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Hamborn 07 gegen den MSV Duisburg - oder: wenn „Zebras“ die „Löwen“ fressen
Zwei Urgesteine erinnern sich

Hamborn 07 gegen den MSV: Zwei Urgesteine erinnern sich
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Es ist einer der Traditionsklubs der Stadt schlechthin: Hamborn 07, ehrfürchtig nur die „Löwen“ genannt. Lange Zeit befand sich der Verein auf Augenhöhe mit dem MSV, doch am Ende fraßen fast immer die „Zebras“ die „Löwen“. Während die „Zebras“ ihren Fans in den 90ern Erstligafußball präsentierten, stürzte Hamborn in die Niederrungen des Amateurfußballs ab. Zwei Urgesteine erinnern sich.

Hungrige ‚Löwen‘ fressen ‚Zebras“, titelte Ende der 80er Jahre die BILD-Zeitung, als die Sportfreunde Hamborn 07 auf den MSV Duisburg trafen. Begegnungen der beiden Klubs waren in der damals höchsten Amateurklasse, der Oberliga, keine Seltenheit. „Ein Besuch im Zoo gehörte aber eigentlich nicht zu den Maßnahmen, die unser Coach damals im Vorfeld auf ein solches Derby präferiert hat“, erinnert sich Ernst Schneider, eines der Urgesteine des Klubs, der heute den Posten des 1. Vorsitzenden am Holtkamp inne hat. „Als uns die BILD dann in den Zoo einlud und wir gemeinsam mit einigen Kickern des MSV vor den jeweiligen Maskottchen posierten, waren wir dann aber doch mit fünf Mann vor Ort.“

Hamborner Löwe: Ernst Schneider. (Foto: Rieckhoff)

Neben Schneider, der seine Kicker-Karriere 1967 in der D-Jugend der 07er begann, machte auch Frank Golomb, heute sportlicher Leiter beim Klub aus dem Duisburger Norden, nicht nur vor der Linse des „Knipsers“ eine gute Figur. Doch gegen den Nachbarn aus Meiderich war selbst eine gute Figur meist nicht gut genug. „Das anschließende Derby verlief dann so, wie die Aufeinandertreffen mit den Blau-Weißen meistens gelaufen sind. Im Endeffekt haben dann die ‚Zebras‘ die ‚Löwen‘ gefressen“, erinnert sich Schneider.

Doch bevor entschieden war, zu wessen Gunsten das „große Fressen“ ausfallen sollte, schenkten sich die Spieler der beiden Klubs über die gesamten 90 Minuten zumeist nichts. So hat etwa Ex-Mittelfeld- Mann Golomb, der vor allem durch seine enorme Laufkraft bestach und deshalb vielfach nur „Turbo“ gerufen wurde, seine ganz eigenen Erfahrungen mit dem damals im gestreiften „Zebra-Look“ auflaufenden Neu-Münchner Ewald Lienen machen müssen. „Gegen Lienen habe ich in einem der ganz heißen Derbys einmal völlig zu unrecht die Rote Karte gesehen“, befindet sich auch Schneiders Mitspieler von einst schnell auf einer Zeitreise in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Schneider, der das Match auf der Position des Mittelstürmers erlebte, erinnert sich ebenfalls gut: „Wir haben zur Halbzeit mit 1:0 geführt. Nach dem Platzverweis war das Stadion ein Tollhaus. Ein Teil der gut 16.000 Zuschauer im Wedaustadion hat ordentlich am Rad gedreht."

Der Name des Mannes, der zumindest aus Hamborner Sicht Schuld an der Misere der „Löwen“ hatte, ist dem Fußballfan zwischen Duisburg und Dortmund gut bekannt. „Jürgen Jansen hat die Partie geleitet“, erinnert sich Familienvater Schneider. „Mit den Essener Referees hatten wir immer Probleme.“

Dass dem MSV in der 90. Spielminute noch der 2:1-Siegtreffer gelang, stürzte die Gelb-Schwarzen dann endgültig ins Tal der Tränen. Doch die Talsohle sollte der Traditionsklub da noch lange nicht erreicht haben. Denn während es an der Wedau in den 90er Jahren teilweise erfolgreichen Erstliga- Fußball zu sehen gab, verabschiedeten sich die Holtkamp-Kicker in die Niederrungen des Amateurfußballs.

Und noch einer nahm seinen Abschied: 1991 ging es für Schneider als Spieler für die Sportfreunde nicht mehr weiter: „Ich hatte mich beruflich verändert und musste deshalb leider nun den Fußball aufgeben.“ Dem gebürtigen Duisburger ist der damalige Abschiedsschmerz für einen kurzen Moment noch einmal anzumerken. „Damals haben wir teilweise sogar vor den anstehenden Spielen immer noch malocht. Vom Fußball alleine konnte keiner von uns leben.“

Was geblieben ist, sind die Erinnerungen an einmalige Erlebnisse auf und neben dem Platz. So wie etwa an die Auftritte in der Niederrhein-Auswahl. „Auch hier haben Frank und ich verrückte Sachen erlebt“, weiß Schneider von einer Bustour mit dem damaligen Essener (ETB Schwarz-Weiß Essen) und mittlerweile verstorbenen Profi-Kicker Andreas „Andy“ Sassen zu berichten: „Der Andy hatte da eine Dose mit einem ganz mysteriösem Inhalt dabei“, lacht der frühere „Scharfschütze“ der Sportfreunde und legt nach: „Jeder der daran gerochen hat, ist beinahe in Ohnmacht gefallen. Nur der Andy nicht. Der konnte das irgendwie ab.“

Unklar ist bis heute, was genau der spätere HSV-Kicker in der Dose hatte. Klar ist, dass Schneider und Golomb ihre beiden gemeinsamen Länderpokalendspiele verloren. „Ein Jahr nach dem wir aufgehört haben, haben die Jungs den Pott dann gewonnen“, schmunzelt Schneider über so viel schlechtes Timing.

Besser lief es für den in Duisburg-Neumühl lebenden Kaufmann da schon zu den alten Oberliga-Zeiten: „1985/86 bin ich vom „Kicker“ in die Top-Elf der Oberliga-Saison gewählt worden.“ Noch heute bewahrt der mittlerweile Opa gewordene Ex-Aktive diese wohl höchste persönliche Auszeichnung im heimischen Wohnzimmer-Regal auf.

Doch schon 1993 kehrt Schneider zurück an den Hotkamp. Seit 2008 ist der Mann, der durch seinen goldenen Treffer im Halbfinale des Länderpokals einst die Rheinland-Pfälzische Auswahl um KlausTopmöller aus dem Wettbewerb schoss, nun der 1. Vorsitzende im „Löwen-Gehege.“ Dass es mit dem Fußballnachwuchs irgendwann doch einmal wieder eng werden wird, steht nicht zu befürchten. Denn selbstverständlich hat „Mr. Hamborn 07“ auch hier bereits vorgesorgt. „Mein Sohn kickt seit der F-Jugend bei 07 und mein Enkelkind ist das jüngste Vereinsmitglied bei den Sportfreunden.“

Ernst Schneider ist eben durch und durch gelb-schwarz.

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