Ole Werner macht sich Sorgen. Um die Fitness seiner Spieler im Kampf um den Bundesliga-Aufstieg, klar. Aber auch um den Kopf. „Das ist eine harte Nuss für alle, die jetzt innerhalb von sechs Wochen vier in den eigenen Wänden verbringen müssen“, sagte der Trainer von Holstein Kiel: „Zum Teil komplett alleine.“
Wegen positiver Coronafälle befinden sich die Störche erneut in einer 14-tägigen Quarantäne, bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen. Einige Profis machen bereits zum dritten Mal eine Isolation durch, mit Training nur im Homeoffice. Die Aufstiegsträume der Norddeutschen drohen wegen dieser laut Werner „vermutlich einmaligen Situation“ zu platzen. Und die zweite Liga steht ausgerechnet im Saisonfinale, wenn sich Auf- und Abstieg entscheiden, vor einem Terminchaos. Schließlich stecken mit Kiel, dem Karlsruher SC und dem SV Sandhausen derzeit gleich drei Teams in Quarantäne.
Deshalb muss auch die Deutsche Fußball Liga (DFL) eine harte Nuss knacken: Wann bloß sollen die verlegten Spiele im bereits eng getakteten Kalender nachgeholt werden? Kommt doch noch der „Brücken-Lockdown“ für den Profifußball, um die Saison zu retten? Manch ein Klubboss rechnet schon damit, dass die bereits angedachte, aber in der Vorwoche (noch) verworfene Anordnung von Quarantäne-Trainingslagern für die 36 Erst- und Zweitligisten noch kommt - um zumindest einige Spieltage besser abzusichern.
Denn es ist ja nicht mehr als ein glücklicher Zufall, dass bisher „nur“ Zweitligisten von einer Quarantäne-Anordnung für das gesamte Team betroffen waren. Da sich die Hygienekonzepte der 36 Profiklubs nicht unterscheiden, drohen auch Bayern München und Co. in den verbleibenden Wochen bis zum Ende der Spielzeit ähnliche Szenarien - mit schwerwiegenden Folgen. Denn viel Spielraum für Verlegungen von Partien gibt es nicht mehr. Schon am 31. Mai beginnt die Abstellungsperiode für die EM-Endrunde (11. Juni bis 11. Juli).
In Kiel fragen sie sich jetzt schon, wie sie diese eigentlich herausragende Saison zu Ende spielen sollen. Die Störche - Tabellenvierter, vier Zähler hinter Rang zwei, aber zwei Spiele weniger auf dem Konto - müssen nach dem 20. April noch vier Ligaspiele nachholen und zudem am 1. Mai ihr Halbfinale im DFB-Pokal bei Borussia Dortmund absolvieren. Ob am 21. April die Partie gegen Sandhausen stattfinden wird, steht noch nicht fest. „Neue Spieltermine werden voraussichtlich in dieser Woche bekanntgegeben“, teilte die DFL mit. Der letzte Spieltag ist für den 23. Mai vorgesehen, die Relegationsspiele zur Bundesliga sind für den 26. und 29. Mai geplant.
„Von großen Träumen“ will Werner angesichts der vertrackten Situation gar nicht mehr reden. Vielmehr gehe es für die Kieler jetzt darum, „von schweren Verletzungen verschont zu bleiben und am Ende des Tages in den Spiegel schauen zu können und zu sagen: Man hat alles, was möglich war unter diesen Umständen, aus sich rausgeholt.“ sid