Ralf Agolli nun Trainer bei der SG Essen-Schönebeck. 2004 gelang der Aufstieg in die 1. Bundesliga, aber die aktuelle Situation ist auch für ihn neu. Nach dem sechsten Spieltag hat die SGS lediglich zwei Zähler auf dem Punktekonto, und musste am Sonntag gegen Turbine Potsdam (0:7) die höchste Niederlage verkraften. Zudem stehen die Essenerinnen auf einem Abstiegsplatz und die kommenden Gegner sind der 1. FFC Frankfurt und Bad Neuenahr.
„Es besteht kein Grund, in Hektik auszuarten“, macht Geschäftsführer Willi Wißing deutlich. „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir in diesem Jahr den bisher qualitativ stärksten Kader haben.“ Das große Manko ist aber, dass er aktuell nicht zur Verfügung steht, so dass sich bis zum Start der Rückrunde an der prekären Situation nicht viel ändern wird.
Gegen Potsdam hielt die SGS rund 60 Minuten gut mit, nach dem 0:3 brachen aber schließlich alle Dämme. „Was danach folgte war schon heftig, so darf man sich nicht präsentieren“, ärgert sich Agolli, der auf der anschließenden Rückfahrt nach Essen kein einziges Wort mit seinem Team wechselte. Bei der ersten Trainingseinheit am Montag gab es auch einige hängende Köpfe, aber auch die Zuversicht kehrte bereits wieder zurück. „Wir haben noch 16 Spiele um einen Platz nach oben zu klettern. Aber die Erwartungshaltung ist natürlich rapide nach unten gegangen“, erklärt der Coach, dem allerdings auch noch ein weiterer Aspekt Kopfzerbrechen bereitet.
„Die Top-Mannschaften entfernen sich immer mehr, das sieht man auch an den Ergebnissen“, betont der 48-Jährige. Sein Trainerkollege Bernd Schröder konnte sich sogar den Luxus erlauben, Bianca Schmidt für das Länderspiel gegen die USA zu schonen. Agolli: „Da kann man nur neidisch werden, wenn Nationalspielerinnen auf der Bank sitzen.“ Der SGS-Trainer würde sich wünschen, dass in seinen Reihen überhaupt wieder ein Konkurrenzkampf stattfindet. Denn die Elf stellt sich derzeit von alleine auf. Ins kalte Wasser wurde bereits Sarah Freutel geworfen, die eigentlich zunächst in der zweiten Mannschaft Spielpraxis sammeln sollte. „Meine größte Sorge ist, dass die jungen Spielerinnen verheizen“, meint Agolli. Aber eine andere Wahl hat er aktuell nicht.