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Welt-Trainer Kellermann
"Frauen sind nachtragender als Männer!"

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Welt-Trainer Kellermann: "Frauen sind nachtragender als Männer!"

Während die Fußballwelt lauthals darüber diskutiert, ob Manuel Neuer hätte zum Weltfußballer gekrönt werden müssen, genießt Ralf Kellermann seinen Triumph eher im Stillen.

Finden Sie es richtig, dass es für Frauen und Männer unterschiedliche Wahlen gibt? Ja, absolut. Die Regeln sind zwar gleich, aber im Grunde sind es zwei verschiedene Sportarten. Dass es also vier Hauptauszeichnungen gibt, ist richtig. Mich freut aber, dass endlich auch die Vereinsarbeit bei den Frauen in den Fokus gerückt ist, denn schließlich bin ich der erste Vereinstrainer, der ausgezeichnet wurde. Bislang ging der Titel immer an Nationalmannschaftstrainer/innen.

Ihre Spielerin Nadine Keßler ist auch ausgezeichnet worden. Ist der VfL im Frauenfußball der FC Bayern München? Für den Moment: Ja. Fünf Titel in zwei Jahren zeigen es. Aber Bayern hat diese Stellung seit Jahrzehnten und wir sind – wenn man die Konstanz betrachtet – auch noch hinter Potsdam und Frankfurt. Aber wir holen auf. Allerdings zählt im Frauenfußball nicht nur das Geld, sondern auch andere Faktoren.

Welche? Viele Spielerinnen sind berufstätig und müssen den Sport mit dem Job vereinbaren. Wir in Wolfsburg leben zudem von unserem sehr guten Teamgeist.

Wie gehen Sie damit um, dass Ihre Arbeit damit abgetan wird, dass der Erfolg dank VW nur gekauft sei? Wir haben sicherlich sehr gute Bedingungen beim VfL. Ich habe als Sportlicher Leiter und Trainer einen finanziellen Rahmen und kann meinen Kader dementsprechend zusammenstellen. Allerdings laufe ich nicht mit dem Geldkoffer durch die Gegend. Wir überzeugen Spielerinnen wie Alexandra Popp durch andere Dinge. Sie wollte Tierpflegerin werden und weil wir 15 Kilometer entfernt einen Tierpark haben, macht sie dort nun eine Ausbildung. Wie gesagt: Im Frauenfußball entscheidet nicht das Geld.

Sie sprechen von einer Familie. Ist deshalb auch Dieter Hecking regelmäßig bei Ihnen als Zuschauer zu Gast? Dieter Hecking schaut sich öfter unsere Spiele an. Im vergangenen Jahr war er so begeistert, dass er sogar spontan mit nach Lissabon geflogen ist. Der Draht zu den Profis ist aber ohnehin sehr eng, denn ich habe beim MSV noch mit Dirk Bremser zusammengespielt.

Liegen Ihnen auch Angebote aus dem Herrenfußball vor? Es gibt immer mal lose Anfragen, aber ich kann sie realistisch einschätzen. Einen Frauentrainer kann man nicht ohne Weiteres im Herrenfußball einsetzen.

Warum nicht? Das Risiko für die Vereine ist einfach zu groß. Die Eintrittskarte in den Männerfußball könnte nur über einen Co-Trainer-Posten führen, über den ich mich beweisen müsste. Ich habe keine Berater, sondern mache auch in Zukunft alles selbst und kann von daher sagen, dass es nicht zur Debatte steht. Ich habe einen unbefristeten Vertrag, feiere bald mein zehnjähriges Jubiläum, weil mich Thomas Strunz 2005 zum VfL lotste und darf gerade viele Erfolge feiern. Das werde ich bestimmt nicht aufgeben.

Wo liegen in Ihren Augen die gravierendsten Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Der gravierendste Unterschied, mit dem ich ein Klischee bediene, ist: Frauen sind nachtragender. Wenn es bei den Männern knallt, ist am nächsten Tag alles wieder okay. Bei Frauen hat man nur das Gefühl, dass alles in Ordnung ist, aber drei Wochen später kann die Sache in einem Gespräch wieder aufbrechen. Deshalb ist Britta Carlson zusätzlich zu ihren Kompetenzen als Fußballlehrerin auch eine große Hilfe in zwischenmenschlichen Geschichten. Positiv ist die Eigenmotivation der Spielerinnen. Wenn ein 24-jähriger Profi vielleicht versucht, Trainingseinheiten mit Augenmaß abzuspulen, geben die Frauen Gas. Ich muss sie sogar bremsen.

Sie müssen also auch ein Frauen-Versteher sein? Ja, das lernt man.

Klopfen Sie eigentlich an, wenn Sie in die Kabine wollen? Nein, die Regel ist anders. Wenn um 17 Uhr Training ist, gehe ich ab 16.15 Uhr nicht mehr rein, sondern lasse die Spielerinnen für Gespräche zu mir ins Büro kommen. (…) Beispielsweise wird auch die Zeit für die Ansprache vor den Spielen immer festgelegt. Außerdem würde ich im Trainingslager oder bei Auswärtsspielen nie ein Einzelgespräch im Hotelzimmer führen. Ich gehe dann in die Lobby oder hole Britta Carlson dazu, wenn es etwas privater sein sollte.

Anderes Thema: Sie sind in Meiderich geboren, haben von der F-Jugend an insgesamt 17 Jahre beim MSV gespielt. Haben Sie die letzten turbulenten Jahre der Zebras verfolgt? Natürlich, immer. Die Entwicklung ist zuletzt sehr traurig gewesen, denn ich kenne die Tradition und weiß, was der Fußball und der MSV in der Region bedeuten. Aktuell habe ich aber ein gutes Gefühl, dass wieder Konstanz reinkommt und es aufwärts geht.

Trauen Sie dem MSV in diesem Jahr den Aufstieg zu? Generell gehört der MSV mindestens in die zweite Liga. Ich drücke ganz fest die Daumen, schließlich bin ich ja auch noch regelmäßig vor Ort, weil meine Mutter Heidi immer noch in der Wohnung in Meiderich wohnt, in der ich gelebt habe.

Wie haben Sie den Zusammenschluss MSV/FCR erlebt? Da schließt sich ein Kreis, denn ausgerechnet wir waren mit dem VfL der erste Gegner nach dem Zusammenschluss. Ich würde mich freuen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen so sind, dass Frauenfußball aufrecht erhalten werden kann. Es wird für Duisburg sicherlich schwer, die Klasse zu halten, aber sie haben noch eine Chance. Ohne den MSV würde etwas ganz Großes und Bedeutendes fehlen.

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1 FC Bayern München 22 19 3 0 60:8 52 60
2 VfL Wolfsburg 22 16 2 4 64:22 42 50
3 Eintracht Frankfurt 22 14 2 6 42:25 17 44
4 SGS Essen 22 10 5 7 33:26 7 35
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
1 FC Bayern München 11 10 1 0 28:1 27 31
2 VfL Wolfsburg 12 9 1 2 32:11 21 28
3 Eintracht Frankfurt 11 8 1 2 28:14 14 25
4 RB Leipzig 11 6 1 4 14:16 -2 19
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
1 FC Bayern München 11 9 2 0 32:7 25 29
2 VfL Wolfsburg 10 7 1 2 32:11 21 22
3 TSG 1899 Hoffenheim 11 6 1 4 20:16 4 19
4 Eintracht Frankfurt 11 6 1 4 14:11 3 19

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