TuS E-West 81

Entlassener Vössing ist schwer enttäuscht

Ein echter Paukenschlag! Sechs Jahre lang war der ehemalige Verbandsligaspieler für die Erste Mannschaft an der Keplerstraße verantwortlich und so erfolgreich wie kaum ein anderer Essener Amateurtrainer. Vössing führte 81 nach vielen Jahren zurück in die Bezirksliga und landete in dieser Spielklasse stets auf dem Treppchen. Vor zwei Jahren gewannen die "Westler" unter Vössing auch die prestigereiche Essener Hallenstadtmeisterschaft.

Aktuell rangieren die Rot-Weißen, die sich vor der Saison den Aufstieg auf die Fahnen geschrieben haben, nach elf Spieltagen auf Rang drei - nur sieben Punkte hinter dem Spitzenreiter VfB Frohnhausen zurück. Seit sechs Spielen - drei Siege, drei Remis - kassierte Vössing mit seinem Team keine Niederlage mehr. Umso überraschender kam die Entlassung. Einen Tag nach seinem Aus bei TuS Essen-West 1881 sprach RevierSport mit Vössing.

Oliver Vössing, wie haben Sie von ihrer Entlassung erfahren? Es gab am Dienstag ein telefonisches Vorgespräch mit Frank Isert, dort hat er durchklingen lassen, dass eine Trennung ansteht. Die tatsächliche Entlassung war dann um 18 Uhr am Vereinsgelände. Hier waren dann auch Frank Isert, Christian Leben und Frank Ritter zugegen. Der Verein ist der Meinung, dass ich die Mannschaft nicht mehr motivieren könnte.

Das muss für Sie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein... Ja. Ich kann die Argumentation nicht nachvollziehen. Wir sind seit sechs Spielen ungeschlagen und hätten in den nächsten Begegnungen die vermeintlich leichteren Gegner vor der Brust gehabt. Bei noch 21 ausstehenden Spielen ist ein Sieben-Punkte-Rückstand meiner Meinung nach nicht groß. Zudem entspannte sich gerade eben die Personallage. Deshalb bin ich von der Entscheidung sehr enttäuscht. Der Verein will unbedingt aufsteigen und wollte wohl neue Reizpunkte setzen und ist mit der Entlassung des Trainers den leichtesten Weg gegangen.

Hatten Sie irgendwann in Ihrer äußerst erfolgreichen Zeit an der Keplerstraße das Gefühl, dass es für Sie als Trainer eng werden könnte? Das erste Mal hatte ich im vergangenen Sommer ein mulmiges Gefühl. Da haben wir ein Gespräch geführt, indem der Tenor war, dass ich schon sehr lange da bin und der Mannschaft ein neuer Trainer vielleicht gut tun würde. Doch im Endeffekt wurde mir das Vertrauen weiter ausgesprochen. So etwas, damit meine ich ein offenes Gespräch, in dem Klartext geredet wird, hätte ich mir auch jetzt gewünscht. Leider wurde mir die Entlassung kurz und knapp am Telefon mitgeteilt. Am Dienstagabend habe ich mich dann noch von der Mannschaft verabredet und auch noch mit Frank Isert, unserem Sportlichen Leiter Christian Leben sowie dem 1. Vorsitzenden Frank Ritter gesprochen. Es wird aber seine Zeit brauchen, bis wir wieder normal miteinander sprechen werden können. Das Unverständnis und die Enttäuschung sind aktuell zu groß.

Was haben Sie der Mannschaft bei der Verabschiedung mit auf dem Weg gegeben? Ich hatte immer das Gefühl, dass ich sehr nah an den Jungs dran war. Klar ist aber auch, dass man in einem 20-Mann-Kader auch Leute finden wird, die jetzt einen neue Chance sehen. Der Großteil stand aber voll hinter mir, da bin ich mir sicher. Das haben auch viele Nachrichten am Dienstagabend bewiesen. Ich habe der Mannschaft viel Erfolg gewünscht und ich denke, dass sie auch ihr großes Ziel realisieren kann. Das Potential ist zweifelsohne vorhanden.

Was werden Sie jetzt mit der freien Zeit anfangen? Ich muss aufpassen, bei welchem Spiel ich mich blicken lasse. Sonst wird mein Name wohl schnell bei dem oder dem Klub ins Spiel gebracht. So ein Typ bin ich aber nicht und ich will meine Trainerkollegen in Ruhe arbeiten lassen. Am Wochenende werde ich mir das Spitzenspiel in der Bezirksliga 6 zwischen Blau-Weiß Oberhausen-Lirich und Adler Osterfeld anschauen.

Wann könnten Sie sich vorstellen, wieder eine neue Aufgabe zu übernehmen? Das kann schnell gehen, aber auch länger dauern. Es kommt auf das Angebot an. Die Aufgabe muss einfach reizvoll sein, wie damals Essen-West 81, als ich den Klub in der Kreisliga A übernommen habe und 81 mittlerweile zu den besten Adressen in Essen zählt. Ich bin aber gar nicht so auf Essen fixiert, sondern kann mir auch einen neuen Job in Mülheim oder Oberhausen vorstellen. Mal schauen, was die Zeit so bringt.