Ganz anders die Situation vor dem diesjährigen Weihnachtsfest. Trainer Markus Högner und Manager Willi Wißing machen vor dem letzten Pflichtspiel des Jahres am Sonntag gegen den 1. FFC Frankfurt (Stadion „Am Hallo“, Anstoß 14 Uhr) einen äußerst entspannten Eindruck, den 17 Zählern nach der Halbserie sei Dank. Högner greift gar schon nach Superlativen. „Die Frankfurterinnen haben mit ihrem Etat nur fünf Punkte mehr, das ist eine sensationelle Leistung von meinem Team.“
"Wir sind ein hohes Risiko eingegangen"
Während der Rekordmeister den eigenen Ansprüchen nach bereits drei Saison-Niederlagen hinterherhinkt, haben die Essenerinnen die Erwartungen übertroffen. „Wir sind Anfang der Saison ein Risiko eingegangen, als wir so viele junge Spielerinnen geholt haben“, sagt Wißing. Das Wagnis erwies sich aber als Glücksgriff. Denn es sind insbesondere die Youngster, die bisher zu überraschen wussten. Allen voran Linda Dallmann. Die Ex-Leverkusenerin kam in allen Ligaspielen zum Einsatz, stand dabei zehn Mal in der Startelf. „Wie sie gegen Wolfsburg die Nationalspielerin Verena Faißt beherrscht hat, das war phänomenal“, sagt Högner. Kein schlechtes Zeugnis für eine 17-Jährige, die vor ihrem Wechsel ins Ruhrgebiet lediglich zu einem 45-minütigen Einsatz in der Frauen-Bundesliga gekommen war.
Keine Probleme, sich in der Eliteklasse zurechtzufinden, hatten aber auch Isabelle Wolf und Jacqueline Klasen. Die Option, in der Winterpause zur SG Lütgendortmund zurückzukehren, dürfte nicht gezogen werden. Überhaupt sieht Högner keinen Grund, auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. „Alle Spielerinnen haben sich weiter entwickelt. Durch die jungen Spielerinnen ist ein neuer Schwung in der Mannschaft, das gesamte Level hat sich verbessert“, sagt Högner. Obwohl, bei all den Lobeshymnen, ein Defizit gibt es dann doch: Es fehlt nach wie vor eine treffsichere Offensivspielerin. Der Coach: „Wir haben nicht den Killer, der das Tor macht.“ So wie Genoveva Anonma bei Turbine Potsdam oder Martina Müller und Conny Pohlers beim VfL Wolfsburg.
Dem 1. FFC Frankfurt allerdings fehlt nach dem Karriereende von Birgit Prinz und dem Weggang Pohlers ebenso eine Knipserin. An das Hinspiel zumindest erinnern sich die SGS-Verantwortlichen gerne zurück, auch wenn eine 0:3-Niederlage zu Buche stand. „Da waren wir 35 Minuten die bessere Mannschaft“, blickt Högner zurück. Die gewitterbedingte Unterbrechung brachte die Frankfurterinnen schließlich ins Spiel.
Und gegen eine vorweihnachtliche Bescherung zumindest hätte freilich keiner bei der SGS Essen was einzuwenden. Högner: „Mit einer kleinen Überraschung würden wir das halbe Jahr super abrunden.“