RevierSport sprach mit dem Linienchef des SC Frintrop über die Probleme seiner Mannschaft, die neue Fußballer-Generation und die guten alten Tage. Dabei nimmt der gebürtige Altenessener wie immer kein Blatt vor den Mund.
Herr Fischer, mit nur 18 Punkten aus 14 Spielen liegt Ihr Team bis dato hinter den Erwartungen zurück. Was sind die Gründe für das mittelmäßige Abschneiden?
Wir haben eine Truppe beisammen, die jeden Gegner bezwingen aber auch gegen jeden verlieren kann. Konstanz ist für die Mannschaft leider ein Fremdwort. Offensiv präsentieren wir uns auf einem guten Niveau, die Arbeit gegen den Ball ist allerdings katastrophal. Im Abwehrbereich läuft bei uns regelmäßig ein Stummfilm. Dazu kommen unfassbare individuelle Fehler, die sicher auch auf fehlende Qualität zurückzuführen sind. Unsere Gegner müssen gar nicht viel machen, den Rest erledigen wir schon.
Wie sind diese Probleme zu erklären? Schließlich haben Sie einige namhafte Akteure aus dem Essener Amateurbereich in Ihren Reihen.
Das ist schon richtig, aber wenn man nicht dazu bereit ist, sich an den Arsch zu packen, kommt eben nur Mittelmaß dabei herum. Die Einstellung einiger Leute kotzt mich wirklich an. Wenn die Spieler nur zum Training erscheinen, um sich die Eier zu schaukeln, verliere ich als Trainer auch die Lust. Entweder wir geben alle zusammen Gas, oder lassen es komplett bleiben und gehen sonntags mit der Freundin auf den Weihnachtsmarkt. Bei uns muss sich jeder hinterfragen, das tue ich auch. Allerdings kann ich mir nicht vorwerfen, dass ich nicht alles für den Verein gebe. Einige Leute treiben mich mit ihren Aktionen dagegen in den Wahnsinn.
Haben Sie Beispiele für diese genannten Aktionen?
Da kann ich direkt mit unserem letzten Meisterschaftsspiel am Sonntag bei TuS Essen-West 81 beginnen. Wir hatten um 9:45 Uhr Treffpunkt und ein Spieler von uns war bis halb elf noch nicht am Platz. Ich rief ihn an und er sagte mir, dass er an der Raumerstraße in Frohnhausen steht und den Platz nicht findet. Dabei kommt derjenige aus dem Essener Raum. Letzte Woche wollte ich einige taktische Dinge im Training einstudieren. Weil vom Himmel die erste Schneeflocke fiel, wollte die Mannschaft lieber Fußball spielen. Den Jungs war es zu kalt. Bei solchen Dingen reißt mir wirklich die Hutschnur. Dann ist es auch kein Wunder, dass die Ergebnisse nicht stimmen. Den Leuten ist schlicht und ergreifend egal, mit welchem System wir agieren. Hauptsache man steht auf dem Feld und kassiert die Einsatzprämie. Vor einigen Wochen habe ich dem Team vor dem Spiel mitgeteilt, dass wir bei Standardsituationen im Raum verteidigen. Fünf Minuten später gehen wir auf den Platz und ein Spieler fragt mich, ob wir Raum - oder Manndeckung spielen. Damit kann ich mich einfach nicht identifizieren.
Sie sind nicht der einzige Trainer, der sich über die Einstellung seiner Spieler beschwert. Handelt es sich um ein grundsätzliches Generationsproblem?
Definitiv. Ich habe mich schon mit vielen Kollegen darüber unterhalten und alle machen dieselben Erfahrungen. Der Fußball hat sich im Amateurbereich leider verändert. Früher stand die Mannschaft an erster Stelle. Heutzutage geht es vielen nur noch darum, mit wenig Aufwand ein paar Euros nebenbei zu verdienen. Bei unserem letzten Spiel stand ich noch auf dem Platz, als sich einige Kicker von uns bereits auf den Heimweg gemacht haben. Zu meiner aktiven Zeit saß die Truppe nach Schlusspfiff einige Stunden bei einem Bier zusammen, egal ob das Spiel gewonnen oder verloren wurde. Das waren für mich als Fußballer die schönsten Momente. Schade, dass diese Zeiten vorbei sind.