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Dunkle Limousinen bei Hannes Scherer in Marl-Hamm
Hamis Eheringe und der schnellste Kreuzbandriss der Bundesliga

Marl-Hamm: Dunkle Limousinen bei Hannes Scherer
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In der Finkenstraße in Marl-Hamm ist es ruhig geworden. Leerstand im ehemaligen Ärztehaus. Nur in der obersten Etage brennt noch Licht. Und im Keller. Dort harrt Sportphysiotherapeut Hans-Joachim Scherer aus. Bis zum Herbst, dann wird auch er das inzwischen ungastlich wirkende Gebäude verlassen.

Was folgte, waren Auftritte auf der ganz großen Fußballbühne!

Ich habe mit Erich Deuser und Helmut Schön vor 3000 Leuten in der Alten Oper in Frankfurt referiert. Aber das ist Geschichte. Heute kümmere ich mich darum, dass meine Praxis gut funktioniert. Sie war immer mein zweites Standbein und hat mir meine Unabhängigkeit bewahrt. Im Herbst werde ich mir endlich meinen Traum erfüllen und mit meinem Sohn Carsten zusammen eine neue Praxis eröffnen. Das ist mein Lebenswerk, nicht Schalke. Als der Verein ein eigenen Reha-Zentrum in der Nähe der Arena plante, war die Entscheidung, sich 1999 vom Verein zu trennen, richtig - auch wenn ich nach wie vor sehr an Schalke hänge.

Was war das Geheimnis Ihres Erfolges?

Ich war nie bequem, weil ich meinen Dickkopf immer durchgesetzt habe - aber mit Leistung. Wenn man in diesem Geschäft bestehen will, muss man nicht nur gut sein, sondern auch ein Idealist und auf viele Dinge verzichten. In der Zeit, in der ich im Bundesligafußball tätig war, habe ich jeden Tag 16 Stunden gearbeitet. Ich habe zehn Jahre lang keinen Urlaub gehabt. Wenn die Spieler in den Ferien waren, habe ich mit den Rekonvaleszenten gearbeitet.

Kann jede Menge Anekdoten aus dem Fußball im Revier erzählen: Physiotherapeut Hannes Scherer (RS-Foto: Bunse).

Dafür bezeichneten einige Spieler Sie als ihren heimlichen Chef!

Das stimmt, ich war mit einer gewissen Urgewalt ausgestattet, ohne jemandem zu Nahe zu treten. Ich habe im Trainingslager für die Jungs Essen gemacht, die Plätze organisiert, alles. Wenn morgens ein Strandlauf angesetzt war, dann habe ich um sechs Uhr für 30 Mann in der Küche Müsli zubereitet. Ich habe die Klimaanlagen ausstellen lassen, die Minibars entleert. Wenn die Spieler abends Alkohol trinken wollten, war da nichts drin außer Mineralwasser und Säfte. Ich habe alle Spieler ernst genommen, aber ich habe mir nie in meine Arbeit reinreden lassen. Wenn ich zur Tür rein kam, scherzten Andreas Müller oder Mike Büskens in der Tat oft, der heimliche Chef komme.

Vor zehn Jahren bestand Schalkes medizinische Abteilung aus dem damaligen Mannschaftsarzt Dr. Armin Langhorst, Gerard Kuipers, Ihrem Sohn und Ihnen selbst. Heute ist dort ein vielfaches an Personal im Einsatz. Ein beneidenswerter Zustand?

Diese Größenordnung von Therapeuten im Kader gefällt mir nicht. Die fachliche Kompetenz jedes Einzelnen kann ich nicht beurteilen. Aber was ich gemacht habe, machen heute fünf Personen. Da wird ja die ganze Welt neu erfunden. Dass Spieler ihren eigenen Physiotherapeuten mitbringen, hat es bei mir nicht gegeben. Michael Gossens wollte mal seinen Masseur aus Belgien herfahren lassen. Ich habe ihm gesagt, der kann sich am Kiosk eine flämische Zeitung holen und gleich im Auto sitzen bleiben. Vertrauen ist ein ganz wichtiger Faktor im Heilungsprozess. Wir sind doch nicht alle herumgelaufen und waren doof. Du brauchst einen guten Unfallchirurgen und einen guten Orthopäden, einen guten Internisten und einen guten Diplomwissenschaftler, aber alles andere ist heute viel zu aufgebläht.

Würden Sie gerne noch mal im bezahlten Fußball arbeiten?

Nein, das ist vorbei. Aber ich bin dankbar, dass ich diese Zeit erleben durfte. Und Sie können sich darauf verlassen: Ich gehe heute noch mit jedem in die Box und komme als erstes wieder heraus.

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