Die erneute strittige Entscheidung war eine zu viel. Die Würzburger Kickers wittern im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Fußball-Bundesliga eine handfeste Verschwörung. „Ich habe den Glauben wie Hoffnung an eine Gleichbehandlung und seriöses Geschäftsgebaren verloren“, sagte Aufsichtsratschef Thorsten Fischer in einer Stellungnahme und sprach von „krassen, mutwilligen Fehlentscheidungen“ gegen seine Kickers.
Dieser nahezu beispiellose Frontalangriff auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und seine Schiedsrichter birgt gewaltige Sprengkraft. Auch wenn der Verband beschwichtigte. „Schiedsrichterentscheidungen werden grundsätzlich unabhängig getroffen“, erklärte der DFB auf SID-Anfrage: „Dass diese in der Öffentlichkeit Emotionen hervorrufen können, ist im Fußball völlig normal.“
Doch Fischer war nicht zu bremsen. Um seinen Ärger zu unterstreichen, kündigte er auch das Ende des Engagements seiner Firma flyeralarm, zugleich auch Hauptsponsor in Würzburg, beim DFB an. „Wir sind stolzer Partner und Sponsor des DFB - mit heute gewesen“, sagte Firmengründer Fischer nach dem 1:1 im Derby gegen den 1. FC Nürnberg.
Es sei „überfällig“, sich zu wehren, fand auch flyeralarm-Fußballchef Felix Magath. Er habe „den Verantwortlichen bei den Kickers schon länger geraten, sich viel deutlicher zu den Fehlentscheidungen zu äußern, weil sie sonst nie gehört werden“, sagte der 67-Jährige der Bild: „Die Kleinen haben keine Lobby. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison.“
Die Vorwürfe reichen von vermeintlich falschen Elfmeterpfiffen über nicht gegebene Platzverweise bis hin zu fehlerhaften Eckball- oder Freistoßentscheidungen vor Gegentoren. „Nach heute elf spielentscheidenden Fehlentscheidungen kündige ich auf diesem Wege vorab in mündlicher Form - mit aller Gelassenheit und ohne Emotionen - sämtliche Verträge mit dem DFB“, teilte Fischer mit.
Unter anderem ist flyeralarm Bandenwerbepartner der U21- und A-Nationalmannschaft. Die größtenteils bis 2023 laufenden, teilweise millionenschweren Verträge sollen zwar erfüllt, aber eben keinesfalls mehr verlängert werden. Namenssponsor der Frauen-Bundesliga und Premium-Partner der Frauen-Nationalmannschaft könnte die Online-Druckerei dagegen bleiben. „Das Thema Frauen-Bundesliga betrachten und prüfen wir separat“, sagte Fischer.
Das Fass zum Überlaufen brachte gegen Nürnberg eine Szene in der 19. Minute. FCN-Innenverteidiger Lukas Mühl foulte als letzter Mann Kickers-Angreifer Ridge Munsy. Schiedsrichter Tobias Reichel (Stuttgart) zeigte dem Nürnberger aber nur die Gelbe Karte (19.). Auch der Videoschiedsrichter griff nicht ein. „Mehr Rot geht nicht“, urteilte Sky-Experte Torsten Mattuschka: „Das ist brutal, was Würzburg in die Fresse kriegt Woche für Woche.“
Die Verantwortlichen sehen das ähnlich - und hoffen durch den Frontalangriff auf Besserung. sid