„Sie sollen beständig unseren Atem in ihrem Nacken spüren“, formulierte es der Trainer. Es folgte eine sorgenvolle Saison vielen Verletzungen und wenig konstanten Leistungen. Erst durch eine beeindruckende Erfolgsserie im April und Mai schaffte es die Mannschaft von Marco Hoffmann, das Abstiegsgespenst zu vertreiben. Das hat Spuren hinterlassen. „Wir wünschen uns eine Saison ohne Schatten. Wenn ich daran denke, wie oft wir Spieler im Krankenhaus besuchen mussten, ist es nur wichtig, dass wir das nicht mehr erleben“, sagte ein nachdenklicher Hoffmann nach dem Trainingsauftakt am Sonntag. Und nicht nur der Coach betont diese Priorität. „Natürlich ist alles dabei, wenn man die Jungs nach den persönlichen Zielen fragt. Oben mitspielen, aufsteigen, da wird es auch vollmundig“, verrät Hoffmann lächelnd. „Aber mit großer Mehrheit wird die Gesundheit genannt.“
Auch das beklemmende Gefühl, auf einem Abstiegsplatz zu stehen, wirkt nach - und diese Bedrohung zeigt sich in der nuancierten Formulierung bei Hoffmanns Zielsetzung: Der Erinnerung, wie schnell ein ambitioniertes und gut aufgestelltes Team in unruhiges Fahrwasser gelangen kann, ist frisch. „Wir müssen drei Mannschaften finden, die nicht schlechter sind, sondern eine schlechtere Saison spielen als wir.“ All dies bedeutet nicht, dass die Fortuna ohne große Ambitionen unterwegs sein wird. „Wenn früh klar ist, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben, schauen wir, was noch so geht, step by step.“ Auch wenn der Trainer davon spricht, dass es gilt, die „Marke Fortuna“ zu festigen, hat das nichts mit Größenwahn zu tun. „Wir sehen das bodenständig. Wir müssen es aber nutzen, dass sehr viel Positives über uns berichtet wird, und es weiter ausbauen.“
Dazu wird es in der neuen Saison vermehrt Gelegenheiten geben. Nach dem Aufstieg von Ebel gibt es für die Fortuna insgesamt sechs Derbys. Mit dem achten Platz in der Vorsaison waren sie im Bottroper Fußball die Nummer eins. „Das wollen wir gern wiederholen.“ Und das mit nahezu unverändertem Team. Hoffmann bezeichnet den Abgang von Volkan Sahin, der sich in Ebel einen Stammplatz erarbeiten will, als „menschlich und sportlich“ großen Verlust. „Aber eine Startelf-Garantie konnten wir ihm nicht geben.“ Neu, besser gesagt wieder, dabei nach nur einem halben Jahr bei den Sportfreunden Königshardt, ist Stürmer Pierre Weyerhorst.
Hinzu kommen Kicker aus der eigenen Jugend mit Colin Rosenkranz, Joel Zander, Anel Mlinarevic, Fabian Hertel und Kay Hosberg. „Dass wir unsere Mannschaft kaum verändern, macht es den Gegnern natürlich leichter. Wir dagegen wissen bei vielen Teams häufig nicht, wer auf uns zukommt.“
Neues wird es auf Rheinbaben trotzdem geben. Hoffmann und Co-Trainer Sascha verschreiben sich eine andere Herangehensweise. „Wir haben im Training immer schon geschaut, dass wir die Belastung so gut wie möglich steuern. Aber das müssen wir auch sonntags schaffen. Da ist es oft so, dass wir zu viel investieren und über unsere Kräfte gehen müssen.“ Rezept: „Die Sinne schärfen. Außerdem werden wir es nutzen, dass wir den Platz an einem Trainingstag komplett für uns haben. Da wollen wir alle Abläufe einstudieren.“
Tatkräftig unterstützt werden die Trainer von Teammanager Leopold Placzek und Betreuer Thomas Zappel sowie Torwarttrainer Benjamin Tappen. Zudem wird sich Dennis Leidgebel einbringen. Sein „Arbeitsprofil“ steht noch nicht ganz fest. „Für den Fall, dass sich Benni mehr bei der Zweiten engagieren wird, wird Dennis sich um die Torleute kümmern. Alles weitere muss sich entwickeln.“
Die Kapitänsfrage ist ebenfalls noch nicht entschieden. „Tim Strickerschmidt ist wohl schon zehn Jahre Spielführer. Er möchte ein paar Aufgaben abgeben, nicht zuletzt, weil er sich in seinem Spiel weiter entfalten will. Aber egal, ob er weiter Kapitän ist oder ein anderer: Er wird immer Gewicht haben. Wir hatten schon immer eine flache Hierarchie.“