Schalke-Fan Robert aus Berlin war spät dran. Erst zur 15. Spielminute betrat er die Tribüne im Titanic Football Center, um das Testspiel zwischen Schalke 04 und dem FC Zürich anzuschauen. Als er sich dann bei seinen Freunden nach dem Spielstand erkundigt hat, staunte er nicht schlecht. „Was? 2:0? Für uns?“, rief er – so laut, dass sich der Großteil der Rund 450 Fans zu ihm umdrehte. Als Robert dann noch hörte, dass sein Lieblingsspieler Marcin Kaminski der Treffer zum 2:0 gelungen war, fasste er sich ungläubig an den Kopf.
Nach vielen Enttäuschungen in den vergangenen Monaten und Jahren läuft es im Trainingslager im türkischen Belek für die Königsblauen richtig gut. Auf den 3:1-Testspielsieg gegen den Schweizer Zweitligisten FC Aarau folgte nun ein 3:0 (2:0)-Sieg gegen den Schweizer Erstligisten FC Zürich.
Beeindruckend gut spielte Schalke am Donnerstagmittag in der Anfangsphase. Die Schweizer wurden von den griffigen Gelsenkirchenern regelrecht überrollt. Mehrfach gelangen Ballgewinne in der gegnerischen Hälfe, immer wieder wurde es vor dem Tor des FCZ gefährlich. Derry John Murkins Lattenschuss war die erste gute Schalker Chance (5.). Zwei Minuten später traf Moussa Sylla auf Vorlage von Taylan Bulut zum 1:0 (7.), Marcin Kaminski erhöhte kurz danach sogar auf 2:0 (10.).
Gefeiert wurde für den zweiten Treffer neben dem Torschützen auch Co-Trainer Tim Hoogland – denn seine einstudierte Ecken-Variante war Ausgangspunkt des Tores. Noch vor der Ausführung dirigierte er die Schalke-Profis lautstark von der Seitenlinie, sorgte dafür, dass Max Grüger statt im Rückraum näher beim Eckenschützen steht – und ausgerechnet Grüger flankte den Ball Augenblicke später auf Torschütze Kaminski.
Heekeren – Bulut (62. Gantenbein), Schallenberg (62. Wasinski), Kaminski (62. Sanchez), Murkin (62. Donkor) – Grüger (46. Kalas), Seguin (62. Hong), Aydin (62. Amoussou-Tchibara), Hamache (62. Mohr) – Karaman (62. Remmert), Sylla (62. Höjlund).
Tore: 1:0 Sylla (6.), 2:0 Kaminski (10.), 3:0 Höjlund (68.)
Bei Schalke 04 passen nach bislang sechs intensiven Trainingslager-Tagen aber nicht nur die Automatismen nach offensiven Standard-Situationen. Auch aus dem Spiel heraus läuft es immer besser – was vor allem ein Verdienst von Trainer Kees van Wonderen ist. Seit der ersten Einheit in der Türkei fällt auf, dass er selbst im Training so oft wie möglich seine Stammelf zusammenspielen lässt. Das fördert die Automatismen. „Das ist natürlich wichtig“, erklärte Murkin zuletzt. „So kann ich mich an die Jungs gewöhnen, die auf dem Feld unmittelbar um mich herumspielen. Es ist wichtig, dass wir alle wissen, was der andere tut – daran arbeiten wir im Training mit kleinen Spielformen.“
Schalkes Startelf für das Braunschweig-Spiel steht schon
Etwas mehr als eine Woche vor dem Start der Zweitliga-Rückrunde steht die Schalker Anfangself bereits. Vor Torwart Justin Heekeren verteidigen Taylan Bulut, Ron Schallenberg, Marcin Kaminski und Derry John Murkin. Im zentralen Mittelfeld sind Max Grüger und Paul Seguin gesetzt. Auf den Flügeln haben aktuell Mehmet Aydin und Christopher Antwi-Adjei die Nase vorn – letzterer fiel gegen den FC Zürich aber angeschlagen aus. Ersetzt wurde der Ex-Bochumer von Ilyes Hamache, der in Belek durch gute Trainingsleistungen auf sich aufmerksam machen konnte. Der 21 Jahre alte Franzose ist zumindest nah dran an der Startelf, wenngleich er gegen Zürich eher unauffällig spielte. In der Offensive sind Kenan Karaman und Moussa Sylla gesetzt.
Gegen Zürich durfte sich die Schalker A-Elf wieder einige Minuten einspielen. Zur Pause kam nur Tomas Kalas für Max Grüger – Ron Schallenberg rückte anschließend aus der Innenverteidigung ins Mittelfeld. Nach 62 Minuten wechselte Kees van Wonderen dann im großen Stil und auch die Reservisten bekamen die Chancen, Eigenwerbung zu betreiben.
Das gelang unter anderem dem 18 Jahre jungen Zaid Amoussou-Tchibara. Der U19-Stürmer holte nach einem guten Dribbling im Strafraum einen Elfmeter heraus. Nicht nur deshalb zählt er zu den Gewinnern des Trainingslagers. Emil Höjlund verwandelte sicher zum 3:0 (68.).
Auszeichnen konnte sich gegen die Schweizer auch Justin Heekeren. Der Torwart zeigte sich unbeeindruckt von der nahenden Verpflichtung von Loris Karius – und zeigte ein gutes Spiel. Als einziger Profi stand Schalkes Nummer eins gegen den FCZ 90 Minuten auf dem Rasen. Heekeren und auch die Schalker scheinen bereit für das Zweitliga-Auftakt bei Eintracht Braunschweig am nächsten Samstag.