Wer auf die sportliche Bilanz der noch jungen Geschichte des FC Kettwig blickt, der staunt nicht schlecht. 132 mal spielten die Essener bisher in der Meisterschaft und holten dabei sagenhafte 338 Punkte. Das entspricht 109 Siegen, elf Unentschieden und gerade einmal zwölf Niederlagen. Rekordverdächtig. Doch von den zwölf Niederlagen kamen alleine elf in der vergangenen Saison. "In unserer ersten Bezirksliga-Saison haben wir reichlich Lehrgeld bezahlt", resümiert auch FC-Trainer Markus Dymala.
Zugegeben, wenn der Trainer eines Aufsteiger von "Lehrgeld" in der neuen Klasse spricht, bedeutet dies im Umkehrschluss meist, dass die Truppe wieder runter musste. Nicht so in Kettwig. Der FC lief auf Platz Drei ein. Die Aussage darf so als klares Indiz für die großen Ambitionen des Verein herangezogen werden. Die größte Schwäche der Kettwiger dürfte dabei gewesen sein, dass sie das Verlieren einfach nicht mehr gewöhnt waren. "Wir haben oft die Spiele nicht konsequent zuende gespielt. Wir führen mit zwei oder drei Toren und lassen dann nach. Das haben die Gegner in der Kreisliga nicht mehr umbiegen können, in der Bezirksliga sah das ganz anders aus", erinnert sich der Coach.
Die Neuen passen
Für die neue Saison hofft Dymala, dass sein Team die richtigen Schlüsse gezogen hat: "Ich denke wir haben daraus gelernt und spielen nun 90 Minuten konzentriert." Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, kamen gleich fünf Neue. Jörg Heinrich, Falk Romberg, Christoph Rosenkranz, Worya Salim und Daniel Petz sind zwar keine "Knaller", die etwa aus der Oberliga nach Kettwig kommen, für den Trainer sind sie aber genau die Richtigen: "Unsere Neuzugänge werden die Lücken, die durch Abgänge entstanden sind, füllen. Ich würde sogar sagen, dass wir insgesamt besser besetzt sind in der kommenden Saison."
Punkte holen gegen den Abstieg
Die Vorbereitung läuft auf Hochtouren. Seit vier Wochen sind die Rot-Blauen wieder im Training und zeigen bereits beachtliche Frühform. Beim PMG-Cup wurde erst das Finale nach Elfmeterschießen gegen den SC Frintrop verloren, beim GENO-Cup steht die Mannschaft im Viertelfinale. Den letzten Schliff für die Meisterschaft, will sich der FC dann beim Traininslager in Kaiserau holen. Doch wer nach einem Jahr Eingewöhnung in der neuen Liga nun mit dem Angriff auf die Spitze rechnet, der wird von Dymala überrascht: "Erstmal gilt es für uns Punkte gegen den Abstieg zu sammeln."
Die Zurückhaltung des erfolgsverwöhnten Trainers ist jedoch begründet. "Ich sehe in der neuen Gruppe keine sicheren Absteiger. Alle scheinen gut aufgestellt zu sein und es steigen nunmal sechs Mannschaften ab. Da ist es nicht angebracht vom Aufstieg zu sprechen", betont der Coach. Favoriten hat er trotzdem auf dem Zettel: "TuS Essen-West 81, Burgaltendorf und Haarzopf sehe ich ganz vorne. Wir wollen erst einmal in der neuen Gruppe zurecht kommen. Im Winter können wir dann immer noch schauen, in welche Richtung es geht." Auch wenn der Klub die zweite Bezirksliga-Saison bescheiden angeht, mittelfristig soll es hochgehen in Kettwig. Denn an viele weitere Jahre ohne Aufstiege wollen sie sich beim FC 08 nicht gewöhnen müssen.