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Serie: Die Top-Stürmer der Bezirksliga 15 (Folge 6: Kürşat Čan, TuS Eichlinghofen)
Kürşat Čan kann keiner Fliege etwas zu Leide tun – außer der gegnerischen Abwehr

Serie: Die Top-Stürmer der Bezirksliga 15 (Folge 6: Kürşat Čan , TuS Eichlinghofen)
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„Ich muss mindestens einen ausspielen, bevor ich zum Abschluss komme“, sagt der 25-jährige gebürtige Wittener mit türkischem Pass über sein eigenes Spiel im gegnerischen Sechzehner. Nüchtern betrachtet keine sonderlich honorige Aussage. Nimmt man aber sein Spiel und vor allem seine Erfolgsquote als Maßstab, macht der Stürmer vom TuS Eichlinghofen alles richtig.

Das sieht auch Trainer und Mentor Thomas Faust so: „Der Junge ist ein super Typ und passt nicht nur fußballerisch sondern auch menschlich gut zu uns. Dass ein Vollblutstürmer mal einen Haken zu viel macht ist doch klar, aber so schlimm sehe ich das bei ihm jetzt nicht, relativiert Faust den von Čan selbst als seine größte fußballerische Schwäche eingeordneten Eigensinn.

Auch Abwehrstratege, Martin Janicki, von Wacker Obercastrop stößt in dasselbe Horn: „Der Čan ist der mit Abstand gefährlichste Strafraumspieler der ganzen Liga, uns hat er ganz alleine abgeschossen“, zeigt sich Janicki mächtig beeindruckt von den Torjägerqualitäten des 25-Jährigen.

Mit bisher 22 Treffern aus 22 Partien auf seinem Konto liegt Čan in der Torjägerliste der Bezirksliga 15 knapp hinter dem am Wochenende dreimal erfolgreichen Jens Lehmann (DJK Nette, 24 Treffer) hat aber die Nase vor seinen nächsten Verfolgern Vaidas Rocys (SV Wacker Obercastrop, 20 Treffer) und Dennis Kroll (Arminia Marten, 19 Treffer) vorn. Bei noch acht ausstehenden Partien traut er sich durchaus zu, die Dreißiger-Marke noch zu knacken: „Ich habe dem Verein vor der Saison 20 Treffer versprochen, jetzt sind es schon 22. Wir spielen noch gegen einige Mannschaften aus dem Tabellenkeller, da sind für mich durchaus noch acht Tore drin“, zeigt sich Čan selbstbewusst.

Eichlinghofer Vollblutstürmer mit scheinbar eingebauter Torgarantie: Čan. (RS-Foto) Čan

Beinahe wäre seine Karriere allerdings vor knapp vier Jahren vorzeitig zu Ende gewesen. Nach einem Unfall mit einem Motorroller erwachte der damals 22-Jährige im Krankenhaus. Die Diagnose: Schwere Gehirnerschütterung und Prellungen am ganzen Körper. „Da habe ich mächtig Glück gehabt, dass mir und meinem Sozius nicht mehr passiert ist“, sagt der in Eichlinghofen zum Dauerläufer mutierte Stürmer .

In seinen Zeiten beim SC Osmanlispor habe er nur Luft für 15 Minuten gehabt, aber unter dem „super Trainer“, Thomas Faust, sei er jedoch zum Trainingsweltmeister geworden: „Seit letztes Jahr Juli habe ich nur eine einzige Trainingseinheit verpasst und kann mittlerweile 90 Minuten Gas geben“, rüstete er durch die intensiven Trainingseinheiten nicht nur konditionell auf, sondern hat ganz nebenbei auch ein paar Pfunde gelassen. Sein größter Traum ist es „einmal für die Nationalmannschaft zu spielen“, so der sympathische Türke, der aber über kurz oder lang die deutsche Staatsangehörigkeit beantragen will. Auf Nachfrage für welche er denn lieber spielen würde, die Deutsche oder die Türkische, kommt die Antwort prompt: „Auf jeden Fall für die Türkische. Meine gesamten Vorfahren sind Türken, die Hälfte der Verwandtschaft lebt noch in der Türkei. Da liegt mir noch mehr das Türkische im Blut, auch wenn ich in Deutschland geboren bin“. So sorgte auch der Wechsel vom SC Osmanlispor zum TuS Eichlinghofen, wo er der einzige Türke in einem 23er Kader ist, für ein wenig Verunsicherung, ob dies denn wohl die richtige Entscheidung sei: „Der Thomas hat mir aber Mut gemacht und meinte das wird schon“, ließ sich der Goalgetter letztlich nicht verunsichern und zahlte des Trainers Vertrauen in Toren zurück. Bei der Integration ist ihm besonders sein ausgeglichener Charakter entgegengekommen: „Ich bin überhaupt nicht aggressiv und kann keiner Fliege etwas zu Leide tun“, hat die bei südeuropäischen Spielern oft bemängelte Disziplinlosigkeit bei ihm offenbar keine Chance. „Das ist immer eine Erziehungssache. Mein Vater hat Wert darauf gelegt, dass wir uns vernünftig benehmen. Mit mir kann man daher auch immer über alles reden. Gestritten wird nur sachlich“.

Seine Fußballkarriere begann der bekennende Fan der türkischen Küche beim Wittener Vorortclub SF Schnee im Alter von fünf Jahren in den „Minis“. Danach folgten einige Jahre bei verschiedenen Wittener Vereinen. Einem zweijährigen Intermezzo in der B-Jugend des TSC Eintracht, wo er sich allerdings nicht richtig durchsetzen konnte, folgte für den technisch starken Jungen der Wechsel zu Preußen Lünen. Von dort aus machte er dann einen riesigen Sprung und folgte dem Ruf des großen BVB 09 in dessen A-Jugend. Da sich die Mannschaft jedoch gerade im Ausland aufhielt, rutschte er gleich noch eine Stufe höher zu den BVB-Amateuren, wo er unter Michael Skibbe seinen bisherigen sportlichen Höhepunkt erlebte: „Wir spielten in Huckarde gegen die U21 Nationalmannschaft der USA. Bei unserem 4:0 Sieg waren etwa 5000 Zuschauer. Das war natürlich ein wahnsinns Gefühl, leider ist mir damals aber kein Treffer gelungen.“

Zurzeit kickt der BVB II in der Regionalliga, ganz so hoch hat der, sich mittlerweile im besten Fußballeralter befindliche, Rechtsfuß seine fußballerischen Ambitionen allerdings nicht mehr geschraubt: „Mein Traum ist es den Sprung in die Verbandsliga zu schaffen.“ Für dieses ehrgeizige aber durchaus realistische Ziel wäre die Torjägerkrone in der Bezirksliga 15 bestimmt nicht das schlechteste Empfehlungsschreiben.

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