Die SGS Essen empfängt am Sonntag den FF USV Jena zum 5. Spieltag der Frauen-Bundesliga (14 Uhr, Stadion Essen). Ein gewöhnliches Spiel - außer für eine Person: SGS-Cheftrainer Daniel Kraus. Der 33-Jährige widmete dem Fußball in Jena mehr als sein halbes Leben, verbrachte knapp 20 Jahre in Thüringen.
Als Junioren-Spieler zum Carl Zeiss Jena gekommen, sammelte der ehemalige Torwart zwischen 2004 und 2009 34 Einsätze in der zweiten und dritten Liga. Als Cheftrainer führte er die Damen-Mannschaft 2014 auf den fünften Rang und damit zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Zwei Jahre später folgte der Wechsel nach Essen.
Teamgeist und Leidenschaft sind Jenas Stärken
"Ich bin noch nicht lange weg und dem Verein natürlich noch immer sehr verbunden", erklärt Kraus im Vorfeld auf die Partie (Sonntag, 14 Uhr, Stadion Essen). Viele ihm vertraute Gesichter gäbe es dort nach einem größeren Umbruch im Sommer aber nicht mehr. Dennoch weiß Kraus bestens, wo die Stärken seines Ex-Klubs liegen: "Die Jenaer kommen über den Teamgeist, Kampfbereitschaft und Leidenschaft", warnt er vor dem Tabellen-Zehnten (ein Punkt). "Ein sehr unangenehm zu bespielendes Team, die gegen uns unter Zugzwang stehen."
Doch auch die Essener können nicht ganz ohne Hintergedanken ins Spiel gehen. Nicht etwa aus tabellarischen Gründen, nein. Mit sechs Zählern (Platz sechs) stehen die Damen ordentlich im Soll. Beide Saisonerfolge feierten sie allerdings in der Fremde, dagegen konnte die SGS vor heimischer Kulisse noch keinen einzigen Punkt einfahren. Torfrau Lisa Weiß verspürt dennoch keinen Druck. "Wir wollen uns für die harte Arbeit der letzten Wochen belohnen und endlich zuhause gewinnen."
Und selbst im Falle eine Niederlage plagen Manager Philipp Symanzik keine Sorgen, dass den Essenerinnen die Fans davon laufen. Dafür seien die Anhänger zu treu. "Sogar auswärts können wir uns immer über Unterstüzung freuen. Außerdem geht es ja nicht nur um Punkte, sondern auch um die Leistung. Und die hat auch bei den Niederlagen über weite Strecken gestimmt."
Siege in Folge sorgen für Aufwind in Essen
Indizien, dass am Sonntag dann endlich etwas Zählbares rausspringt, gibt es ohnehin genug. Coach Kraus sieht in seinem Team "die fußballerisch bessere Mannschaft", zudem befinden sich die Schönebeckerinnen aktuell im Aufwind. Auf das eindrucksvolle Comeback beim 3:1-Auswärtserfolg beim SC Sand vor zwei Wochen, folgte am letzten Sonntag ein 10:0-Schützenfest im DFB-Pokal gegen den 1. FC Neubrandenburg. Das Torfestival beim Regionalligisten hätte nach Kraus' Geschmack gerne noch vier, fünf Tore höher ausfallen können. "Aber das ist Meckern auf hohem Niveau."
Lisa Weiß kehrt ins Tor zurück
Stammtorhüterin Lisa Weiß stand am Sonntag nicht zwischen den Pfosten, dafür durfte die zweite Keeperin Jil Strüngmann Pflichtspiel-Luft schnuppern. Wirklich beweisen konnte sich die 25-Jährige aber nicht, denn die Neubrandenburger brachten keinen Abschluss auf das Essener Gehäuse zustande. Für Weiß kam die Pause daher gelegen. So ein arbeitsarmer Tag sei nichts für die Nationalspielerin, sie zieht Action vor: "Da stehe ich lieber unter Dauerbeschuss." Das sieht der Trainer wohl anders. Kraus wird beim Wiedersehen mit seinem Ex-Klub wohl darauf bedacht sein, dass seine Torfrau das schafft, wofür er jahrelang in Jena spielte: Die weiße Weste zu wahren.