Kaum irgendwo liegen Erfolg und Misserfolg wohl so nah beieinander wie beim MSV Duisburg. Während die Männer in die 3. Liga abgestiegen sind, feierten die Frauen den Aufstieg in die Bundesliga. Und während die Herren vor dem Erstrundenspiel im Niederrheinpokal stehen (Freitag, 18 Uhr, beim SV Solingen), fiebern die Damen dem Liga-Auftakt entgegen (Samstag, 14 Uhr, gegen die SGS Essen). Und doch haben die beiden etwas gemeinsam: engagierte Trainer, die sich unterstützen und beratend zur Seite stehen.
Vor allem Inka Grings von den Zebra-Frauen gibt viel auf den Rat ihres männlichen Kollegen. Und Ilia Gruev steht ihr gerne zur Seite. "Wir kommunizieren oft", sagt der 46-Jährige und verrät: "Inka ist meine Lieblingspartnerin beim Fußballtennis." Die Frauen-Trainerin nimmt immer mal wieder Anschauungsunterricht bei ihrem männlichen Kollegen. Gerade erst hat die 37-Jährige ihren Fußballlehrer-Schein gemacht und kann den einen oder anderen Tipp gut gebrauchen. Denn, da ist sich Grings sicher: "So anders ist das nicht, ob du Männer oder Frauen trainierst. Fußball ist Fußball, vom Umgang und der Einstellung sind da beide Seiten gleich." Nur das Tempo ist ein anderes. "Es macht Spaß, auf so einem hohen Niveau mitwirken zu dürfen", sagt Grings. "Ich genieße die Zeit bei Ilia."
Und der Trainer lobt seine Schülerin. "Inka ist absolut profesionell, sehr neugierig, sie wird hier in unserer Mannschaft sehr ernst genommen, wenn sie da ist. Sie hat das Potenzial und die Qualität, ihre Mannschaft gut zu führen." Und auch wenn er die Trainererfahrung mitbringt, auch er kann sich von seinem weiblichen Pendant ein bisschen was abschauen. Was er von Grings gerne hätte? "Ihre Karriere", sagt Gruev und lacht. "Sie hat fast alles gewonnen, was du als Fußballer gewinnen kannst."
Ich hatte oft einen zu hohen Anspruch und habe den Mädels Dinge abverlangt, die sie gar nicht liefern konnten
Inka Grings
Zu verdanken hatte das die Spielerin Grings vor allem ihrem Ehrgeiz. Der der Trainerin Grings am Anfang ein bisschen im Weg stand. Als sie vor zwei Jahren in Duisburg ihre erste Stelle an der Seitenlinie angetreten hat, war sie gelegentlich ein bisschen übermotiviert und hat ihren Spielerinnen manchmal zu viel abverlangt. "Ich hatte oft einen zu hohen Anspruch und habe den Mädels Dinge abverlangt, die sie gar nicht liefern konnten", sagt sie selbstkritisch. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga hat sie sich reflektiert. Und ist zu dem Ergebnis gekommen: "Die Emotionalität kann ich nicht abstellen, dafür liebe ich den Sport viel zu sehr. Aber es muss alles in der Waage bleiben."
Und auch wenn die Herren am Ende in die 3. Liga abgestiegen sind. Der Trainerwechsel im November kam nicht nur den Profis zu gute. Auch die Frauen haben davon profitiert. Denn von der ruhigen Art Gruevs konnte sich Grings etwas abschauen. "Im Gegensatz zu Gino Lettieri", sagt sie.