Konkrete Beispiele gibt es jedes Wochenende. In der Bundesliga foltert der BVB seine Besucher reihenweise mit dürftigsten Darbietungen - und das regelmäßig vor fast 80.000 Fans. Gleichzeitig liefern Mannschaften der untersten Klassen tolle, emotionsgeladene Spiele vor einigen Dutzend Zuschauern. Dass Ball und Personal beim VfL Bochum doppelt so schnell laufen wie beim SC Post Altenbochum ist dabei überhaupt kein Problem.
Denn der Reiz des Fußballs liegt meist im relativen Vergleich, das absolute Niveau ist oft zweitrangig. Der Genuss, einem Ronaldinho oder auch einem eher rustikalen Torsten Frings zuzusehen, macht den Gang zum Spiel des A-Ligisten um die Ecke nicht weniger reizvoll. Da gibt es auch böse "Grottenkicks", sicher sogar viel häufiger als in bei den Profis und solchen, die es werden woll(t)en. Aber die unteren Ligen können an Spannung, Rasse und Emotionen oft durchaus mithalten.
Eine Partie wie das Bezirksliga-Derby in Horst oder das Spitzenspiel in der Bochumer Kreisliga A 1 zwischen Post Altenbochum und Gerthe elektrisiert die Fans. Das merkt man nicht erst am Spielfeldrand, sondern längst auch beim Vorgeplänkel in Presse und Forum. Das Kommen wird nach Schlusspfiff bei beiden Spielen kaum einer bereut haben.
Wenn der Trend zu Kunstrasenplätzen anhält, steigt damit hoffentlich auch das Tempo und der technische Aspekt des Spiels. Dann kann jeder unterklassige Verein noch besser beweisen, dass sich ein Besuch der heimischen Platzanlage am Sonntag Nachmittag lohnt. Und eben nicht nur, um dort mit "den üblichen Verdächtigen" fachzusimpeln und sich am Grill für eine Bratwurst anzustellen. Auch wenn die, Hand aufs Herz, dort eh viel besser schmeckt, als in den topmodernen Bundesliga-Arenen.