Der FC Schalke 04 plant nicht nur den Wiederaufstieg in die Bundesliga der Herren, sondern hat auch mit seiner Frauen-Fußballabteilung in den kommenden Jahren einiges vor.
Mit einem 5:0-Heimsieg gegen die SV Germania Hauenhorst sind die Frauen des FC Schalke 04 am Sonntag erfolgreich in das Abenteuer Westfalenliga gestartet. Und haben gleich mal ein Ausrufezeichen gesetzt. Wobei die Königsblauen den Begriff Frauenfußball gar nicht so gerne hören. Anlässlich des Saisonauftakts haben wir uns mit S04-Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers, selbst ehemalige Bundesligaspielerin der SG Hillen, und Frauen-Abteilungsleiter Boris Liebing über die Ziele der erst vor vier Jahren gegründeten S04-Damen unterhalten. Ein Gespräch in drei Teilen über Ballkinder, besondere Wachstumschancen und Begrifflichkeiten.
Frau Rühl-Hamers, wir wollten mit Ihnen und Boris Liebing ein Gespräch über den Frauenfußball führen. Es wurde eins über den Fußball der Frauen auf Schalke. Warum ist Ihnen diese verbale Unterscheidung so wichtig?
Christina Rühl-Hamers: Wir auf Schalke sagen Fußball der Frauen. Es handelt sich ja um dieselbe Sportart, wie die der Männer. Da kommt auch niemand auf die Idee von Männerfußball zu reden. Wir möchten damit deutlich machen, dass Fußball von beiden Geschlechtern gleichermaßen gespielt wird. Das ist uns wichtig.
Warum ist Ihnen das so wichtig?
Boris Liebing: Der Fußball insgesamt ist in vielen Bereichen noch zu männlich. Dass wir in diesem Jahr erstmals auch Ballmädchen in der VELTINS-Arena im Einsatz haben, ist für uns ein großer Schritt, weil es bislang immer Jungs waren. Wir haben Vereinbarungen mit der Knappenschmiede, dass wir uns das künftig aufteilen.
Rühl-Hamers: Sprache ist schon mächtig. Man sagt automatisch: Balljungs. Das wird bei uns ab dieser Saison anders sein, weil es eben auch weibliche Ballkinder gibt. Ich möchte keine Genderdebatte aufmachen, aber der Fußball ist von der Sprache eher männlich durchzogen. Wir sind da einfach sensibel, weil das auch eine Form von Wertschätzung gegenüber den Mädchen und Frauen ist, die jeden Tag so viel Engagement an den Tag legen, um für Schalke diesen Sport auszuüben. Und warum sollten die Einlaufkinder nicht auch mal Mädchen sein?
Warum hat sich der S04 vor vier Jahren dazu entschieden, eine Frauen-Fußballabteilung zu etablieren?
Rühl-Hamers: Wenn man auf Schalke guckt und die Bedeutung des Vereins für die Menschen in Gelsenkirchen und darüber hinaus kennt, dann war die Entscheidung beinahe zwangsläufig. Zu unserem Purpose ´Menschen begeistern, Region stärken´gehört der Fußball der Frauen dazu. Und dann stellt sich die Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt so etwas zu starten? Vor vier Jahren war die Situation für uns gekommen zu sagen: Jetzt machen wir auch mit. Es haben viele andere Vereine vor uns damit begonnen.
Gehört es inzwischen auch zum guten Image eines Profiklubs, eine Frauen-Fußballabteilung zu haben?
Rühl-Hamers: Ich würde es fast umgekehrt sagen: Wenn wir uns nicht beteiligt hätten, hätte es einen negativen Effekt. Wir merken, wie positiv das im ganzen Kosmos Schalke ankommt. Dadurch ist es natürlich auch viel voller auf dem Trainingsgelände. Kabinen und Trainingsplätze müssen geteilt werden. Wir merken aber, wie diese Synergien auch Vorteile haben. Es ist von Vorteil, wenn hier nicht nur Jungs und junge Männer auf dem Trainingsgelände herumlaufen, sondern eben auch Mädchen und junge Frauen.
Warum aber der Ansatz von ganz unten aufzubauen?
Rühl-Hamers: Die Frage ist : Fangen wir an, das organisch aufzubauen? Oder löst man das über vorhandene Strukturen. Das haben andere Klubs anders gelöst. Wir haben – wie Borussia Dortmund auch – von der U11 an bis zu den Seniorinnen den Weg des organischen Wachstums gewählt. Wir glauben, dass das für diese Region wichtig und richtig ist.
Liebing: Spannend ist, dass jeder Verein seinen eigenen Ansatz findet. Union Berlin hat sich jetzt dazu entschieden, bei den in der 2. Liga spielenden Frauen das Profitum einzuführen. Das ist eine unheimlich spannende Entwicklung. Wir gucken, dass wir unseren Weg so definieren, wie es für uns möglich ist und wie es sich für uns am besten anfühlt.
Im zweiten Teil des Interviews geht es um die mittelfristige Ziele und den Kostendruck ...