Was war das für eine Jubeltraube. Gerald Asamoah hielt es nicht mehr auf seinem Sitz. Und direkt vor ihm auf dem Rasen begrub eine Menschentraube in Königsblau den Doppeltorschützen Marouane Balouk unter sich. Was war passiert? [article=519641]In der dritten Minute der Nachspielzeit setzte der eingewechselte Balouk einen Elfmeter zum 3:3 für die Schalker U23 in die Maschen[/article]. S04 holte einen Punkt beim Spitzenreiter Borussia Dortmund II - im prestigeträchtigen U23-Revierderby.
Dabei hatten die Knappen beim BVB im vielleicht vorläufig letzten Derby im Seniorenbereich nach einer halben Stunde beim Tabellenführer nach Treffern von Dominik Wanner (7.), Tobias Raschl (30., Foulelfmeter) und Albin Thaqi (35.) bereits mit 0:3 zurückgelegen.
Was dann passierte erinnerte stark an die Aufholjagd beim Jahrhundert-Derby im Jahr 2017, als die S04-Profis unter Trainer Domenico Tedesco aus einem 0:4 noch ein 4:4 gemacht haben. Luca Schuler markierte mit dem 3:1 noch vor der Halbzeit den Wendepunkt im Spiel (38.) Den Rest besorgte Marouane Balouk mit seinem 2:3 in der 58. Minute und dem verdienten Ausgleich in der Schlusssekunde. Das Spiel wurde danach von Schiedsrichter Patrick Holz gar nicht mehr angepfiffen. „Das war die Revanche, die komplett gelungen ist. Nur mit dem Unterschied, dass wir leider nicht gewonnen haben“ jubelte Schalkes Trainer Torsten Fröhling nach dem Schlusspfiff.
Damit hat seine Mannschaft, die von Minute zu Minute besser wurde, den Knappen nach all den katastrophalen Nachrichten in den vergangenen Monaten ein kleines Stück Stolz zurückgegeben. Denn die letzten Derbys bei den Profis und auch das Hinspiel in der Regionalliga West endete mit 1:5 für die Schalker in einem Debakel. „Nach dem 0:3 habe ich schon gedacht: Puh! Da kamen die Erinnerungen an das Hinspiel bei mir wieder hoch“ nickte Fröhling. Aber: “Man hat schon in der ganzen Woche gesehen, dass wir da nicht mehr wegbrechen. Die waren so auf Hochspannung, die sind alle über ihren Punkt gegangen.“
Polizeipräsenz beim Derby - aber keine Ausschreitungen
Entscheidend sei der Anschlusstreffer noch vor der Halbzeit gewesen. „Wir haben ein 0:3 aufgeholt“ konnte Fröhling kaum fassen. „Das wir uns dann noch mit dem Abpfiff belohnen, da kann man einfach nur sagen: Hoch, hoch, hoch, hoch verdient.“
Und nebenbei lieferte er noch Argumente für eine Vertragsverlängerung. Denn eine derartige Willensleistung kann nur eine Mannschaft abrufen, die intakt ist. Und sie hat sich weiterentwickelt. „Das Entscheidende ist: So eine Mannschaft muss zusammenrücken. In Dortmund waren von der Bank bis auf dem Platz alle zu einhundert Prozent da. Nur so kann man gegen Dortmund, die nur einmal in dieser Saison verloren haben, auch so gut spielen. Von der Spannung, von der Leidenschaft und Laufleistung war das die beste Saisonleistung.“
Dass er damit dem BVB-Kontrahenten Rot-Weiss Essen in die Karten gespielt hat, sei aber nur ein Nebenprodukt: „Es sind ja noch ein paar Spiele und im Fußball ist alles möglich. Wenn die Dortmunder jetzt Angst kriegen zu gewinnen, dann wird's eng. So etwas gibt es ja manchmal. Aber Essen muss erstmal seine Hausaufgaben selber machen“, schätzte Fröhling die Lage Im Titel-Rennen ein.
Positiv zudem: Wegen der Vorkommnisse in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Gelsenkirchen, als einige BVB-Fans dort mit Pyrotechnik den Abstieg des S04 gefeiert haben, waren einige Streifenwagen der Polizei am Dortmunder Trainingszentrum vor Ort. Es blieb aber alles ruhig.