Mit großen Spielen im Amateurfußball kennt sich Thorsten Möllmann bestens aus. In der Saison 2012/13 machte der heutige Vorsitzende des SC 1920 Oberhausen nicht nur als Sprücheklopfer auf sich aufmerksam, sondern auch als Trainer einer Mannschaft, die sich einen mitreißenden Aufstiegskampf in der Bezirksliga mit TuS Essen-West 81 und Sterkrade-Nord lieferte.
Über 1000 Zuschauer kamen zu den direkten Duellen. Möllmann lockte sie mit seiner großen Klappe und attraktivem Offensivfußball auf die Sportanlagen. Lange sah es danach aus, als würde der Traditionsverein aus Oberhausen das Rennen machen. Doch ausgerechnet am letzten Spieltag wurde der Landesliga-Aufstieg mit einer bitteren Niederlage gegen Absteiger Union Frintrop in den Sand gesetzt. Besser machte es Möllmann zwei Jahre später mit Blau-Weiß Oberhausen. Seine Mannschaft behielt die Nerven und schaffte endlich den Sprung in die Landesliga.
Wenn der SC 1920 Oberhausen am Freitagabend ab 20 Uhr an der Mellinghofer Straße den VfB Bottrop zum Bezirksliga-Topspiel empfängt, wird Möllmann nicht auf der Trainerbank sitzen. Der Familienvater hat nun einen anderen Aufgabenbereich bei seinem Herzensverein. Aus gesundheitlichen Gründen zog er sich aus dem Trainergeschäft zurück.
Inzwischen gehe es ihm wieder gut. Als Vorsitzender ist er weiter mit vollem Einsatz dabei. Organisation, Sponsorenakquise, Jugendarbeit und Kaderplanung stehen nun regelmäßig an. Und natürlich macht Möllmann weiterhin das, was er früher schon erfolgreich tat: Die Werbetrommel vor wichtigen Spielen seines Vereins rühren. „Wir erwarten am Freitagabend 2000 Zuschauer“, sagt Möllmann. „Schon gegen Rhenania Bottrop waren 1600 da, dieses Mal ist die Nachfrage noch größer. Die Leute sind heiß auf Amateurfußball.“
Thorsten Möllmann: „Wir werden ihnen die Grenzen aufzeigen“
Die Konstellation könnte spannender kaum sein. Der VfB Bottrop und Möllmanns Spielclub, der von Ex-Spieler Riad Jabeur trainiert wird, liegen zum Start der Restrunde in der Bezirksliga-Gruppe 8 punktgleich an der Tabellenspitze. Nur je eine Niederlage kassierten beide Teams in 14 Spielen. Die Oberhausener gewannen das Hinspiel mit 2:1. Ihre einzige Niederlage kassierten sie gegen den Abstiegskandidaten ESV Hohenbudberg. „Kennt man ja von uns“, sinniert Möllmann mit Blick auf seine eigene Historie.
Abgesehen vom Punktestand weisen beide Vereine nicht viele Gemeinsamkeiten auf. Möllmann beschreibt den SC 1920 als familiären Klub. „Ohne viel Kohle“, wie er sagt. Das sei beim Gegner VfB Bottrop freilich anders. „Was die für Summen für neue Spieler rausgehauen haben, davon können wir nur träumen“, betont er.
In der Tat wollte es der VfB im vergangenen Sommer wissen. Viele für die Bezirksliga überqualifizierte Spieler wurden geholt. Das prominenteste Beispiel: Fatih Candan. Der 32-Jährige stürmte in seiner Profi-Karriere bereits für Rot-Weiß Oberhausen, Viktoria Köln, Schalke II und den TSV Steinbach in der dritten und vierten Liga. Auch sechs Einsätze in der türkischen Süper Lig stehen in seiner imposanten Vita.
Die machen wir nieder. Der VfB Bottrop hat eine Tracht verdient und wird sie auch bekommen
Thorsten Möllmann
Nun steht er den Verteidigern des SC 1920 Oberhausen gegenüber. Angst vor großen Namen hatte Thorsten Möllmann schon als Trainer nicht. Wie üblich gibt es eine satte Kampfansage: „Der VfB Bottrop hat viel Geld in die Hand genommen, um aufzusteigen. Wir werden ihnen aber die Grenzen aufzeigen. Als Mannschaft. Wir sind eine Familie in unserem Verein. Das ist wichtiger und besser als Kohle.“
Möllmann sei darüber hinaus nicht gut zu sprechen auf die Gäste aus Bottrop. Der Grund: Vor einem geplanten Testspiel des SC 1920 gegen den Vogelheimer SV habe VfB-Trainer Patrick Wojwod den Trainer der Essener vor dem Spiel kontaktiert, um dessen Mannschaft zu Unsportlichkeiten zu bewegen. „Wir wissen, was da gefallen ist“, sagt Möllmann und erhebt schwere Vorwürfe: „Bottrop wollte, dass uns die Vogelheimer hart angehen und provozieren, um Platzverweise zu erzwingen. Das ist unterste Schublade. Wir haben ein gutes Verhältnis zu Vogelheim und wurden deshalb darüber informiert. Ein Verein, der so etwas versucht, muss bestraft werden. Wir machen das sportlich auf dem Platz. Die machen wir nieder. Der VfB Bottrop hat eine Tracht verdient und wird sie auch bekommen.“
SC 1920 Oberhausen will in die Landesliga aufsteigen
Die Motivation seiner Mannschaft sei dadurch auf „200 Prozent“ gestiegen, versichert der Oberhausener Funktionär. Das war zuletzt nicht der Fall. Im Kreispokal gab es in der Vorwoche eine Pleite nach Elfmeterschießen beim A-Ligisten Sterkrade 72. „Das war beschämend und hat mich geärgert. Überhaupt war die Vorbereitung nicht gut. Aber zum Start der Meisterschaft spielt das keine Rolle mehr. Wir werden ein anderes Gesicht zeigen“, glaubt Möllmann.
Im Laufe der Hinrunde sei in ihm die Überzeugung gereift, dass der SC 1920 in dieser Saison aufsteigen könne und werde. Dieses Ziel, wie sollte es unter Thorsten Möllmann auch anders sein, hat er der Mannschaft auf die Fahne geschrieben. Langjährige Mitstreiter Möllmanns im Spielclub-Kader wie seinen Sohn Sascha Möllmann, Super-Techniker Ümit Ertural oder Abwehr-Kante Elvis Prince Grohmann wird das sicher nicht zusätzlich unter Druck setzen. Sie kennen es vom Sprachrohr des Vereins. An der Seite ihres Präsidenten haben sie schon viele große Spiele im Amateurfußball erlebt. Mit allem was dazu gehört.