Schon vor dem Spiel hatte Markus Högner vor Jena gewarnt. "Die sind unangenehm zu spielen", sagte er und merkte an, dass das seine Mannschaft selbst auch schon herausgearbeitet habe. Doch während der Partie am Sonntagnachmittag, die ob des wild wehenden Windes an der Hafenstraße bei gefühlten Minusgraden ausgetragen wurde, war davon nichts zu spüren.
"Ohne Herz", wie Högner sagte, spielten seine Mädels. Und so kam es dann auch, dass der Gegner nach einer guten halben Stunde plötzlich mit 1:0 in Führung lag (36.). Zwar spielten die Essenerinnen in den ersten 45 Minuten gegen den starken Wind an, doch konnte dies keine Erklärung dafür sein, dass der Gegner immer wieder vor das SGS-Tor kam und die Abwehr beschäftigte. Die Gäste waren bei ihren Vorstößen sicher alles andere als zwingend, einen Strafstoß holte Amber Hearn vor der Führung aber dennoch raus.
Immerhin schaffte die Högner-Elf postwendend den Ausgleich und zum ersten Mal wurden die 530 Zuschauer im Stadion Augenzeugen der unglaublich schlechten Leistungen der Jenaer-Keeperin, die so gut wie keinen Ball festhielt. Nach einem Schüsschen aus Reihen der SGS konnte Katja Schroffenegger das Spielgerät nicht festhalten und aus dem Gewühl heraus netzte Irini Ioannidou ein.
Kapitaler Schiri-Fehler
Nach der Halbzeitpause, in der Högner seine Mannschaft darauf hinwies, dass sie jetzt, mit dem Wind im Rücken, viel mehr aus der zweiten Reihe schießen müsse, wurde das Spiel der Gastgeberinnen zwar ein wenig ansehnlicher, ertragreicher aber nicht. Erst durch einen Foulelfmeter (66.) gelang es Sabrina Dörpinghaus, die Essenerinnen mit 2:1 in Führung zu bringen. "Da hätten wir nachlegen müssen", bemängelt Högner.
Doch statt eines weiteren SGS-Treffers - Charline Hartmann nach einem Dörpinghaus-Freistoß und Linda Dallmann hatten die dicksten Möglichkeiten - musste der Trainer einen weiteren Gegentreffer mitansehen, der ihn äußerst wütend werden ließ. Denn: Nachdem die Essenerinnen den Ball in der gegnerischen Hälfte ins Aus geschossen hatten, nahm sich eine Jenaerin 30 Meter hinter der Mittellinie in Essens Spielhälfte den Ball, warf ein, das Leder gelangte in den Strafraum, wo die Lila-Weißen so weit von ihren Gegenspielerinnen weg standen, dass Hearn unbedrängt einschieben konnte.
"Wir waren doch in der Vorwärtsbewegung, weil der Einwurf an einer ganz anderen Stelle hätte ausgeführt werden müssen", monierte Högner. "So sind wir dann viel zu spät gekommen. Das war wirklich ein unglaubliches Ding von der Schiedsrichterin." Doch viel mehr als an der Unparteiischen, lag der Punktverlust nach dem Unentschieden daran, dass seine Mannschaft nicht das abgerufen hat, was sie kann. "Uns hat das Herz gefehlt. Fast keine ist an ihre Leistungsgrenze gegangen und hat 100 Prozent gegeben. Ich bin sehr unzufrieden."