Jacqueline Klasen hat diese Chance mehr als genutzt:
Mit erst 20 Lenzen spielt Klasen eine Saison, als wäre sie seit Jahren in der Frauen-Bundesliga zuhause. Dabei spielt sie erst im dritten Jahr im Fußball-Oberhaus. Seit ihrem Wechsel 2011 von Lütgendortmund (damals Regionalliga) zur SGS hat die gebürtige Dortmunderin eine unglaubliche Entwicklung hingelegt und gehört in dieser Spielzeit, die am Samstag mit dem DFB-Pokalfinale in Köln ihren Höhepunkt findet, zu den absoluten Leistungsträgerinnen.
Das war nicht immer so. Nach einem guten Einstand in Essen hatte sie im letzten Jahr einen absoluten Durchhänger. Ihre Einsätze beschränkten sich meist nur auf wenige Minuten. Die meiste Zeit saß sie auf der Ersatzbank . Den Tiefpunkt ihrer noch jungen Karriere erlebte Klasen beim Spiel gegen Leverkusen, als sie nach nur 15 Minuten wieder ausgewechselt wurde. Wie so oft in der Saison wirkte sie viel zu müde, zu lustlos.
Doch nach der Sommerpause sah das wieder ganz anders aus. Klasen hat ihren Durchhänger überwunden. Auch, weil die Ärzte herausgefunden haben, dass die Defensiv-Allrounderin an einer Schilddrüsenunterfunktion leidet, die mit Medikamenten eingestellt wurde. Die 20-Jährige spielt seitdem wie ausgewechselt. Nicht nur, dass sie wieder motiviert zu Werke geht, sie ist aus der Startelf nicht mehr wegzudenken. Auch im DFB-Pokal hat Klasen kein Spiel verpasst. „Jacquie ist aggressiv, spritzig und unglaublich flink auf den Füßen“, weiß ihr Trainer Markus Högner, der Klasen in dieser Saison von der Sechs auf die rechte Seite der Viererkette versetzt hat. „Sie hat einen Riesensprung gemacht“, freut sich der Coach.
Klasen steht nicht alleine da
Ebenso wie sein Schützling: „Fußball macht einfach wieder richtig Spaß“, sagt Klasen erleichtert. Endlich kann sie die verkorkste letzte Saison vergessen. Und die Tabletten, um die Schilddrüse zu regulieren, braucht Klasen auch nicht mehr. „Es ist wieder alles super“, strahlt sie und macht aus ihrer Krankheit kein großes Geheimnis. „Viele Menschen haben das, das ist nichts, was ich verbergen müsste.“ Und sie schiebt selbstbewusst hinterher: „Man sieht meine Leistung und so kann es weitergehen.“
Krönen will sie die Saison, die mit ihrem ersten Tor für Essen – ausgerechnet im Spiel gegen den Reviernachbarn MSV Duisburg – begann, jetzt natürlich mit dem Pokalsieg. Und die Chancen stehen theoretisch gar nicht so schlecht: In vier Jahren Finale in Köln gab es vier verschiedene Sieger.