Wo soll das enden? Quo vadis, Adler Frintrop? Trainer Hansi Wüst tritt zunächst einmal scharf auf die Euphoriebremse: "Auch wenn uns das keiner glaubt, aber alle unsere Kicker spielen zu Adler-Bedingungen." Bedeutet: Kein Geld! Kein Fixum, keine Prämien. "Einen kleinen Zuschuss gibt es für Fußballschuhe", ergänzt der Coach. Dass man dennoch einen oberligaerfahrenen Mann wie Ibrahim von einem Engagement beim Bezirksliga-Club überzeugen konnte, war also mehr dem Zufall geschuldet.
"Eine Parkplatzverpflichtung", beteuert Wüst. "Wir haben uns vor meiner Arbeitsstelle quasi auf dem Weg zum Auto getroffen. Da kamen wir ins Gespräch und er suchte eine Möglichkeit, sich fitzuhalten, weil er nach seiner Vertragsauflösung in Wattenscheid eine sechsmonatige Sperre absitzen musste."
Rund 400 Zuschauer pilgern zu den Heimspielen des Bezirksligisten.
Nachdem sich der 24-Jährige aber überraschend gut einlebte, schlug er von sich aus vor, auch die Rückrunde für den Bezirksligisten zu bestreiten. "Auch wenn viele das nicht glauben, aber er ist ein echter Teamplayer und kann die jungen Spieler trotz seines Alters schon führen", schwärmt der Trainer.
Es scheint, als herrsche ein regelrechter "Run" auf den Verein. Schon im Sommer startete man mit einem "Mammut-Kader", verzeichnete 16 Zugänge. Davon sind nun zwar einige in die Reserve-Mannschaften abgerutscht oder haben wieder gewechselt, der Andrang ist aber ungebrochen.
Ein erneuter Aufstieg also nur eine Frage der Zeit? "2010 wird Adler 100 Jahre alt. Da wäre es natürlich schön, sich entsprechend zu präsentieren", druckst der Coach. Das Wort "Landesliga" will ihm aber nicht über die Lippen kommen.
"Unsere Strategie ist langfristig ausgerichtet. Wir wollen jetzt erstmal den bestmöglichen Tabellenplatz erreichen, der Blick geht aber weiterhin auch nach unten. Für die nächste Saison müssten wir dann ja auch erstmal sehen, dass wir die Jungs zu unseren Bedingungen halten."
Dass ihm trotz des Erfolgs zum Teil mangelnde Autorität unterstellt wird, stört ihn indes wenig. "Ich habe immer ein sehr enges Verhältnis zu meinen Kapitänen und zu meiner Mannschaft überhaupt gepflegt. Das heißt aber nicht, dass ich nicht die Entscheidungen treffe. Außerdem kann es mir nur recht sein, wenn über unseren Club gesprochen wird. In der Bundesliga redet man auch eher über Schalke und Bayern als über Energie Cottbus."
Immerhin scheint man die Qualitäten des Übungsleiters beim Verein nicht infrage zu stellen, eine Vertragsverlängerung steht unmittelbar bevor. Ob darin auch Konditionen für die sechste Liga ausgehandelt werden, ist jedoch nicht bekannt.